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Uni Wien: 1.274 Pflanzen auf der „Roten Liste“

©O. Stöhr

Biosphäre. 1.274 Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der jetzt aktualisierten „Roten Liste“ Österreichs, ein Plus von 2 Prozent, so die Uni Wien. Intensive Landnutzung und Landwirtschaft seien das Hauptproblem, die Regeln würden oft zuwenig beachtet.

Viele Farn- und Blütenpflanzen sind heute in der heimischen Natur selten geworden, zu viele Arten sind bereits ausgestorben oder verschollen, so eine Aussendung: Unter der Leitung von Luise Ehrendorfer vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien wurde demnach nun in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Kenner*innen der österreichischen Flora nach über 20 Jahren eine aktualisierte Rote Liste erstellt. Demnach bietet sich folgendes Bild:

  • 66 Arten sind heute österreichweit ausgestorben bzw. verschollen,
  • 235 Arten sind vom Aussterben bedroht,
  • dazu kommen weitere 973 Arten, die in geringerem oder selten auch unbekanntem Ausmaß gefährdet sind.

Obwohl Biodiversitätsschutz heute als wichtiges politisches Ziel gelte und obwohl es in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche positive Beispiele für Arten- und Biotopschutz gebe, halte der Artenrückgang unvermindert an, so die Uni. Dabei sind Arten von Trocken- und Halbtrockenrasen, von verschiedenen Feuchtstandorten und von Sonderstandorten über salzigen oder schwermetallhaltigen Böden am stärksten betroffen.

Ein Katalog der Pflanzenwelt

Die aktualisierte Auflage der Roten Liste enthält aber nicht nur die gefährdeten Pflanzen der heimischen Flora, sie ist darüber hinaus auch ein Katalog aller heimischen und eingebürgerten Arten und Unterarten. In Österreich sind etwa 3.460 Farn- und Blütenpflanzen fester Bestandteil der Flora, 368 davon sind eingebürgerte Neophyten. Zu diesen 3.460 Arten kommen noch weit über 1.000 nicht heimische, nur vorübergehend auftretende Arten, die durch den globalen Verkehr und Warenaustausch oder durch Verwilderung aus Anpflanzung nach Österreich gelangten: Diese sind nicht Gegenstand des Artenkatalogs.

Rote Listen sind heute ein Standardwerkzeug im praktischen Naturschutz und ein Gradmesser für den Erhaltungszustand unserer Naturgüter und eine Datengrundlage für internationale Berichtspflichten, wird dazu festgehalten. Zusätzlich zu den Gefährdungsangaben für Gesamtösterreich werden die Gefährdungen der heimischen Arten für jeden der fünf großen Naturräume Österreichs – Alpen, Nördliches und Südöstliches Vorland, Böhmische Masse, Pannonikum – getrennt ausgewiesen.

Um 2 Prozent mehr gefährdete Arten

Gegenüber der bisherigen Letztversion der Roten Liste aus dem Jahr 1999 hat die Anzahl gefährdeter Arten in Österreich um 2 Prozent zugenommen. 66 Arten sind heute österreichweit ausgestorben bzw. verschollen, schon seit etwa 1820 zum Beispiel der Moor-Steinbrech (Saxifraga hirculus) oder erst seit jüngster Zeit das Geradfrüchtige Hornköpfchen (Ceratocephala orthoceros). 235 Arten sind vom Aussterben bedroht, so zum Beispiel die Ufertamariske (Myricaria germanica), die neu gebildete Schotterflächen an unregulierten Flüssen besiedelt, oder der Zarte Gauchheil (Lysimachia tenella), eine Art von Niedermooren oder Hangvernässungen.

Auf dem Foto ist die Ufertamariske zu sehen: Da es in Österreich heute nur mehr selten unverbaute Flussufer gibt, zähle sie zu den heimischen  Arten mit dem stärksten Rückgang, so die Uni Wien (©O. Stöhr). „Die Zunahme an gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen ist Ausdruck des zunehmend ungünstigeren Zustands unserer Umwelt und des allgemeinen Biodiversitätsverlusts. Denn auch viele Tiere und Pilze, die bestimmte Pflanzen für ihr Überleben benötigen, sind als Folgeerscheinung im Rückgang“, so Botanikerin Luise Ehrendorfer.

Gefährdungsfaktoren für die Pflanzenwelt

Wichtige Auslöser für den Artenverlust seien Lebensraumzerstörung, Fragmentierung der Landschaft durch intensive Landnutzung, Eintrag von Nährstoffen aus der Luft sowie Verbauung und Zersiedelung. Die Klimaerwärmung sei ein zunehmend wichtiger Gefährdungsfaktor, und das nicht nur in den Hochlagen. Die Landwirtschaft – im Dilemma zwischen Intensivierung und Nutzungsaufgabe – stelle zurzeit aber noch immer die weitaus stärkste Bedrohung für die heimische Flora dar. Die meisten gefährdeten Arten finden sich daher in Halbtrocken- und Trockenrasen sowie an verschiedenen Feuchtstandorten.

Trotz der fortschreitenden Gefährdung der heimischen Flora werden in Österreich nationale und internationale Gesetze zum Erhalt der biologischen Diversität oft nicht im erforderlichen Ausmaß umgesetzt, so die Biologen – die strengere Regeln fordern: „Um den Biodiversitätsschwund in Österreich zumindest zu verlangsamen, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Der unzureichende Schutz der heimischen Flora liegt einerseits an der lückenhaften Gesetzgebung, aber auch an der mangelnden Umsetzung der Gesetze und an fehlendem Wissen über das Vorkommen von Rote Liste-Arten an einem bestimmten Wuchsort“, so Ehrendorfer.

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