Frankfurt. Eine aktuelle Analyse von Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) für das zweite Quartal 2022 kommt zu dem Ergebnis, dass die Dynamik im Baugewerbe in vielen Teilen der Welt nachlässt. Das makroökonomische Umfeld wirke sich auf die Aktivität aus, heißt es.
Der aktuelle RICS Global Construction Monitor für das zweite Quartal 2022 kommt zum dem Ergebnis, dass die Dynamik im Baugewerbe in vielen Teilen der Welt nachlässt, da das „schwierigere makroökonomische Umfeld sich auf die Aktivität auswirkt“. Dennoch steige die Arbeitsauslastung in allen Sektoren auf globaler Ebene weiter an, auch wenn auf einigen Märkten das Wachstum im zweiten Quartal zum Stillstand kam, so die Studie.
Bautätigkeitsindex fällt insgesamt
Im zweiten Quartal ging der Gesamtindex der Bautätigkeit (CAI) laut den Angaben weltweit zurück und verzeichnete einen Wert von +12 (Q1: +20). Obwohl er sich immer noch im positiven Bereich befindet, sei dies der schwächste Wert seit dem vierten Quartal 2020.
- Auf regionaler Ebene war der Rückgang in Europa am deutlichsten, wo der CAI von zuvor +18 auf +5 fiel.
- In APAC sank er von +8 im letzten Quartal auf +5.
- In Amerika und MEA zeigen sich positivere Werte mit einem CAI von +27 (Q1: +38) bzw. +18 (Q1: +29).
- Auf Länderebene zeigt sich Saudi-Arabien weiterhin robust. Hier konnte der CAI entgegen dem globalen Trend von +59 auf +67 zulegen.
- Ähnlich entwickelt sich die Situation der Bauwirtschaft in Indien, wo der CAI im zweiten Quartal mit +50 (Q1: +38) einen Rekordwert seit der Erhebung 2018 erreicht hat.
- Auf der anderen Seite verzeichneten mehrere europäische Märkte eine spürbare Abschwächung der Dynamik. So fiel der CAI in Deutschland von +34 auf +8 und in Frankreich von +28 auf 0.
Prognosen bei Gewerbe- und Wohnimmobilien gehen zurück
Die Zwölfmonatsprognosen für die Bautätigkeit im Bereich Gewerbeimmobilien europaweit gehen von +15 % auf +5 % zurück (Nettosaldo im Vergleich zum vorangegangenen Quartal). Im Bereich private Wohnimmobilien fiel der Rückgang noch deutlicher aus. Hier verringerte sich der Nettosaldo von +40 % auf +16 %. Dieser Trend macht sich besonders in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden bemerkbar:
- Der Nettosaldo für den Jahresausblick bei privaten Wohnimmobilien in Deutschland fiel somit von +80 % auf +10 %, bei Gewerbeimmobilien von +36% auf +8%.
- Frankreich verzeichnet bei Wohnimmobilien einen Wert von +17 % (Q1: +44%) und bei Gewerbeimmobilen +29 % (Q1: +50 %).
- Die Aussichten für die Bautätigkeit von Wohnimmobilien in den Niederlanden fiel von +40 % auf +11 %, im Bereich Gewerbeimmobilien wird aktuell ein Wert von 0 % verzeichnet (Q1: +29 %).
Materialkosten und -verfügbarkeit als Herausforderung
Steigende Materialkosten werden von 88 % der Befragten weltweit als ein großes Hindernis für die Bautätigkeit bezeichnet. In Deutschland liegt die Zahl bei 87 %. Global geben rund drei Viertel der Befragten an, dass die Materialengpässe die Branche derzeit behindern (74 %). Das Ergebnis für Deutschland liegt hier bei 93 %.
Zukünftig gehen die Umfrageteilnehmer davon aus, dass die Materialkosteninflation erhöht bleibt. In den nächsten 12 Monaten prognostizieren 8 % einen weiteren Anstieg (Deutschland: knapp 9 %). Dieser nur leichte Rückgang gegenüber dem Jahresausblick aus dem ersten Quartal von 9 % (Deutschland: 10 %) deute laut RICS darauf hin, dass der Inflationsdruck noch eine Weile intensiv bleiben wird.
„Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Dynamik in vielen Teilen der Welt abschwächt. Die makroökonomischen Belastungen treffen auch die Bautätigkeit“, so Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland. „Die Hindernisse bleiben die gleichen wie in den Vormonaten, und die Erwartungen auch hinsichtlich der Margen werden weiter zurückgeschraubt. Insbesondere in Europa ist im Vergleich mit dem ersten Quartal eine spürbare Herabstufung im privaten Wohnungsbau erkennbar.“