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Mehr Tempo bei Erneuerbaren: „Das Geld ist da, keine Frage“

Bernd Fislage ©Petra Spiola

Interview. Erneuerbare Energie soll angesichts von Gas-Abhängigkeit und Klimakrise rascher ausgebaut werden. Die Investoren sind da, jetzt geht es um die Rahmenbedingungen, sagt Kommunalkredit-CEO Bernd Fislage.

Extrajournal.Net: Die Kommunalkredit ist auf Infrastruktur- und Energiefinanzierung spezialisiert: Wie groß ist der Anteil der Energie bei Ihren Projekten aktuell?

Bernd Fislage: Leistungsfähige und qualitativ hochwertige Infrastruktur sowie eine gesicherte Energieversorgung sind wirkungsvolle Instrumente, sie stärken die Wirtschaftskraft, fördern urbane Entwicklung, beleben Regionen, schaffen Arbeitsplätze und sind unerlässlich bei Maßnahmen gegen den Klimawandel. Megatrends wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, demographische Änderungen sowie zusätzliche Herausforderungen – hervorgerufen durch die seit über zwei Jahren andauernde Gesundheitskrise, den Ukraine/Russland-Krieg und der damit einhergehenden Notwendigkeit rascher Lösungen in der Energiepolitik – erhöhen den Bedarf an Infrastruktur- und Energieprojekten weiter. 2021 hat die Kommunalkredit ein Neugeschäftsvolumen von 1,9 Mrd. Euro erzielt, wovon rund 46% auf den Energie & Umweltbereich entfielen.

Wir haben im letzten Jahr 46 Projekte realisiert: Windkraftwerke in Skandinavien, Breitbandausbau in den Niederlanden, Solar-Photovoltaik-Parks in Südeuropa, Glasfaserprojekte in Deutschland, Gesundheitsinfrastruktur in Großbritannien und vieles mehr… Wir sind auch in Österreich sehr aktiv. Wir investieren gemeinsam mit der OMV in den Bau der größten Elektrolyseanlage Österreichs, wo ab 2023 bis zu 1.500 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich produziert werden, was eine Reduktion von bis zu 15.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ermöglicht. Ein weiteres Leuchtturmprojekt, mit dem wir die Energiewende unterstützen, ist unser Joint Venture „PeakSun“ mit dem oberösterreichischen Energieversorger eww, um Photovoltaik- Aufdachanlagen auf gewerblichen Immobilien zu finanzieren, errichten und betreiben.

„Mehr Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl schaffen wir nur gemeinsam“

Bemerken Sie seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den resultierenden Turbulenzen am Energiemarkt verstärkte Nachfrage nach Projekten im Bereich erneuerbare Energie?

Bernd Fislage: Natürlich ist seit dem russischen Angriff der Ruf nach einer größeren Unabhängigkeit russischer Öl- und Gaslieferungen von vielen Seiten um einiges vokaler geworden. Politik, Industrie und auch die Privatgesellschaft – kurzum wir alle – fordern gegenseitig Pläne und langfristige und nachhaltige Lösungen. Das werden wir aber nur gemeinsam schaffen. Es braucht einen Schulterschluss der öffentlichen Hand mit der Privatwirtschaft, entsprechende Rahmenbedingungen und eine „can do“- Attitüde. Der Wunsch nach erneuerbarer Energie, aber die gleichzeitige Verweigerung in der eigenen Umgebung Windräder zu haben wird sich künftig schlicht nicht mehr „ausgehen“. Wir können weniger von einer verstärkten Nachfrage sprechen, denn die ist seit mehreren Jahren ungebrochen hoch. Die Investitionssummen am europäischen Infrastrukturmarkt im Bereich Erneuerbarer Energie steigen konstant, 2021 auf knapp 63 Mrd. Euro.

Die Europäische Union hat den Green Deal ausgerufen und der Großteil der Länder hat zusätzlich ehrgeizige Klima- und Energiepläne gefasst. Diese müssen wir nun gemeinsam umsetzen. Und die Zeit läuft.

Finanzierungen für grüne Energie auf Rekordniveau

Das Tempo der Energiewende soll nach Möglichkeit beschleunigt werden, auch um unabhängiger von russischem Erdgas zu werden. Sind aus Ihrer Sicht die nötigen Finanzierungsvolumen am Markt verfügbar, besteht schon die nötige Klarheit über die Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau? Was würden sich potenzielle Projektpartner wünschen?

Bernd Fislage: Das Geld ist da, keine Frage. Denn trotz politisch, wirtschaftlich – und auch menschlich – anspruchsvollen Zeiten hat der europäische Markt für Infrastrukturfinanzierungen 2021 ein Rekordvolumen von knapp 300 Mrd. Euro erreicht. Rund 170 Mrd. Euro davon wurden im Energie & Umwelt-Sektor investiert. Was uns vor viel größere Herausforderungen stellt, sind die Rahmenbedingungen für notwendige und auch seitens der Politik und Gesellschaft gewünschte Investitionen.

Der rasche Ausbau von Erneuerbarer Energie ist vor allem von zwei grundsätzlichen Faktoren abhängig: Erleichterungen und Sicherheit. Erleichterungen bei Flächenumwidmungen und Genehmigungsverfahren und Sicherheit bezüglich des entsprechenden Netzausbaus und der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Wünsche unserer Kunden und Partner decken sich hier mit unseren, von den bereits angesprochenen regulatorischen Frameworks bis zu höheren Förderungen. Ein weiterer kritischer Punkt ist der Ressourcenmangel, sowohl auf der personellen Fachkraftebene, als auch aufgrund unterbrochener Lieferketten, fehlender Rohstoffe und Materialien.

Im Interview

Bernd Fislage ist seit Februar 2017 Mitglied des Vorstands der Kommunalkredit Austria AG und seit September 2018 ihr Vorstandsvorsitzender. Davor war er bei der Deutschen Bank global für Asset Finance und regional für strukturierte Finanzierungen in der DACH-Region verantwortlich. Zu seinen früheren Karrierestadtionen zählen NatWest Markets und BHF Bank. Er ist Absolvent der Technischen Universität Darmstadt.

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