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Business, Recht

Modeindustrie & Nachhaltigkeit: „Es bleibt ein weiter Weg“

Frederic Dittmar ©Kearney

Klimamuffel & Co. Die Modeindustrie hat sich auf den Weg in Richtung ESG gemacht – steht dabei aber immer noch fast am Anfang, so der „Circular Fashion Index 2022“ der Managementberatung Kearney. Die neuen EU-Ziele bis 2030 könnten Druck machen.

Als Kearney vor zwei Jahren den ersten Circular Fashion Index vorlegte, waren die Ergebnisse ernüchternd, heißt es dazu: Auf einer Skala von eins bis zehn zur Bewertung der Klimafreundlichkeit der Mode-Unternehmen lag der Medianwert bei nur 1,6. Zwei Jahre später habe sich die Branche ein wenig hochgearbeitet – auf immer noch recht bescheidene 2,85.

„Kein Zweifel: Die Modebranche hat sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre auf den Weg gemacht und viel angepackt, um den Lebenszyklus ihrer Waren zu verlängern und die Umweltrisiken zu reduzieren“, so Mirko Warschun, Handelsspezialist bei Kearney und Autor der Studie: „Sie steht indes immer noch am Anfang eines längeren Weges, der über Recycling, längere Haltbarkeit, Mietmodelle und verbesserte Pflegehinweise reicht.“

Die Studie

Der Circular Fashion Index 2022 hat 150 globale Marken aus 20 Ländern in den sechs Kategorien Sport und Outdoor, Unterwäsche/Dessous, Luxus, Premium/erschwinglicher Luxus, Massenmarkt und Fast Fashion untersucht. Im Fokus stand dabei die Frage, wie nachhaltig die Unternehmen arbeiten und wie sie im Sinne einer Kreislaufwirtschaft den Lebenszyklus ihrer Produkte verlängern.

Die Ergebnisse werden anhand von sieben Kriterien errechnet, die sowohl den Primärmarkt mit neuen Produkten (zum Beispiel Anteil recycelten Materials, Verfügbarkeit von Reparaturdiensten und Pflegehinweisen) als auch den Sekundärmarkt (zum Beispiel Second-Hand-Verkauf, Vermietung und Wiederverwendung von gebrauchter Kleidung) bewerten, so Kearney.

„39 Prozent recyceln überhaupt nicht“

Insgesamt schneide die Branche weiterhin schlecht ab:

  • Nur sieben Prozent der befragten Unternehmen verwenden in glaubhaftem Maße regelmäßig recycelte Materialien, 54 Prozent nur für einige ausgewählte Artikel und 39 Prozent überhaupt nicht.
  • Noch schlechter steht es bei den aufwändigeren Aktionen zur Langlebigkeit der Produkte: Umfassende Reparaturdienste werden von nur fünf Prozent (vor allem Luxusmarken) angeboten, Second-Hand-Verkauf ist ein Angebot wiederum von nur fünf Prozent und nur zwei Prozent offerieren Miet- oder Leasingdienste.
  • Auch bei den Kommunikationsmaßnahmen, die einfach und schnell umzusetzen wären, sei die Modebranche überraschend zurückhaltend: 44 Prozent verzichten ganz auf Kommunikation zu Nachhaltigkeit und 40 Prozent geben bei den Pflegehinweisen gerade mal die Mindestangaben an.

Die höchste Punktzahl erreichen Luxus- und Premiummarken dank ihrer ausführlichen Pflegeanleitungen und Reparaturleistungen, heißt es dazu. Fast Fashion und Unterwäsche/Lingerie haben die niedrigsten Werte, denn hier seien Secondhand- oder Mietservice schwieriger umzusetzen. Vorreiter-Unternehmen seien wie bereits vor zwei Jahren Patagonia, Levi’s und The North Face mit Werten von 8.50, 8.20 bzw. 8.05.

Frankreich in Summe stark

Die Mehrheit der untersuchten Marken (75 Prozent) stammen aus Deutschland, Frankreich, Italien und den USA. Obwohl Frankreich keine Marken in den Top 10 hat, erzielt es mit 3.65 die höchste Punktzahl, gefolgt von Italien mit 2.95, das zwei Marken (OVS und Gucci) in den Top Ten hat.

Deutschland liegt auf dem dritten Platz und zeige ein gemischtes Bild: Esprit und adidas liegen im obersten Quartil, Hugo Boss im zweiten Quartil, doch einige Marken mit schlechter Leistung ziehen die Gesamtpunktzahl nach unten.

Die EU macht Druck

„Die Verabschiedung der EU-Textilstrategie bis 2030 setzt die Modefirmen stark unter Druck. Der Circular Fashion Index offenbart nicht nur ihre zögerliche Haltung, sondern macht auch deutlich, wie tief Nachhaltigkeit besonders bei Fast Fashion die bisherigen Geschäftsmodelle in Frage stellt“, meint Frederic Dittmar, Co-Autor der Studie. Warschun ergänzt: „Wir können schon von einer anstehenden Revolution sprechen: Herstellung aus Monofasern, Recycling, zeitloses Design, Reparaturdienste und Secondhand- und Mietservice werden die Wertschöpfungskette nachhaltig verändern. Wer hier jetzt viel wagt, wird langfristig gewinnen.“

 

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