Trendwende. Nach 15 Jahren steigen jetzt die Sparzinsen wieder, so das Vergleichsportal durchblicker: Erste größere Banken verdoppeln demnach die Fixverzinsung für Festgeld erstmals seit langem auf über 1% p.a. Auch bei den Kreditzinsen zeigt der Trend aufwärts.
Angesichts der aktuellen Rekord-Inflation steigen praktisch zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2008 die Zinsen bei den Banken wieder merklich an, heißt es in einer Aussendung: Seit 2008 sind laut Österreichischer Nationalbank die Zinsen kontinuierlich auf de facto null Prozent gesunken. Noch im Februar erhielten Sparerinnen und Sparer für ihre Einlage im Durchschnitt 0,06 bis 0,07 Prozent Zinsen, für Sparkonten mit mehr als zwei Jahren Laufzeit 0,36 Prozent.
Jetzt haben zum ersten Mal seit langem erste größere Banken die Fixverzinsung für Spareinlagen auf mehr als ein Prozent angehoben – zumindest bei einer Bindung der Einlagen ab drei Jahren – und damit die Zinsen in kurzer Zeit de facto merklich erhöht. „Angesichts der aktuellen Teuerungsrate ist das zwar für Sparerinnen und Sparer bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Den Wertverlust der Einlagen kompensiert das nicht ansatzweise. Die Zinserhöhung auf ein Prozent bleibt weit unter der für 2022 erwarteten Inflationsrate von 6,8 Prozent. Wir sehen aber jetzt zumindest wieder eine leichte Trendumkehr. Wir gehen davon aus, dass wieder etwas mehr Bewegung in diesen Markt kommt“, so Reinhold Baudisch, Geschäftsführer von durchblicker.
Auch die Kreditzinsen steigen
Mit den Sparzinsen steigen auch die Kreditzinsen: „Die Phase der Niedrigzinsen auch für Kredite geht zu Ende. Die Swap-Sätze für eine Laufzeit von 15 Jahren haben mittlerweile den höchsten Stand seit 2014 erreicht. Es ist auch nicht auszuschließen, dass aufgrund des enormen Anstiegs der Swap-Sätze einzelne Banken die Vergabe von Fixzinskrediten aussetzen oder nur mit ausgewählten Laufzeiten anbieten“, so Baudisch.
Der Swap-Zinssatz gibt Auskunft darüber, zu welchem Preis die Bank den Fixzinssatz am Markt einkaufen kann. Nach mehreren Zinserhöhungen, die in diesem Jahr bereits beobachtet wurden, heben momentan alle Banken die Kreditkonditionen im Fixzinsbereich entsprechend an.
Seit Jahresbeginn haben sich die Konditionen durchschnittlich und über alle Fixzinslaufzeiten um rund ein Prozent p.a. erhöht, heißt es. Dies dürfte aber noch nicht das Ende sein. In einigen Wochen werde sich daher ein ganz neues Zinsniveau im Fixzinsbereich einstellen. Seit Jahresbeginn haben sich die Preise für Fixzinskredite im Durchschnitt verdoppelt. Einzelne Banken reagieren bereits auf die sich ändernden Marktbedingungen und haben ihr Fixzinsangebot bereits eingeschränkt.
Strenge Kreditvergaberichtlinien fordern hohe Eigenkapitalquote
Böses Erwachen könnte es bei Immokrediten mit langer Laufzeit geben. Zwar halten sich die Kreditzinserhöhungen derzeit noch etwas in Grenzen. Jedoch je länger die Kreditlaufzeit ist, desto mehr fallen auch kleinere Zinsschritte groß ins Gewicht. Dazu kommt, dass in Österreich ab Jahresmitte 2022 deutlich strengere Kreditvergaberichtlinien gelten. 20 Prozent Eigenkapital wird bei Immobilienkrediten dann Pflicht, die Kreditrate darf 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommen nicht überschreiten, die Laufzeit werde mit maximal 35 Jahren begrenzt.
Laut Analyse von durchblicker wird aufgrund der neuen Vorgaben rund jeder dritte Wohnungskäufer bzw. Häuslbauer keinen Kredit mehr erhalten. Auch Umschuldungen werden davon betroffen sein. „Wer angesichts der rapiden Inflation und trotz der hohen Immobilienpreise sein Sparguthaben in Immobilien umschichten möchte, sollte daher das Zeitfenster der kommenden zwei Monate noch nutzen“, meint Baudisch.