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„Viele zeitgleiche Krisen machen Prognosen schwierig“

Michael Kolb ©Martina Draper / Acredia

Kreditversicherer. Krieg und steigende Zinsen werfen einen Schatten auf die Konjunkturentwicklung. Sie erschweren Prognosen an der Insolvenzfront, doch die Nachfrage zieht an, sagt Michael Kolb, Vorstand des Kreditversicherers Acredia, im Interview.

Extrajournal.Net: Die Zahl der Insolvenzen steigt in Österreich wie international. In den beiden vergangenen Jahren wurden die Insolvenzzahlen durch die Hilfsmaßnahmen in der Corona-Krise ja sozusagen künstlich niedrig gehalten. Wie sehen Ihre aktuellen Prognosen aus?

Michael Kolb: In unserer Prognose vom Mai zum globalen Insolvenzgeschehen, gehen wir davon aus, dass sich die Zahl der Firmenpleiten in Österreich bis Ende 2022 bei etwa 5.000 einpendeln wird. Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme, als Risikomanager beobachten wir das weltweite Wirtschaftsgeschehen, die Zinsentwicklungen und den Ukraine-Krieg laufend.

In den letzten Monaten sind neue Faktoren aufgetreten: Einerseits der Angriff Russlands auf die Ukraine, andererseits hohe Inflation und dadurch die Wende bei den Zinsen, die nun zu steigen beginnen. Könnten diese Faktoren insgesamt dazu führen, dass die Zahl der Insolvenzen stärker ansteigt? Gibt es Branchen, die besonders betroffen sind?

Viel Dynamik durch zeitgleiche Krisen

Michael Kolb: Die Dynamik der vielen, zeitgleichen Krisen macht es schwer, seriöse Prognosen auf mehrere Monate hinaus zu treffen. Unternehmen sind auf alle Fälle gut beraten, sich gegen Insolvenzen und Zahlungsausfälle abzusichern. Vor allem in der Baubranche, dem Handel und der Gastronomie könnte die Zahl der Insolvenzen weiter steigen. Bei Acredia nehmen wir es genau und betrachten jedes Unternehmen einzeln. Denn es gibt gut aufgestellte Betriebe in schwächelnden Branchen und es gibt kränkelnde Unternehmen in vermeintlich sicheren Wirtschaftsbereichen.

Wie wirkt sich die aktuelle Entwicklung auf den Markt für Kreditversicherungen aus?

Michael Kolb: Das erste Quartal 2022 war für Acredia äußerst erfolgreich. Vor allem Unternehmen, die bereits den Schutz einer Kreditversicherung genießen, weiten ihre Verträge aus. Besonders unsere Acredia Global (Anm.: für Großkunden bzw. Unternehmen mit internationalem Kundenstock u.a.), mit der Betriebe offene Forderungen weltweit gegen Insolvenz und Zahlungsausfall schützen können, ist derzeit gefragt. Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die aufgrund der staatlichen Covid-Hilfsmaßnahmen glauben, sie seien immun gegen Insolvenz.  Eine Annahme, die angesichts der vielfältigen Krisen äußerst riskant ist.

Im Interview

Michael Kolb ist Vorstand der Acredia Versicherung AG.

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