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Business, Finanz, M&A, Recht, Steuer

Lange Bremsspur bei IPOs: Um 41 Prozent weniger Börsegänge

Stefan Uher ©EY Österreich / Christina Häusler

Finanzmärkte. An den Weltbörsen verharren viele IPO-Kandidaten angesichts der aktuellen Krisen in Wartestellung: Das dritte Quartal 2022 fiel deutlich schwächer aus, so eine Studie von EY.

Insgesamt wagten im traditionell schwachen dritten Quartal weltweit 355 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 41 Prozent weniger als im dritten Quartal des Rekordjahres 2021. Das Emissionsvolumen sank um 56 Prozent auf 50,6 Milliarden US-Dollar, so das aktuelle IPO-Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.

  • Am stärksten betroffen war der Börsenplatz USA: Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres sank in den Vereinigten Staaten die Zahl der Börsengänge um 69 Prozent auf 32, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 92 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar.
  • In Europa ging die Zahl der Börsengänge um 71 Prozent auf 30 zurück, das Emissionsvolumen sank aber nur um 29 Prozent auf 10,8 Milliarden US-Dollar.
  • Deutlich geringere Einbußen zeigten sich auf dem chinesischen Markt: In China (einschließlich Hongkong) ging im dritten Quartal zwar das Emissionsvolumen um fünf Prozent zurück, die Zahl der Börsenneulinge erhöhte sich aber um drei Prozent auf 158. Der Marktanteil Chinas am weltweiten IPO-Markt stieg entsprechend stark von 26 Prozent im Vorjahresquartal auf 45 Prozent.

„Anhaltend schwierige Rahmenbedigungen“

„Angesichts anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen lässt die Erholung an vielen Börsen weiter auf sich warten“, so Stefan Uher, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich: „Die wichtigsten Volkswirtschaften und Finanzmärkte stehen weiterhin unter Druck, da die Zinswende und die quantitative Straffung der Geldpolitik an Fahrt gewinnen. Rezessionssorgen, hohe Inflation und die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die Energieversorgung in Europa belasten die Stimmung zusätzlich.“

Entsprechend vorsichtig verhalten sich die Investor*innen, heißt es weiter: Mit weltweit fast 1.000 Börsengängen im laufenden Jahr, die 146 Milliarden US-Dollar einsammelten, liege der Markt zwar deutlich unter den beiden sehr starken Vorjahren, aber etwa auf dem Niveau der Jahre 2017 bis 2019 – was angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ein bemerkenswert starkes Ergebnis sei. Zudem zeige sich, dass auch in diesen Zeiten Mega-IPOs möglich sind, wenn spannende Equity Stories präsentiert werden – gerade in Bereichen der Energietransformation, ESG und digitalen Disruption.

Porsche weltweit größter Börsengang im dritten Quartal

In Deutschland ist die einzige Erstnotiz im dritten Quartal der Börsengang der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Der Börsengang ist mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro bzw. 9,1 Milliarden US-Dollar der weltweit mit Abstand größte Börsengang des dritten Quartals und der zweitgrößte im bisherigen Jahresverlauf. In Europa ist der Porsche-Börsengang die größte derartige Transaktion seit elf Jahren: Ein höheres Emissionsvolumen hatte zuletzt der Glencore-Börsengang im Jahr 2011 mit 10,0 Milliarden US-Dollar erbracht. Bezogen auf die Marktkapitalisierung ist Porsche sogar das größte Unternehmen, das in diesem Jahrtausend in Europa an die Börse gegangen ist, so EY.

Hinter dem Porsche-IPO war die Erstnotiz des chinesischen Reiseeinzelhändlers China Tourism Group Duty Free Corporation mit einem Emissionsvolumen von 2,3 Milliarden US-Dollar der zweitgrößte Börsengang des dritten Quartals – vor dem IPO der Tianqi Lithium Corporation mit 1,7 Milliarden US-Dollar.

Die meisten Börsengänge wurden im dritten Quartal in den Segmenten Technologie (95) und Rohstoffe bzw. Industrie (jeweils 49) durchgeführt. Das höchste Emissionsvolumen verzeichnete allerdings der Industriesektor mit 13,0 Milliarden US-Dollar – wovon mehr als die Hälfte auf den Porsche-Börsengang entfielen.

SPAC-Emissionen sinken weiter

Vom SPAC-Boom des Jahres 2021 ist nicht mehr viel zu sehen: Nachdem im Vorjahr in den ersten drei Quartalen weltweit 498 SPAC-Transaktionen gezählt worden waren, liegt die Zahl im laufenden Jahr nur bei 125. Im dritten Quartal dieses Jahres gab es weltweit sogar nur 17 derartige Transaktionen – nach 106 im Vorjahreszeitraum. Das weltweite Emissionsvolumen schrumpfte von 18,3 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2021 auf 0,9 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2022.

„Eine Vielzahl der gerade im vergangenen Jahr auf den Markt gekommenen SPACs steht unter hohem Zeitdruck – sie müssen das eingesammelte Geld innerhalb von 24 Monaten investieren. Für Unternehmen, die den Weg an die Börse suchen, kann ein Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft ein interessanter alternativer Weg aufs Parkett sein – sowohl in Europa als auch den USA“, so Uher.

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