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Business, Recht

Sieben Mio. Tonnen Müll wandern über Österreichs Grenzen

©ejn

Abfallwirtschaft. Die Regierung hat den Bundesabfallwirtschaftsplan vorgelegt: Er zeigt deutlich steigende Müllmengen (plus 17 Prozent) und neue Pläne, damit umzugehen.

Das Abfallaufkommen Österreichs lag im Jahr 2020 bei rund 69,81 Mio. Tonnen. Wie sich dieses Aufkommen auf die einzelnen Abfallarten verteilt und welche Maßnahmen Österreich zur Reduktion und damit zum Erreichen der Klimaziele setzt, geht aus dem Bundesabfallwirtschaftsplan 2023 (BAWP) hervor. Diesen hat die Umweltministerin mindestens alle sechs Jahre zur Verwirklichung der Ziele und Grundsätze des Abfallwirtschaftsgesetzes 2002 zu erstellen. Nun hat das Ministerium den Bericht im Parlament vorgelegt, berichtet die Parlamentskorrespondenz.

Der BAWP gibt einen detaillierten Einblick in die österreichische Abfallwirtschaft, unter anderem mit einer Bestandsaufnahme von Abfallströmen und Abfallbehandlungsanlagen und leitet daraus konkrete Maßnahmen, Strategien und Programme ab. Ein Bestandteil des BAWP ist auch das Abfallvermeidungsprogramm, das unter anderem Ziele und Beschreibung der Vermeidungsmaßnahmen enthält.

Müllmengen steigen weiter an

Das Abfallaufkommen Österreichs lag im Jahr 2020 bei rund 69,81 Mio. Tonnen und setzt sich aus 66,95 Mio. Tonnen an Primärabfällen sowie 2,86 Mio. Tonnen an Sekundärabfällen (z. B. Aschen aus thermischen Behandlungsanlagen) zusammen. Für 2026 werden laut Bericht 81 Mio. Tonnen an Abfällen erwartet.

Das Aufkommen an Primärabfällen ist von 57,10 Mio. Tonnen im Jahr 2015 auf 66,95 Mio. Tonnen im Jahr 2020 und damit um 17% gestiegen. Generell lasse sich der Zuwachs auf Aushubmaterialien und Abfällen aus dem Bauwesen zurückführen. Im Jahr 2020 betrug das Pro-Kopf Abfallaufkommen (ohne Aushubmaterialien) 3.277 kg je Einwohner*in und ist damit im Vergleich zum Vorjahr Covid-bedingt um 2% gesunken. In den Jahren davor ist es hingegen zwischen 2015 und 2019 um 5,3% gestiegen.

Müllberge der Baubranche wachsen besonders rasch

  • Der Baubereich weist hohe Steigerungen im Abfallaufkommen auf: So sind Aushubmaterialien um 24% von 32,77 Mio. Tonnen 2015 auf 40,79 Mio. Tonnen 2020 gestiegen. Ebenso sind die Abfälle aus dem Bauwesen seit 2015 um 14% gestiegen.
  • Im Jahr 2020 fielen 7,4 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle in Österreich an. Davon fielen etwa 4,6 Mio. Tonnen in Haushalten an, was einem Pro-Kopf-Aufkommen von 519 kg und einem Wachstum von 11% seit 2015 entspricht. Sekundärabfälle zeigten im Vergleich zu 2015 eine Zunahme um 8%.
  • Bei den einzelnen Abfallfraktionen zeigen sich unterschiedliche Tendenzen. So ist das Aufkommen der gemischten Siedlungsabfälle leicht und das Abfallaufkommen an Elektro- und Elektronikaltgeräten sowie an Textilien stark gestiegen. Altpapier-Verpackungen und Drucksorten sind hingegen leicht rückläufig.
  • Das Volumen an Sperrmüll ist im Vergleich zu 2015 um 28,8% gestiegen. Dies ist auf eine deutliche Zunahme von 10% im Jahr 2020 aufgrund verstärkter Entrümpelungstätigkeiten während der Covid-19-Pandemie zurückzuführen, wird im Bericht angeführt. Um 4,6% hat auch die Menge an gefährlichen Abfällen zugenommen und betrug 1,32 Mio. Tonnen.

„Anlagen für Entsorgungsautarkie“

Mit den in Österreich bestehenden Behandlungsanlagen und Kapazitäten sei grundsätzlich ein sehr hoher Grad an Entsorgungsautarkie gegeben, wird im Bericht angeführt:

  • Insgesamt waren 2020 österreichweit rund 3.200 Anlagen zur Abfallverwertung und -beseitigung bzw. Vorbehandlung von Abfallströmen in Betrieb. Das sind um 700 Anlagen mehr als 2015.
  • Zudem waren 2020 insgesamt 308 Sortier- und Aufbereitungsanlagen mit einer Jahreskapazität von 8,0 Mio. Tonnen in Betrieb.
  • In 176 Recyclinganlagen und Anlagen zur sonstigen stofflichen Verwertung wurden 0,20 Mio. Tonnen Glas-, 2,53 Mio. Tonnen Papier-, 0,18 Mio. Tonnen Kunststoff- und 2,15 Mio. Tonnen Metallabfälle rezykliert.
  • Elf Anlagen zur thermischen Behandlung von Siedlungsabfällen behandelten 2020 2,5 Mio. Tonnen, wodurch 650.000 Tonnen Sekundärabfälle (insbesondere Schlacken und Aschen) anfielen.
  • 2020 standen österreichweit 1.111 Deponien für die Ablagerung von Abfällen – vornehmlich Bodenaushub – zur Verfügung. Darin wurden 29,66 Mio. Tonnen gelagert. Die freie Restkapazität betrug 153,5 Mio. m³.

