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Warum Gendern bei Google schadet – und was dagegen hilft

Christoph Pawletko ©SEO-Küche

Suchmaschinen. „Genderneutrale“ Sprache gewinnt an Bedeutung. Doch wer auf der Firmen-Website lieber Kund*innen statt Kunden schreibt, wird von Google mit weniger Suchtreffern bestraft. Die Online-Marketing-Agentur SEO-Küche erklärt die Gründe und liefert Lösungen.

Viele Branchen, Institutionen und Behörden sind bereits dazu übergegangen, die Inhalte ihres Internetauftritts gendersensibel zu formulieren – oder sind in manchen Bereichen sogar dazu verpflichtet. Gleichzeitig buhlt man um möglichst viele Online-Besucher*innen und damit um die Gunst der Suchmaschinen. Doch Gendern und Suchmaschinen-Optimierung (Search Engine Optimization, SEO) scheinen auf den ersten Blick nur schwer vereinbar: Suchmaschinen, ob nun Marktführer Google oder die Konkurenz, neigen dazu, Seiten mit genderneutral formuliertem Content weiter unten in den Suchergebnissen zu platzieren.

„Bei allen Suchmaschinen negativ“

Christoph Pawletko von der Online-Marketing-Agentur SEO-Küche: „Generell kann sich Gendern aktuell noch bei allen Suchmaschinen negativ auswirken.“ Der Grund: Google, Bing, DuckDuckGo und Co. orientieren sich bei den Suchergebnissen an den Suchanfragen, und bei diesen wird das Gendern noch eher selten genutzt. Die User suchen also eher nach dem Wort „Bäcker“ als nach „Bäcker*in“ (oder „BäckerIn“, usw.). Google zeigt ihnen daher jene Seiten als Suchergebnisse, auf denen wörtlich „Bäcker“ steht. Ein Eingriff in die Reihung – um Web-Treffer mit „Bäcker*in“ ebenso weit oben anzuzeigen wie die mit „Bäcker“ – wird von den Suchmaschinen nicht vorgenommen, wordurch Gendern von ihnen im Endergebnis freilich abgestraft wird.

Die Art und Weise, wie sich das in der Praxis auswirkt, ist unterschiedlich, so Pawletko weiter: In der Google-Suchmaschine werde das Binnen-I buchstabengetreu gelesen und daher fälschlich als rein weiblich interpretiert. Dementsprechend werden daher in den Suchergebnissen »weibliche« Ergebnisse mit »i« favorisiert, was unerwartete Konsequenzen mit sich bringen könne. „In anderen Suchmaschinen, z.B. DuckDuckGo oder Bing, wird das »i« mehr oder weniger ignoriert“, so Pawletko weiter. Wie gendergerechte Sprache im Zusammenhang mit Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, „SEO“) trotzdem erfolgreich gelingen könne, erläutert Pawletko anhand einiger Tipps.

Tipps für gendergerechte Sprache und Suchmaschinenoptimierung (SEO)

Zunächst zum Problem selbst: Ärzte, Berater, Professoren – das generische Maskulinum bezieht theoretisch alle Geschlechter mit ein. Studien haben jedoch gezeigt, dass sich die meisten Menschen unter diesen Begriffen ausschließlich männliche Personen vorstellen. Nicht nur in der gesprochenen Sprache, auch in Online-Inhalten dominiert das generische Maskulinum.

Trotzdem gebe es genügend Gründe, die Inhalte des eigenen Internetauftritts genderneutral zu formulieren. Im Zuge des Bestrebens nach Gleichberechtigung passt sich auch die Sprache an und wird in einer gendergerechten Sprache ausgedrückt, so SEO-Profi Pawletko. Je nach Branche erzielt man durch genderneutrale Sprache weiters auch eine positivere Außenwirkung bei (potenziellen) Kunden und Kundinnen. Es sei also eine Abwägung zwischen gendergerechten Inhalten und gutem Ranking bei den Suchmaschinen – eine Herausforderung, die nicht nur machbar ist, sondern sogar lohnenswert sein könne.

Warum Sternchen, Doppelpunkt und Co bei Google nicht funktionieren

Gängige Varianten der gendergerechten Formulierung, die sowohl Männer als auch Frauen miteinbeziehen, sind aktuell das Gendersternchen (SEO-Berater*in), der Doppelpunkt (SEO-Berater:in) und das Binnen-I (SEO-BeraterIn). Und wie geht die marktführende Suchmaschine damit um?

