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Austrian Standards will mehr Frauen in der Standardisierung

Valerie Höllinger ©feelimage / Felicitas Matern

Wien. Austrian Standards will unter CEO Valerie Höllinger mehr Frauen an Bord holen: Als Expertinnen in Standardisierungs-Gremien wie auch als Userinnen von „weiblich“ standardisierten Produkten.

Austrian Standards sieht sich nicht nur als das heimische Zentrum für Standardisierung und Innovation, sondern auch als österreichische Stimme in der internationalen Standardisierung – dem wichtigsten „Ort“ für Standards von morgen, heißt es in einer Mitteilung: In Zukunft möchte Austrian Standards vermehrt Frauen für die bedeutende Arbeit in den Standardisierungsgremien begeistern, so CEO Valerie Höllinger. Die Vielfalt an Perspektiven, Anliegen und Positionen von Frauen werden dadurch auch inhaltlich stärker in Standards abgebildet, erwartet Höllinger. Erste Fortschritte seien z. B. in den Bereichen Mobilität, aber auch bei Menstruationsprodukten erkennbar. Zum Weltfrauentag hat Austrian Standards für Frauen in der Standardisierung eine eigene Webpräsenz eingerichtet.

Frauen in den wichtigen internationalen Gremien mehr berücksichtigen

Sehr wichtig ist dabei der globale Aspekt, heißt es bei Austrian Standards: Heutzutage werden bereits mehr als 92 Prozent aller Standards auf internationaler bzw. europäischer Ebene entwickelt. Austrian Standards ist über das Netzwerk der internationalen Standardisierungs-Organisationen ISO, CEN und ETSI über den gesamten Erdball aktiv – und das sei im Interesse der heimischen Wirtschaft. So sei garantiert, dass die rot-weiß-rote Expertise bei globalen Standards Gehör findet.

Sukzessive wachse auch die Zahl der Frauen in den unterschiedlichen Standardisierungsgremien. Bei Austrian Standards selbst liege der Frauenanteil unter den Mitarbeitenden bei 54 Prozent, was durch Maßnahmen wie Führen in Teilzeit, flexible Arbeitszeitgestaltung und Homeoffice-Vereinbarungen gezielt gefördert werde. 42 Prozent der Abteilungen werden laut den Angaben von Frauen geführt. Auch das Management-Board besteht zu zwei Drittel aus Frauen. Mit Valerie Höllinger übernahm 2022 die zweite Frau in Folge die Rolle der Geschäftsführung.

Corina Klug ©TU Graz/ fotogenia

Doch was die Beteiligung von Frauen an der Standardisierung angeht, sieht man bei Austrian Standards noch Ausbaumöglichkeiten: „Das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft“, betont Valerie Höllinger. „Darum wollen wir mehr denn je Frauen für die Standardisierung in diesem immer internationaleren Umfeld begeistern.“

Die Aufgabe von Standards

Standards beschreiben, was „State of the Art“ ist – also das „Wie“ ein Produkt, eine Organisation oder ein Service gestaltet sein sollte, um möglichst breit anerkannt, international anschluss- und damit marktfähig sowie sicher zu sein. „Damit eben all das gewährleistet ist, setzen wir auf breite und diverse Expertise in unseren Komitees, in denen die Standards entstehen“, erklärt Höllinger. Den am 8. März bevorstehenden internationalen Frauentag nutzt sie für einen Aufruf: „Wir leben Vielfalt nicht nur, für uns ist sie erfolgsentscheidend. Es gibt viele Unternehmen, die durch Diversität ihren Job noch besser machen können. Die Arbeit der Standardisierung wäre ohne Diversität hingegen schlicht unmöglich. Darum wollen wir Frauen stärker für diese sinnstiftende Arbeit begeistern.“

Ein Beispiel aus der Technik

Wie wichtig die Beteiligung von Frauen in der Standardisierung ist, schildert Ass.Prof. Corina Klug vom Institut für Fahrzeugsicherheit an der TU Graz. „Durch die Mitarbeit an neuen Standards können wir aktuelle Forschungsergebnisse in die Produkte von morgen bringen. In meinem Fall sind das Fahrzeuge, die wir somit sicherer für alle Menschen machen. Aktuell geht es in unserer Forschung darum, dass wir die Diversität von Verkehrsteilnehmer*innen in der Bewertung von Sicherheitssystemen berücksichtigen können. Dazu arbeiten wir zum Beispiel an standardisierten Methoden für virtuelles Testen, in denen wir Unterschiede im Körperbau berücksichtigen können. Im EU-Projekt Virtual, in dem wir beteiligt waren, wurden dafür neue Grundsteine gelegt, die es nun gilt in Zukunft in neue Standards zu packen.“ Klug arbeitet über Austrian Standards im internationalen Komitee ISO/TC 22/SC 36/WG 6 „Performance criteria expressed in biomechanical terms“ mit.

Bisher galt der Mann als Prototyp

Die Geschlechterforschung zeige immer wieder auf, wie essenziell die Inklusion von Frauen ist. Die internationale feministische Technikforschung gehe sogar so weit und deklariert, dass weder Männlichkeit, Weiblichkeit noch Technologie feststehende, einheitliche Kategorien sind, sondern vielmehr vielfältige Möglichkeiten enthalten. Dies impliziere aber auch die Notwendigkeit der Beteiligung von Frauen aus Wirtschaft, Forschung, Innovation, Interessensvertretungen, Verwaltung und NGOs in den entsprechenden Prozessen und Netzwerken, heißt es dazu.

Austrian Standards stelle hierfür die Infrastruktur und die Plattform zur Verfügung, fördere den interdisziplinären Dialog und bringe internationales Know-how nach Österreich. Dieser Austausch von Informationen und Feedback stärke zudem die Sichtbarkeit von Frauen und vernetze sie mit Partnerorganisationen aus mehr als 160 Ländern.

Die praktische Arbeit find in Komitees statt

„Standards gestalten Wirtschaft. So können Frauen durch die Mitarbeit in der Standardisierung aktiv die Zukunft mitgestalten. Innerhalb der Standardisierung erhalten auch ganz konkrete Frauenthemen immer öfter jene Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Der Ruf nach mehr Frauen in der Standardisierung wird daher auch notwendig sein, um in Zukunft diverse Perspektiven abzubilden“, so Höllinger.

Dazu zählt z. B. das Standards-Zukunftsfeld der Menstruationsprodukte: 2021 wurde ein Antrag bei der Internationalen Standardisierungs-Organisation ISO für die Gründung eines Komitees zum Thema „Menstruationsprodukte“ gestellt. In Österreich beschäftigt sich das Komitee 179 „Medizintechnik“ u.a. mit dieser Thematik, um hier die Interessen der Frauen abzubilden. Um eine Priorität unter den verschiedenen Aspekten von Menstruationsprodukten vorzugeben, soll der erste zu entwickelnde Vorschlag ein allgemeiner Anforderungsstandard sein, der sich auf die Sicherheits-, Leistungs- und Gesundheitsanforderungen aus der Perspektive der Benutzerin konzentriert.

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