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Business, Recht, Steuer

Wie viele Chefinnen es bei Deloitte, EY, KPMG und PwC gibt

Claudia Maikisch ©Christina Häusler

Österreich. Immer mehr Steuerkanzleien sind mehrheitlich weiblich, doch wie sieht es im Management aus? Die Trends und die Zahlen bei Deloitte, EY, KPMG und PwC – den „Big Four“.

Die „Big Four“, die vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt sind, sind globale Giganten: Gemeinsam machen Deloitte, EY, KPMG und PwC rund zwei Drittel des weltweiten Umsatzes in der Wirtschaftsprüfung, sind auch in der Steuerberatung und Unternehmensberatung stark präsent und beschäftigen rund eine Million Menschen.

Die Big Four spielen auch in Österreich eine tragende Rolle in der Prüferbranche und melden sich häufig öffentlich zum Thema Wirtschaftsstandort, Nachhaltigkeit (ESG) und Compliance zu Wort – beispielsweise was die Zahl der Frauen in den Vorständen der großen Unternehmen betrifft. Doch wie stark sind Frauen in den Führungsebenen der Big Four selbst vertreten? Die Antwort darauf ist auch deshalb spannend, weil Frauen gerade bei Neueinsteiger*innen inzwischen deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte in der Steuerberater- und Wirtschaftsprüferbranche stellen. In einer Interviewserie schildern die Repräsentanten von Deloitte, EY, KPMG und PwC, wie sie es mit Gender & Equality halten.

Bei Deloitte steigt der Anteil

„Unser klares Ziel bei Deloitte Österreich ist es, transparente, faire und attraktive Karrieremöglichkeiten für alle anzubieten und Gender Parity bei Führungspositionen zu erreichen“, so Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich, im Interview. Der Gesamtanteil an weiblichen Mitarbeiterinnen und Führungskräften bei Deloitte Österreich liege „bereits bei 65%. Wir sind sehr optimistisch, dass diese Entwicklung positiv weitergehen wird“, so Breit: „Was die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber bei uns im Unternehmen betrifft, haben sich im Wirtschaftsjahr 2023 über alle Unternehmensbereiche hinweg erstmals mehr Männer (53%) als Frauen (47%) beworben. Im Bereich Audit & Assurance spiegelt sich diese Verteilung auch deutlich wider: Hier überwiegen mit 62% die Bewerbungen von männlichen Kandidaten. Im Bereich Tax sind mit 58% hingegen die weiblichen Bewerberinnen in der Überzahl.“

Harald Breit ©Deloitte / feelimage

Die Deloitte Audit Wirtschaftsprüfungs GmbH hat aktuell 25 Geschäftsführer, also Partner, um einen mehr als vor einem Jahr. Davon sind unverändert drei weiblich, womit der Frauenanteil leicht gesunken ist. Ähnlich sieht es im größten Bereich aus, Deloitte Tax, wo es jetzt 30 statt 28 Geschäftsführer gibt, die Zahl der Frauen aber unverändert bei 7 liegt. Im Financial Advisory gibt es weiterhin 13 Partner, davon ebenfalls unverändert 5 weiblich.

Laut Breit hält Deloitte Österreich insgesamt bei den Führungspositionen – „wir meinen hier die Gruppe der Directors und Partnerinnen“ – bei 31%, vor vier Jahren waren es noch 26%. „Die von uns gesetzten Maßnahmen zeigen also erste Wirkung. Gleichzeitig ist uns aber bewusst, dass wir diese Maßnahmen weiterhin mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter mit Nachdruck vorantreiben müssen“, so Breit. Eine Führungsposition sei immer auch eine persönliche Entscheidung, die Rahmenbedingungen müssten aber auch stimmen. Deloitte biete Programme zur Förderung von Diversität, u.a. ein „Professional Women Network“, „Inclusive Activation Trainings“, etc.

KPMG hat Pläne bei Beförderungen

Bei KPMG Österreich soll bei den nächsten Beförderungen fast Gleichstand herrschen, sagt KPMG Senior Partner Michael Schlenk im Interview: „Erfreulicherweise ist die berufliche Tätigkeit in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung für Frauen attraktiv. Die Branche weist daher einen hohen, aus unserer Sicht jedenfalls stabilen Anteil an Frauen auf. Bei KPMG Österreich liegt der Frauenanteil aktuell bei insgesamt 54 Prozent.“ Man setze Maßnahmen in den Bereichen Entwicklung und Karriere, Inklusion, Diversität und Gleichberechtigung sowie Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

Aktuell sind 5 von 30 Audit Partnern bei KPMG Frauen, im Bereich Tax sind es 4 von 30. Das ist ein Anteil von 16,7% bzw. 13,3%, etwas mehr als in den letzten Jahren. Im Bereich Advisory gibt es aktuell insgesamt 38 Partner – um sieben mehr als vor zwei Jahren. Die Zahl der Partnerinnen ist aber nur um eine gestiegen, von 2 auf 3, was einen Anteil von nur 7,9% bedeutet.

