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Family Offices boomen in Europa, doch sie zittern auch

Rudolf Krickl ©PwC Österreich

In der Familie. Anzahl und Gesamtwert der Family-Office-Investitionen in Europa erzielten zuletzt Rekordwerte, so eine neue Studie von PwC: Österreich ist in, als Vehikel werden immer häufiger „Club Deals“ benützt. Doch auch am Himmel der Reichen ziehen Wolken auf.

Family Offices sind Unternehmen, deren Zweck die Verwaltung des (meist sehr großen) Vermögens einer bestimmten Eigentümerfamilie ist. Solche Gesellschaften verfügen über die professionellen Strukturen eines Investmenthauses, arbeiten aber ausschließlich für eine einzige oder einige wenige Familien. Ihre Wirtschaftskraft kann sehr bedeutend sein, das Licht der Öffentlichkeit wird aber meist nicht gesucht. daher gibt es wenig handfeste Informationen über die Branche. Nun hat Big Four-Multi PwC aber eine Studie dazu veröffentlicht, „Family Office Deals 2022“:

  • Demnach lag der Gesamtwert der von Family Offices unterstützten Immobilien- sowie direkten Firmeninvestitionen in, aus und nach Europa im Jahr 2021 bei 227,6 Mrd. US-Dollar (216,18 Mrd. Euro) und erreichte somit einen neuen Höchststand.
  • Hervorzuheben sei die hohe Zahl der Mega-Deals: 20 Transaktionen hatten 2021 einen Investitionswert von jeweils mehreren Milliarden US-Dollar.

Ein Blick in die Familienfinanzen

Die Studie gebe erstmals Einblick in die diskrete Welt der Family Offices und decke Investment-Trends mit europäischem Fokus auf. Für die Analyse hat PwC Direktinvestitionen in Unternehmen und Immobilientransaktionen von Family Offices zwischen Jänner 2012 und Ende 2021 recherchiert. Ein Teil der Investitionsströme ist online interaktiv aufbereitet.

  • Im Zeitraum von 2012 und 2021 konzentrierten sich Investitionen von Family Offices vor allem auf den Immobiliensektor (1.698 Transaktionen).
  • Der Transaktionswert war in der Gesundheits- und Biotech-Branche mit 255,9 Mrd. US-Dollar am höchsten.
  • Als beliebtester Zielmarkt für direkte Firmeninvestitionen galt Großbritannien, während sich die USA als attraktives Land für Immobilieninvestitionen erwies – gefolgt von Großbritannien auf Platz 2 und Deutschland auf dem dritten Platz.

2021 größtes Wachstum in Spanien, Frankreich und Österreich

Neben Langzeitentwicklungen geben die Transaktionsdaten auch Aufschluss über aktuelle Trends, heißt es weiter:

  • Zwischen 2020 und 2021 verzeichnete Spanien mit einem Anstieg von 50% den größten Zuwachs an direkten Firmeninvestitionen.
  • In der Assetklasse Immobilien war das schnellste Wachstum in Frankreich zu erkennen. Hier stiegen die Transaktionen um mehr als 300%, in Österreich um 200%.
  • Wien ist ein beliebter Ort für Real Estate-Investitionen der reichen Familien: Die Bundeshauptstadt liegt auf Platz 6 im Langzeit-Ranking „City Hot-Spots for Family Offices Investments (2012 – 2021)“.

Die Feierlaune ist verflogen

„Family Offices haben ihre Rolle in der Investitionslandschaft im vergangenen Jahrzehnt beachtlich ausgebaut. Europa hat sich dabei als Dreh- und Angelpunkt etabliert, was die Attraktivität des Kontinents für heimische wie internationale Investor*innen verdeutlicht“, so Rudolf Krickl, Partner und Family Business Leader bei PwC Österreich. Jedoch: „In Hinblick auf die aktuell ungewisse wirtschaftliche sowie geopolitische Lage in Europa reagieren Investor*innen zögerlich. Die Anzahl der Transaktionen aus dem ersten Quartal 2022 deutet auf einen Rückgang des Wachstumstrends hin“, so Krickl.

Club Deals: Investment-Kooperationen boomten

Die Art und Weise, wie Family Offices Investitionen tätigen, hat sich laut PwC in der vergangenen Dekade verändert. Einen Boom entdeckten die Studienautor*innen bei sogenannten Club Deals. So bezeichnet die Branche Zusammenschlüsse zwischen Family Offices und anderen Investoren-Gruppen wie etwa Private Equity Häusern, um gemeinsam Investitionen zu tätigen. Seit 2012 habe sich die Zahl der Club Deals um mehr als das 25-fache erhöht und erreichte 2020 ihren Höhepunkt. Die meisten Club Deals wurden in der Branche Computer, Elektronik und optische Produkte getätigt, die 38% des Gesamtanteils ausmachte – fast doppelt so viel wie die zweitgrößte Branche: Internet / E-Commerce.

„Grund für den Boom von Club Deals ist einerseits der Anstieg der Deal-Größe – es braucht mehrere Investor*innen, um das benötigte Kapital aufzubringen. Andererseits wächst der Wunsch nach Risikodiversifizierung. In einer unsicheren Welt sind Family Offices zunehmend daran interessiert, die Risiken und Chancen ihrer Investitionen zu teilen“, so Gerald Eibisberger, Partner und Deals Leader bei PwC Österreich.

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