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Austrian Standards: „Redline“ zeigt Änderungen bei Normen

Valerie Höllinger ©feelimage / Felicitas Matern

Normen & Veträge. Austrian Standards hat Updates der Vertragsnormen für Bauverträge veröffentlicht: Sie sollen per „Redline“ erstmals auf einen Blick zeigen, was sich geändert hat. Das Verfahren wird ausgebaut.

Sie sind sozusagen „Vertrags-Blaupausen“ für die Bauwirtschaft und die Grundlage für die meisten Verträge: Mit 1. Mai 2023 hat Austrian Standards die aktualisierten Werkvertragsnormen ÖNORM B 2110 und ÖNORM B 2118 sowie die ÖNORM A 2060 veröffentlicht.

Erstmals bietet die heimische Standardisierungsorganisation dabei auch „Redline“-Dokumente für diese drei wichtigen Standards im eigenen Webshop an. Ein Farbleitsystem kennzeichnet darin die wichtigsten Neuerungen.

Die Vertragsnormen

Die ÖNORM B 2110, ÖNORM B 2118 und ÖNORM A 2060 werden in der österreichischen Bauwirtschaft als gängige Schablonen bei der (Werk-)Vertragsgestaltung herangezogen. Sie unterstützen dabei, vertraglich die Rechte und Pflichten des Auftraggebers und des Auftragnehmers im Bauprozess zu regeln.

Redline-Verfahren ©Austrian Standards

„Die im ABGB enthaltenen Bestimmungen zu Werkverträgen bieten in der Praxis Spielraum für Interpretationen, wodurch in weiterer Folge das Risiko für Rechtsstreitigkeiten steigt. Um diese Lücken zu schließen und für mehr Rechtssicherheit für beide Vertragsparteien zu sorgen, braucht es in der Praxis Werkvertragsnormen“, erklärt die CEO von Austrian Standards und Wirtschaftsjuristin Valerie Höllinger.

Günther Leißer ©Marek Knopp

In der Baubranche sind diese drei Standards weit verbreitet und in intensiver Anwendung, so Austrian Standards. Günther Leißer, Vorsitzender des bei Austrian Standards zuständigen Komitees „Vergabe und Verdingungswesen“ und hauptberuflich Angehöriger der ÖBB-Infrastruktur AG, Stabstelle Einkauf: „Mit den Werkvertragsnormen liegen standardisierte Regelwerke vor, welche Vertragsbestimmungen für Bauleistungen enthalten – von Expert*innen aus der Baubranche für die Baubranche entwickelt. Die Anwendung dieser ÖNORMEN ist freiwillig: Die Bestimmungen werden dann Vertragsinhalt, wenn sie von den Vertragspartnern zu Vertragsbestandteilen erklärt werden. Sie regeln gemeinsam mit den in den Ausschreibungsunterlagen anzuführenden Fachnormen und besonderen Vertragsbestimmungen die Rechte und Pflichten der Auftraggeber und der Auftragnehmer.“

Die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick

Die neuen Ausgaben der beiden Werkvertragsnormen ÖNORM B 2110 „Allgemeine Vertragsbestimmungen für Bauleistungen“ und ÖNORM B 2118 „Allgemeine Vertragsbestimmungen für Bauleistungen unter Anwendung des Partnerschaftsmodells, insbesondere bei Großprojekten“ sind ab 1. Mai 2023 gültig. Selbiges gilt für die aktualisierte Vertragsnorm ÖNORM A 2060 „Allgemeine Vertragsbestimmungen für Leistungen“.

Neu ist in der ÖNORM B 2110 unter anderem, dass sowohl das Fixgeschäft als auch die Schlussfeststellung ersatzlos gestrichen wurden und der Abschnitt „Rücktritt vom Vertrag“ überarbeitet wurde. Darüber hinaus wurden in der aktualisierten Ausgabe einzelne Anforderungen an die Leistungsabweichung und ihre Folgen präzisiert.

Effizienter durch Redline-Dokumente

„Unsere Kundinnen und Kunden brauchen die für sie relevanten Informationen rasch und punktgenau. Daher haben wir uns an den Bedürfnissen des Marktes orientiert und bieten erstmals als Pilotversuch Redline-Dokumente zu allen drei Standards in unserem Webshop an. Durch die Darstellung der Änderungen in den Redline-Dokumenten gehört zeit- und arbeitsaufwendiges Vergleichen von Dokumentfassungen der Vergangenheit an“, beschreibt Höllinger das neue Produktmodell.

Durch ein Farbleitsystem sehen Anwender*innen auf den ersten Blick, welche Passagen in der neuen Fassung in welcher Form geändert wurden. Auch Aktualisierungen der Verweisungen zu anderen Normen und Rechtsvorschriften werden angezeigt. Dabei werden die Dokumente manuell gesichtet und gekennzeichnet, um die wesentlichen Änderungen anwenderfreundlich darzustellen.

Weitere Normen sollen Redline erhalten

Der Aufwand zur Erstellung von Redline-Dokumenten ist laut Austrian Standards allerdings groß. Die zwei Ausgaben eines Standards müssen jeweils in der alten und neuen Version gegenübergestellt werden. „Aktuell bieten wir diesen Service aufgrund der aufwendigen Produktion nur bei ausgewählten Standards an. Noch ist es Zukunftsmusik, aber wir sehen hier Möglichkeiten, die Änderungsnachverfolgung mithilfe von künstlicher Intelligenz zu optimieren“, führt Höllinger weiter aus. Konkret ist daran gedacht, in einem ersten Schritt vor allem die weit verbreiteten Normen auf zeitnahe Umsetzung zu prüfen.

Nach dem Vorbild von ISO

Austrian Standards hat sich laut den Angaben dabei an den internationalen Erfahrungen orientiert. Die internationale Standardisierungsorganisation ISO bietet bereits Redline-Dokumente an, z. B. für die internationale Managementsystemnorm ISO 9001. Auch der deutsche Beuth-Verlag biete bereits für ausgewählte DIN-Standards Redline-Dokumente an.

„Die internationalen Erfahrungswerte haben uns darin bestärkt, auch für den österreichischen Markt Redline-Dokumente zu erstellen für ausgewählte, wirtschaftlich wichtige Standards wie z. B. die ÖNORM B 2110. Nun sind wir gespannt, wie das Produkt von der österreichischen Bauwirtschaft angenommen wird“, so Höllinger.

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