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Prominente Forscher werden eher publiziert

Jürgen Huber ©Tobias Haller / Universität Innsbruck

Peer Review. Die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit sollte darüber entscheiden ob sie publiziert wird – und nicht der Name des Autors oder der Autorin. Doch die breit angelegte Studie dreier Unis zeigt ein anderes Bild. Ein Nobelpreisträger half mit.

Forschungsarbeiten von renommierten Forscher*innen werden trotz gleicher Qualität deutlich besser bewertet als Arbeiten weniger bekannter Forscher*innen. Zu diesem Ergebnis kam ein Team von Wissenschaftler*innen unter der Leitung von Jürgen Huber vom Institut für Banken und Finanzen der Universität Innsbruck in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Entscheidend für das Gelingen der Studie war auch die Mitarbeit von Vernon Smith, Wirtschaftsnobelpreisträger aus dem Jahr 2002.

Ungleichbehandlung im Begutachtungsprozess

Um die Ungleichbehandlung im Begutachtungsprozess von Artikeln in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zu belegen, führte das sechsköpfige Forschungsteam der Universitäten Innsbruck und Graz sowie der Chapman University in den USA ein einfaches Experiment durch: Vernon Smith, Wirtschaftsnobelpreisträger (Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften) des Jahres 2002 und Professor der Chapman University in den USA, verfasste gemeinsam mit dem Nachwuchswissenschaftler Sabiou Inoua, der ebenfalls an der Chapman University forscht, einen wissenschaftlichen Artikel. Diesen reichten die beiden Autoren schließlich beim „Journal of Behavioral and Experimental Finance“ zur Begutachtung ein. Stefan Palan, Professor an der Universität Graz, Herausgeber der Fachzeitschrift und Mitglied des Forschungsteams, verteilte den Artikel an insgesamt 3300 Fachgutachter*innen – 534 von ihnen nahmen die Einladung an.

Der Artikel blieb immer gleich, bloß der Autor…

Während alle Gutachter*innen genau denselben Artikel beurteilen sollten, erhielten sie unterschiedliche Informationen darüber, wer den Artikel verfasst hatte:

  • Eine Gruppe erfuhr, dass einer der Autoren Vernon Smith war, also niemand geringerer als ein Nobelpreisträger.
  • Eine andere Gruppe erfuhr, dass einer der Autoren Nachwuchswissenschaftler Sabiou Inoua war.
  • Eine dritte Gruppe erhielt gar keine Informationen zu den Autoren.

Die Ergebnisse dieses Tests der Gutachter wurden nun kürzlich in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht (Huber, J., Kerschbamer, R., König-Kersting C. et al.: „Nobel and novice: Author prominence affects peer review“).

Es zeigte sich laut den Angaben Folgendes:

  • Von den Gutachter*innen, die keine Informationen über den Autor des Fachartikels erhielten, haben knapp 50 Prozent empfohlen, diesen nicht zu publizieren.
  • Wissen die Gutachter*innen nur, dass einer der Autoren der unbekannte Nachwuchswissenschaftler ist, so steigt dieser Anteil sogar auf über 65 Prozent.
  • Wissen die Gutachter*innen hingegen, dass einer der Autoren der Nobelpreisträger ist, so empfehlen nur rund 23 Prozent eine sofortige Ablehnung.

„Unsere Ergebnisse zeigen damit deutlich, dass die unterschiedlichen Informationen über den Verfasser die Bewertung der Qualität des Forschungsartikels stark beeinflussen“, sagt Jürgen Huber, Professor am Institut für Banken und Finanzen an der Universität Innsbruck.

Rudolf Kerschbamer, Professor am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte der Universität Innsbruck führt dieses Ergebnis auf den „Halo-Effekt“ zurück: „Dieses aus der Sozialpsychologie bekannte Phänomen besagt, dass Handlungen und Werke von Personen, von denen man einen positiven Eindruck hat, grundsätzlich positiver wahrgenommen werden als jene von unbekannten Personen oder von Personen, denen man nicht so viel zutraut.“

Begutachtungsverfahren überdenken

Die Ergebnisse sieht das Forschungsteam als wichtigen Anstoß dafür, das Begutachtungsverfahren wissenschaftlicher Arbeiten zu überdenken. „Als Wissenschaftler*innen arbeiten wir ständig daran, unsere Methoden und Prozesse zu verbessern. Gerade in der akademischen Welt sind die Ergebnisse unserer aktuellen Studie deshalb auf großes Interesse gestoßen. Herausgeber*innen von Fachzeitschriften testen bereits neue Methoden, die Qualität wissenschaftlicher Forschungsergebnisse noch besser zu prüfen und sicherzustellen“, betont Christian König genannt Kersting, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Banken und Finanzen der Universität Innsbruck.

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