  • Gibt man den Begriff “SEO-Berater*in” in das Suchfeld ein, wird das Gendersternchen von Google aktuell noch komplett ignoriert und es werden nur Suchergebnisse ausgespielt, die den maskulinen Begriff “SEO-Berater” enthalten.
  • Ein ähnlicher Effekt ergibt sich beim Doppelpunkt.
  • Die Suchergebnisse für “SEO-BeraterIn” fallen hingegen genau umgekehrt aus. Denn da Groß- und Kleinschreibung bei der Google-Suche irrelevant sind, interpretiert die Suchmaschine das Binnen-I schlicht als “normales” I und liefert überwiegend Ergebnisse, die sich auf die weibliche Form beziehen. Hier gibt es aber deutlich weniger passende Ergebnisse, was für die Seite weniger Traffic (User) bedeuten könnte.

So können SEO und Gendern trotzdem funktionieren

Zusätzlich zu Gendersternchen, Doppelpunkt und Binnen-I gibt es allerdings weitere gendersensible Formulierungsmöglichkeiten, die „SEO-konform“ (d.h. Suchmaschinen-freundlich) eingesetzt werden können:

  • Die Paarform, in der beide Varianten ausgeschrieben werden („Bäckerinnen und Bäcker“), funktioniere für Google sehr gut. Zwar kann sich hier die eine oder andere Wortwiederholung ergeben, dafür wird man vom Algorithmus mit dem geballten Suchvolumen des männlichen und des weiblichen Begriffs belohnt.
  • Eine weitere Möglichkeit ist es, möglichst geschlechtsneutrale Formulierungen zu nutzen. Zum Beispiel, dass die Leistung und nicht das Geschlecht der Person betont werden. So bezieht man übrigens auch nicht-binäre Personen mit ein.
  • Alternativ können auch Relativsätze verwendet werden: „Wer bzgl. der Suchmaschinenoptimierung beratend tätig ist“ anstatt „SEO-Berater und SEO-Beraterin“.
  • Etwas tricksen lässt sich auch, indem man männliche Varianten einfach „versteckt“, beispielsweise in den Bild-Dateinamen, in der URL-Bezeichnung, in den Alt-Attributen oder in den Metaangaben.

„Google wird dazulernen“

Wird die Sprache verändert, werden auch die Suchmaschinen gendersensibles SEO erlernen, heißt es bei der SEO-Küche. Bis dahin bleibe es spannend zu beobachten, wie Google mit dem Thema Gendern umgeht. Der Google-Algorithmus wird bekanntlich immer weiterentwickelt, und die Konkurrenz, ob nun von Microsoft (Bing) oder anderen, versucht nachzuziehen. Gleichzeitig geraten die Such-Algorithmen selbst immer stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit – und es gibt Initiativen wie OpenWebSearch der europäischen Universitäten, die eine „offene, faire Alternative“ bieten wollen.

 

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Ein Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Pawletko,

    mit großem Interesse habe ich Ihren Beitrag gelesen. Leider enthält er eine Aussage, die wissenschaflich nicht haltbar, um nicht zu sagen schlichtweg falsch ist. Sie schreiben:

    „Ärzte, Berater, Professoren – das generische Maskulinum bezieht theoretisch alle Geschlechter mit ein. Studien haben jedoch gezeigt, dass sich die meisten Menschen unter diesen Begriffen ausschließlich männliche Personen vorstellen.“

    Dieser umfangreiche Text in der Berliner Zeiting setzt sich mit der These und der Studienlage intensiv auseinander (sämtliche Studien sind verlinkt), zitiert Sprachwissenschaftler etc.: https://www.berliner-zeitung.de/open-source/streit-ums-gendern-nein-die-deutsche-sprache-diskriminiert-frauen-nicht-li.246245. Er zeigt, dass Ihre Aussage nicht stimmt.

    Vielleicht interessiert es Sie ja und Sie überdenken die Formulierung noch einmal. Journalisten sollten doch Fakten berichten oder – wo eine wissenschaftliche Debatte über Forschungen und Hypothesen stattfindet – diese Debatte abbilden, statt Thesen als Tatsachen darzustellen.

    Als kleine Ergänzung zu dem Artikel verweise ich noch auf diesen kürzlich erschienenen Text von Ralf Vogel, Professor für germanistische Linguistik an der Uni Bielefeld: https://www.nachdenkseiten.de/?p=87304. Vogel spricht darin von „teils katastrophale(n) methodische(n) Fehler(n)“ bei dieser Studien.

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