49% der Abfälle wurden 2020 stofflich verwertet, wovon 33% rezykliert und 16% verfüllt wurden. Weitere 6% wurden in Anlagen thermisch behandelt und 42% deponiert (Großteils Aushubmaterialien). In der Altlastenatlas-Verordnung werden insgesamt 331 Flächen mit einer erheblichen Umweltgefährdung als sicherungs- bzw. sanierungsbedürftige Altlasten ausgewiesen. Davon konnten bisher 185 gesichert oder saniert werden, bei weiteren 63 werde die Sanierung oder Sicherung bereits durchgeführt oder geplant.

Abfallimporte und Exporte

2020 wurden grenzüberschreitend insgesamt 3,36 Mio. Tonnen Abfälle aus Österreich verbracht und 4,05 Mio. Tonnen nach Österreich verbracht. Diese Massen beinhalten die notifizierten Verbringungen und alle Verbringungen der Abfälle der „Grünen Abfallliste“.

  • Die mit Notifizierung nach Österreich importierten Mengen stammten vorwiegend aus Deutschland (44%), Italien (27%), Slowenien (12%), der Schweiz (10%) und Ungarn (3%).
  • Die wichtigsten Zielländer der notifizierten Exporte aus Österreich im Jahr 2020 waren Deutschland (34%), die Slowakei (23%), Tschechien (17%), die Schweiz (12%) und Ungarn (5%).

Die Strategie der österreichischen Abfallwirtschaft

Die Ziele der österreichischen Abfallwirtschaft sollen mit dem bestmöglichen Mix aus Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Verwertung und Beseitigung erreicht werden, wird im Bericht angeführt. Dabei gelte es, den Zielvorstellungen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sowie der effizienten Nutzung von Ressourcen zu entsprechen. Der europaweite Vergleich der Recyclingraten von Siedlungsabfällen belege die „fortschrittliche“ Abfallbewirtschaftung in Österreich. Durch das EU-Kreislaufwirtschaftspaket werde es unter anderem eine Steigerung der Zielvorgaben für die Wiederverwendung und das Recycling von Siedlungsabfällen (55% bis 2025, 60% bis 2030 und 65% bis 2035) geben.

Eine Kreislaufwirtschaft setze hochwertige Abfallqualitäten voraus. Komplexer werdende Produkte und neue Verbundmaterialien würden aber das Recycling zunehmend erschweren. Zudem würde die Preisgestaltung bei den Primärrohstoffen vielfach einer verstärkten Nutzung von aus Abfällen gewonnenen Substituten zuwiderlaufen.

Bei der Vermeidung wird laut Bericht hohes Potenzial in der Bau- und in der Lebensmittelbranche sowie beim Reparatur/ReUse-Sektor geortet. Darüber hinaus seien Maßnahmen gegen den allzu verschwenderischen Umgang mit Kunststoffen und Textilien unerlässlich. Abfallfraktionen, die für das Recycling nicht (mehr) geeignet seien, sollen unter Nutzung ihres Energieinhaltes weiter thermisch verwertet werden. Ebenso werde die Deponierung von Abfällen weiter ein integraler Bestandteil nachhaltiger Abfallbewirtschaftung sein.

Abfallvermeidungsprogramm 2023

Mit dem neuen Abfallvermeidungsprogramm wird der Rahmen für die abfallvermeidenden Aktivitäten der kommenden Jahre vorgegeben. Es gehe von einer Vision aus, wie die österreichische Wirtschaft und der Konsum zukünftig funktionieren sollen und leite über die Ziele und Schwerpunkte die Maßnahmen ab. Mit der erreichten Abfallvermeidung soll eine Verringerung der Umweltbelastung erreicht und der Schutz der Umwelt sowie der menschlichen Gesundheit sichergestellt werden. Dazu soll ein Wertewandel und eine Verhaltensanpassung hin zu einer nachhaltigen Produktion beziehungsweise einem nachhaltigen Konsum erreicht werden.

Es werden als Schwerpunkte Bau, Kunststoffe und Verpackungen, Lebensmittel, Textilien, ReUse und Reparatur, Haushalte (inkl. Vermüllung) sowie Betriebe und Organisationen definiert. Das Programm führt rund 90 Maßnahmen an, die zur Abfallvermeidung verwirklicht werden sollen. Als Maßnahmen werden etwa im Bereich Bau die Forschung und Entwicklung von ressourcenschonenden und abfallvermeidenden Technologien oder im Bereich Haushalte die Unterstützung der Abfallberatung und der Reduktion von Lebensmittelabfällen genannt

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