Kosten steigen. Die Prodinger Beratungsgruppe hat die 4/5-Sterne-Häuser im Bereich der Ferienhotellerie einem „Stresstest“ unterzogen. Ab 2023 werde es dank mehrerer gleichzeitiger Schocks heftig beim EGT.
Untersucht wurden dabei laut den Angaben die Belastungen durch höhere Energie- und Rohstoffkosten, der Mitarbeitermangel sowie die steigende Inflation und Zinsen.
Nach Corona kam Ukraine-Krieg
Wie die Analyse zeigt, könnten die Teuerung, der stotternde Privatkonsum in den Bereichen Freizeit und Urlaub, der Mitarbeiterengpass und die hohen Energiekosten den Aufschwung des heimischen Tourismus in den kommenden Jahren empfindlich bremsen, so Prodinger.
- Aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise werde sich die Wareneinsatzquote um zwei Prozentpunkte, von 13 auf 15 Prozent der Gesamterlöse, erhöhen.
- Anziehen werden auch die Mitarbeiterkosten auf Grund der Verknappung am Mitarbeitermarkt und der zu erwartenden hohen Lohnabschlüsse.
Die Erholungsphase nach der Coronakrise war sehr kurz. Nunmehr wirken sich insbesondere die hohen Energiekosten gravierend auf die Branche aus. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) werde 2022 noch ein Nullsummenspiel sein, da die höheren Energiekosten erst ab dem Herbst voll greifen. Für 2023 ist allerdings ein „Mehrfachschock“ zu befürchten, da all die Kostensteigerungen und der Zinsanstieg die Stressresistenz der Betriebe maximal herausfordern werden.
Energiekosten steigen um 360 Prozent
In einem Betrachtungszeitraum bis Ende 2023 prognostiziert Prodinger eine Erhöhung der Energiekosten für Strom, Heizung und Warmwasser um insgesamt 360 Prozent. In diesem Wert ist bereits ein Einsparungspotential von zwölf Prozent des Verbrauchs einkalkuliert. Die Dienstleistung im Tourismus verteuerte sich bereits in den letzten Jahren, heißt es weiter: Ein weiterer Kostenausgleich zulasten der Branche scheine damit nicht mehr möglich. Die europaweit hohe Inflation werde außerdem zu einem Rückgang der Kaufkraft der Gäste beitragen.
Die Prognose in Zahlen
Die Folgen dieser brisanten Lage werden laut Prodinger sein, dass die Betriebe 2023 einen Verlust von elf Prozent bei ihrem EGT hinnehmen müssen, 2024 wird immer noch ein Verlust von 5 Prozent erwartet. Zum Vergleich: 2021 gab es ein Plus von 7 Prozent (Median). Das Ergebnis beinhaltet noch nicht die Steuern und Rücklagen.
Die historisch niedrigen Leitzinsen und damit auch die tiefen Kreditzinsen haben schon vielen Betrieben in den letzten Jahren geholfen. Aber es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich die Refinanzierung selbst massiv verteuern wird. Die Prodinger Gruppe hat die Berechnungen des Stresstests ohne die Rolle staatlicher Hilfen erstellt. Letztere werden allerdings für energieintensive Betriebe mit Sicherheit notwendig werden, heißt es.