Berlin/Düsseldorf. Das Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) und der Ethikverband der Deutschen Wirtschaft (EVW) haben den Leitfaden „Digital Leadership – Führen im digitalen Zeitalter“ veröffentlicht.
„Das Thema Führung hat sich in den letzten Jahren grundlegegend verändert. Zum einen verlagert es sich in den virtuellen Raum, zum anderen sind erweiterte Fähigkeiten und andere Führungspersönlichkeiten gefragt. Daher haben wir uns in einem hochkarätig besetzten Round Table mit rund 30 Top CEOs und Experten verschiedener Branchen intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Hierbei haben wir auch die Sichtweise der jüngeren Genereation einfließen lassen, indem Studierende eingebunden wurden“, so Karin Barthelmes-Wehr, Geschäftsführerin des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG).
Irina Kummert, Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft (EVW): „Arbeiten am anderen Ort und neue Technologien verändern nicht nur unser Verständnis davon, was sinnvolle Arbeit überhaupt ausmacht, sondern auch die Ansprüche der Menschen an Führung. Bisher bestehende Hierarchien und ´Führung qua Amt´ werden zunehmend in Frage gestellt. Branchenunabhängig haben immer noch viele Unternehmen im Umgang damit Nachholbedarf. Deswegen haben wir diesen Leitfaden entwickelt und bieten praxisnahe Empfehlungen für konkrete Handlungsfelder. Verschiedene Aspekte werden durch Best Practice-Beispiele anschaulich gemacht und ermöglichen, einzelne Ansätze sofort in der täglichen Führungsarbeit umzusetzen.“
Die Inhalte im Detail
Fokus-Themen des Leitfadens sind u.a. Unternehmenskultur, Innovationsfähigkeit, Gesundheit sowie Recruiting und Onboarding. Dabei betonen die Autoren, dass mit einer „hohen sozialen und emotionalen Kompetenz“ digitale Führung Veränderungen frühzeitig aufnimmt, agiles Arbeiten ermöglicht und nicht-digitale und digitale Lösungskonzepte bietet. „Gerade unter dem steigenden Technologieeinfluss mit der Tendenz, soziale Distanz zu fördern, sind die Beteiligten davor zu schützen, dass sie zum Objekt werden, statt respektiertes Subjekt zu sein“, so Stefanie Frensch, Vorständin des ICG und der Becker & Kries Gruppe.
Demnach sei das „Fundament von digitaler Führung“ die Unternehmenskultur, die von „Vertrauen getragen wird und nur durch fortlaufende, interne Kommunikation entsteht“. Möglichkeiten zur Verankerung und Vertiefung der Vertrauenskultur bieten sich demnach durch unternehmensinterne Weiterbildungen wie Seminare oder Workshops. Da Führungskräfte zur Umsetzung dieses Bausteins eine besonders wichtige Rolle spielen sollen, empfehlen die Autoren zum Beispiel Angebote für ein „kultur- und rollenorientiertes Coaching“ und Formate, die einen „Austausch sowie Reflexion im geschützten Raum“ ermöglichen.
Der Leitfaden kommt zu dem Ergebnis, dass die Innovationsnotwendigkeit in Zeiten der Digitalisierung schneller wird und sich die Zyklen beschleunigen. Die aktive Förderung von Ideen stelle einen wichtigen Aspekt dar. Im Leitfaden werden dazu Vorschläge skizziert, wie die innerbetriebliche Ideenförderung aktiv unterstützt werden kann.
„Digitalisierung hat den größten Erfolg, wenn sie von den Anwenderinnen und Anwendern ausgehend gedacht wird – das bedeutet Nutzerinnen und Nutzer sind die zentralen Stakeholder, damit Digitalisierung als Mittel zum Zweck wirken kann“, so Barthelmes-Wehr. „Die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens, vom Recruiting und Onboarding über eine kommunikative Vertrauenskultur, auch im Hinblick auf gesundheitliche Aspekte, Innovationsfähigkeit sowie Förderung der Mitarbeitenden, dient in den sich verändernden Prozessen dem Unternehmenserfolg und den Menschen im Unternehmen: Veränderungen nützen dem, der sich aktiv darauf einstellt.“