Open menu
Business, Finanz, Tech

Vertical Farming als Nahrungsquelle der Zukunft

Heinz-Werner Rapp ©FERI

Innovation. Der Ukraine-Krieg hat eine Schwachstelle des globalen Ernährungssystems offengelegt: Die hohe Abhängigkeit von Produktions- und Exportländern. Geldhaus FERI sieht Zukunftspotenzial im Vertical Farming.

Das deutsche Investmenthaus FERI beschäftigt sich in einer Analyse mit einem eher unüblichen Investment-Szenario – das aber angesichts von Corona- und Ukraine-Krise aktuell sei, denn es biete eine (mögliche) Antwort auf die dadurch aufgedeckten Schwächen der Lieferketten, insbesondere die hohe Abhängigkeit von großen landwirtschaftlichen Produktions- und Exportländern: Vertical Farming, also die landwirtschaftliche Produktion in „Farmscrapers“, die sogar in städtischen Ballungsräumen untergebracht werden können.

„Um eine wachsende Weltbevölkerung bei verschärften Klimabedingungen und geopolitischen Unwägbarkeiten auch in Zukunft ernähren zu können, muss verstärkt in Technologien investiert werden, die eine ressourcenschonende Nahrungsmittelproduktion ermöglichen. Neuartige Ansätze wie Vertical Farming werden dabei künftig eine wichtige Rolle spielen“, so Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute, anlässlich der Analyse zum Thema Vertical Farming.

Nach oben wachsen

Vertical Farming ist eine spezielle Form der urbanen Landwirtschaft, die in Innenräumen unter kontrollierten Umweltbedingungen ganzjährig eine hochgradig automatisierte Produktion essentieller Nahrungsmittel ermöglicht. In Vertical Farming-Systemen sind neben Nutz- und Nahrungspflanzen auch Pilze oder tierische Proteinquellen wie etwa Shrimps integrierbar. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Robotik könne die Aufzucht optimiert werden, indem Licht, Wasser und andere Ressourcen bedarfsorientiert zugeführt wird.

Vertical Farming biete eine Vielzahl ökologischer Vorteile und ermögliche zudem eine ressourcenschonende Nahrungsmittelproduktion nahe am Endverbraucher, so Rapp. Besonders attraktiv sei Vertical Farming für Gebiete mit schnellem Bevölkerungswachstum, geringen Anbauflächen, hoher Kaufkraft und starker Urbanisierung.

„Produktionskosten entscheidend“

Entscheidend für die Zukunft Vertical Farm-basierter Nahrungsproduktion sei die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Produktionskosten im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft. Steigende Energie- und Transportkosten, wachsende Klimarisiken sowie zunehmende Knappheit guter Agrarflächen seien Faktoren, die Vertical Farming-Konzepte zunehmend attraktiv machten. Vollautomatisch gesteuerte Indoor-Farmen könnten den klassischen Ackerbau zwar nicht ersetzen, aber eine sinnvolle und zukunftsträchtige Ergänzung darstellen, so der FERI-Vorstand.

Prognosen zufolge wird sich die Vertical Farming-Industrie in den kommenden Jahren sehr dynamisch entwickeln: Zu erwarten sei eine Verfünffachung des Marktvolumens von 4,16 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 auf 20,91 Mrd. US-Dollar im Jahr 2029. „Für Vertical Farms wird künftig der Aufbau kritischer Betriebsgrößen entscheidend. Ausgehend von kleinen Unternehmen und Startups sind deshalb verstärkt Konsolidierungen am Markt zu erwarten“, so Julia Bahlmann, Autorin der Analyse. „Diese spezielle Dynamik und das enorme Zukunftspotential – auch im Rahmen des übergeordneten Megatrends Alternative Food – eröffnen künftig speziell im Bereich Private Markets attraktive Anlagechancen für strategische Investoren“, meint Rapp. Dass die hochgesteckten Erwartungen auch erfüllt werden, dafür gibt es natürlich keine Garantie. Als Schwäche vieler bisheriger Vertical Farming-Konzepte gelten beispielsweise relativ hohe Energie- und Betriebskosten.

Weitere Meldungen:

  1. OÖ-Forschungsprojekt zu erneuerbarer Energie am Bauernhof
  2. „Fairness-Büro“ der Bauern listet in 800 Fällen Sünden des Handels auf
  3. Bauern wollen Schadenersatz bei Spritzmitteln mit Taylor Wessing
  4. Kuh-Sensor von smaXtec erhält Geld von KKR und Highland: Die Kanzleien