Finanz & Forschung. WU Wien-Professor Tobin Hanspal hat in einer Studie das Verhalten von Anlegerinnen und Anlegern rund um Dividenden-Einkommen untersucht.
„Aus früheren Studien wissen wir, dass Anleger gezielt Dividendeneinkommen einplanen, um damit Anschaffungen zu tätigen“, so Hanspal: „Privatanleger schenken den Ausschüttungen von Aktien und Fonds häufig große Aufmerksamkeit und gestalten ihre Titelauswahl in Abhängigkeit davon.“
Eine Erklärung für die hohe Nachfrage nach Titeln mit hohen Ausschüttungen ist laut dem Forscher der „Dividenden-Fehlglaube“, also die Vorstellung, dass die ausgezahlte Dividende den Kurs nicht beeinflusst, sondern „on top“ dazu kommt. „Tatsächlich sind Dividenden keine Zugabe, sondern im Mittel sinkt der entsprechende Wertpapierkurs am Ausschüttungstag just um den Betrag der Ausschüttung, so dass die Höhe der Dividende für die Konsumfreude der Anleger eigentlich keine Rolle spielen sollte“, so Hanspal.
Der WU-Professor hat in einer Studie mit einer deutschen Bank getestet, wie sich eine Aufklärungskampagne auswirken würde. Dabei wurde eine Stichprobe von Anlegern gezogen, die Aktien dividendenträchtiger deutscher Unternehmen halten.
Die Studie im Detail
Die Anleger wurden für die Studie in eine Aufklärungs- und eine Placebo-Kontrollgruppe eingeteilt:
- Die erste Gruppe erhielt eine E-Mail, in der beschrieben wurde, dass Dividenden kein Zusatzeinkommen darstellen, sondern den Kurs entsprechend mindern.
- Die Placebo-Kontrollgruppe wurde zwar mit identischer Mail zur Teilnahme an der Studie eingeladen, wurde aber nur durch eine allgemeine Befragung zu Dividenden geleitet.
Das Ergebnis: Die Aufklärung führte laut Hanspal dazu, dass die aufgeklärte Teilnehmergruppe mit einer um 15 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit als die Kontrollgruppe plante, fortan Dividenden zu reinvestieren. Bei einer Analyse der Depotdaten der Teilnehmer konnte festgestellt werden, dass dem Vorhaben auch Taten folgten: Die Wahrscheinlichkeit, die Dividenden neu anzulegen, stieg in der Aufklärungsgruppe um sieben Prozentpunkte gegenüber der Kontrollgruppe an.
Der Forscher
Tobin Hanspal kam 2019 als Assistenzprofessor an die WU Wien. Davor arbeitete er als Postdoc an der Goethe-Uni Frankfurt, nach Abschluss seines Doktorats an der Copenhagen Business School. Hanspal stammt ursprünglich aus den USA. Seine Arbeiten wurden unter anderem mit dem WU Best Paper Award (2022) und dem Sturm&Drang-Preis (2018) der Goethe-Uni Frankfurt ausgezeichnet.