Gastbeitrag. Betriebskriminalität verursacht im Durchschnitt einen Schaden von 100.000 Euro, nur jeder 10. Fall wird aufgedeckt: Roland Beranek, Chef der BMD Akademie, warnt vor typischen Angriffspunkten und schildert Vorsichtsmaßnahmen.
Was versteht man unter Betriebskriminalität?
Im Wesentlichen alle unerlaubten, kriminellen und fraudulenten Handlungen, welche zu Vermögensschäden im Unternehmen führen. Also der Betrug bei Reisekostenabrechnungen, die Bestellung eines Druckertoners welcher danach zuhause eingesetzt wird, die Bohrmaschine für die eigene Baustelle oder der Griff in die Firmenkasse.
Welche Unternehmen sind davon betroffen?
Im Grunde ist kein Unternehmen davor sicher. Egal welche Größe oder Branche: Gelegenheit macht Diebe. Am häufigsten trifft es Unternehmen – speziell wo in der Buchhaltung in die Kasse gegriffen wird – mit um die 100 Mitarbeitern.
Wer ist der typische Täter und was passiert dabei genau?
Den „typischen“ Täter gibt es nicht wirklich. Zumeist männlich, in gehobener Stellung oder im finanznahen Bereich (also nicht gerade der Portier) und unauffällig. Es gibt verschiedene Wege um in die Kassa zu greifen, sei es bei Kassenabrechnungen, Reisespesen, Lohnabrechnungen (Stichwort Phantommitarbeiter) oder der häufigste Fall: Kopierte bzw. manipulierte bzw. erfundene Eingangsrechnungen, welche auf das eigene Konto überwiesen werden. Das Problem dabei ist, dass es so einfach funktioniert, weil es in den meisten Fällen keine Kontrolle gibt und blindes Vertrauen vorherrscht!
Wie hoch ist der durchschnittliche Schaden und wie werden diese Machenschaften aufgedeckt?
Im Durchschnitt sind es etwa 100.000 Euro. Meist ist das Geld verloren, weil der interne Betrüger dieses Geld ja für Reisen, Spielsucht, Lebenswandel ausgibt. Es gibt aber viele Fälle, wo die Beträge mehrere Millionen (!) Euro betragen. Der durchschnittliche Deliktszeitraum liegt bei 18 Monaten bis eine Tat entdeckt wird. Schätzungen ergeben, dass nur rund jeder 10. (!) Fall entdeckt und aufgeklärt wird. Aufdecker Nummer 1 ist interessanterweise nicht die interne Revision (sofern es überhaupt eine gibt), oder externe Prüfer, sondern interne Hinweise oder Inspektor Zufall!
Es gibt jedoch mathematische Methoden – Stichwort Benford Analysen, welche die berühmte „Stecknadel im Heu“ mit großer Wahrscheinlichkeit finden. Diese Methoden beruhen auf einer wahrscheinlichen Häufung bzw. Vorkommen von Beginnziffern der Rechnungsbeträge. Also das „Metallsuchgerät nicht am Feld, sondern in der Buchhaltung“. Diese Analysen können präventiv oder z. B. bei der Jahresabschlusserstellung angewendet werden. Die Treffsicherheit ist groß und die Ergebnisse führen immer wieder zu großem Staunen! Diese Prüfungen bieten wir auch als Dienstleistung an bzw. informieren gerne auf Anfrage.
Der Autor
Mag. Roland Beranek MBA ist Leiter der BMD Akademie der BMD Systemhaus GmbH und u.a. auf LinkedIn mit Themen rund um Management, IT, Rechnungswesen und Steuern präsent.