Österreich. Banker blicken wenig zuversichtlich auf den Rest des Jahres 2022, so eine Umfrage von CRIF: 84% erwarten ein steigendes Kreditrisiko. Doch diese Zahl hat auch ihr Gutes.
Die Gründe für die trüben Erwartungen liegen laut CRIF Österreich auf der Hand: Zum einen haben sich die globalen Wachstumsaussichten aufgrund des Krieges in der Ukraine als auch der Covid-19-Pandemie verschlechtert und zum anderen sind die Zentralbanken fest entschlossen, die Zinsen zur Eindämmung der Inflation anzuheben.
„Ähnlich pessimistisch wie im Vorjahr“
„Die Teuerung und der Zinsanstieg setzen sowohl Private, die beispielsweise einen Kredit für den Hausbau oder den Wohnungskauf aufgenommen haben, als auch Unternehmen, die Geschäftsinvestitionen getätigt haben, unter Druck. Für die Banken steigt umgekehrt das Risiko, dass Kreditnehmer die ihnen gewährten Kredite nicht oder nicht mehr zeitgerecht zurückzahlen können“, so Jürgen Krenn, Director Financial Sales bei CRIF Österreich. „So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Prognose für 2022 ähnlich pessimistisch ist wie jene aus dem Vorjahr.“
Auch für das Jahr 2021 haben über 80% der Bankenexperten ein steigendes Kreditrisiko vorhergesagt, welches sich dann jedoch nicht bestätigt hat. Im Endeffekt ist es nur für 30% der Befragten tatsächlich gestiegen, für 50% ist es gleichgeblieben. Insofern ist die aktuelle Einschätzung (84%) nicht nur eine schlechte Nachricht; ob es auch heuer weniger schlimm kommt als erwartet bleibt freilich abzuwarten.
Generell sind die Prognosen im Jahresverlauf seit 2017 kontinuierlich pessimistischer geworden: So rechneten Anfang 2020, also noch vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie in Österreich, 51% der Befragten mit einem wachsenden Kreditrisiko, 2019 waren es 44% und 2018 lediglich 17%. Davor – also bis zum Jahr 2017 – gingen die Experten eher von einem sinkenden Risiko aus, so CRIF.
Kreditvergabe wird nachhaltiger
Aufgrund strengerer Regulatorien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde ist es für Finanzinstitute mittlerweile verpflichtend, Unternehmen bei der Kreditvergabe nach ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) zu evaluieren. Allerdings sagt die Mehrheit der heimischen Bankenexperten (57%), dass die Erfüllung von ESG-Kriterien im Moment noch keinen Einfluss auf die Kreditvergabe hat. Wirft man jedoch einen Blick in die Zukunft, so werden für mehr als 80% der Befragten Umwelt-, Sozial-, und Corporate Governance-Standards künftig bei der Kreditvergabe an Bedeutung gewinnen. 27% sehen sogar einen großen Einfluss.
Die geplanten Investitionen
Da dem Risikomanagement gerade in Krisenzeiten eine wichtige Rolle zukomme, befragte CRIF die Bankenexperten auch nach geplanten Zusatzinvestitionen in diesem Bereich:
- Investitionen werden demnach im Jahr 2022 vor allem in Technologien getätigt (71%).
- 31% planen in zusätzliche Mitarbeiter*innen zu investieren – im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Verdoppelung (2021: 15%).
- Investitionen in externe Daten stehen bei 23% auf der Agenda.
Im Rahmen der Studie hat CRIF laut den Angaben insgesamt 56 österreichische Bankenexperten im Zeitraum Februar bis März 2022 zu den Themen Kreditrisiko in 2021 und 2022, Bedeutung von Daten und Investitionsvorhaben im Risikomanagement befragt.