Michael Schlenk ©KPMG

„Bei KPMG Österreich sind aktuell 54 Prozent Frauen und 46 Prozent Männer aus insgesamt 38 Nationen tätig. Diversität, Inklusion und Gleichstellung sind damit nicht nur Teil unseres Commitments zum Impact Plan von KPMG International, sondern werden im Unternehmen auch tagtäglich gelebt. Der Anteil an Frauen ist stabil, wenn nicht sogar leicht steigend“, so Schlenk: „Wenn man die Verteilung nach Karrierelevels betrachtet, zeigt sich allerdings eine Abflachung der Kurve ab dem Level Senior Manager*in. Im Verlauf der Karriere dreht sich also das Bild und wir sehen mehr Männer als Frauen in Führungspositionen. Wir haben uns daher schon in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Chancengleichheit auseinandergesetzt und zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, um die Anzahl von Frauen in den Führungsebenen zu erhöhen.“

KPMG Österreich sei „noch nicht dort, wo wir hinwollen, aber die aktuellen Entwicklungen zeigen ein sehr positives Bild. Von den insgesamt 14 Personen, die wir im Laufe des Jahres 2023 neu in unsere Partnerschaft aufnehmen werden, sind sechs Frauen. Das ist immerhin ein Anteil von 43 Prozent. Auch bei KPMG Law zeigt sich die erfreuliche Situation, dass mittlerweile drei von sieben Partner*innen weiblich sind“, so Schlenk. Es gibt u.a. ein Business-Mentoring-Programm, das sich gezielt an weibliche High Potentials richte, mit bisher 96 Teilnehmerinnen. Weiters habe man die Plattform „Network of Women“ (KNOW) auch in Österreich implementiert und biete individuelle Arbeitszeitmodelle.

Bei EY liegt der Chefinnen-Anteil bei 44%

Rund 53 Prozent der Beschäftigten von Big Four-Multi EY sind Frauen, aber nur 44 Prozent der Führungskräfte: Es soll mehr werden, so EY-Partnerin Ingrid Rattinger und HR-Chefin Claudia Maikisch im Interview. Rattinger: „In der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung gibt es seit mehreren Jahren eine leichte Mehrheit von Bewerberinnen, das beobachten wir weiterhin. Im Bereich der Unternehmens- und Transaktionsberatung als weitere wesentliche Säulen unseres Service-Portfolios gibt es hingegen noch ein klares Ungleichgewicht und deutlich mehr Bewerber. Das liegt sicher auch stark daran, dass in diesem Bereich immer mehr Bewerber*innen mit technischer Ausbildung gesucht werden und es gerade in den sogenannten MINT-Fächern immer noch einen klaren Überhang von Männern gibt.“

Ingrid Rattinger ©Robert Herbst

Umso wichtiger sei es daher, Frauen gezielt und verstärkt für ein Studium in den MINT-Fächern zu mobilisieren. EY gehe daher gezielt an Schulen, um junge Mädchen fürs Programmieren zu begeistern. Grundsätzlich habe es die Branche schwer, genügend gut ausgebildete Mitarbeiter*innen am Bewerbermarkt zu rekrutieren, um die dynamisch wachsende Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen abdecken zu können, so Claudia Maikisch: Diesem Fachkräftemangel gelte es, entgegenzuwirken: Flexibilisierungsangebote, aber auch eigens konzipierte Einstiegsprogramme wie bspw. TAX Traineeprogramme werden bei EY eingesetzt, um den Einstieg attraktiver zu machen.

Der Anteil der Frauen auf der Ebene der Partner ist bei EY in den letzten Jahren kaum bis gar nicht gewachsen, sei insgesamt aber beträchtlich. Rattinger: „Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei 44 Prozent. Der Frauenanteil in der gesamten Belegschaft von EY Österreich liegt momentan bei 53 Prozent. Wir sind stolz, dass wir in unserer Führungsetage, also ab dem Rank Manager*in, fast schon Parität erreicht haben. Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass es für ein langfristig ausgewogenes Verhältnis von ungefähr 50:50 weiterhin gezielte Förderprogramme und vor allem auch umfangreiche Coaching- und Mentoring-Formate braucht, die wir beispielsweise im Rahmen der Female Leadership Journey setzen.“

Ziel sei es, dieses ausgewogene Verhältnis über alle Ranks hinweg bis zur Partnerschaft zu erzielen. Gleichwohl könne man gesellschaftliche Rahmenbedingungen nur bedingt beeinflussen und müsse häufig zur Kenntnis nehmen, dass sich Frauen trotz der Förderangebote gegen die Karriere entscheiden wollen oder müssen. EY sehe aber auch, dass das Bekenntnis zur Diversität in der Führungsetage und insbesondere in der Partnerschaft zunehmend Wirkung zeigt: Dabei sei Gender eine wichtige Dimension, ebenso wichtig sei aber auch Diversität in Hinblick auf Alter, Ausbildung oder kulturellen Hintergrund. Man setze dazu verschiedene Initiativen. Für Frauen gebe es unter dem Namen „Female Leadership Journey“ ein mehrstufiges Programm, um gezielt Frauen in unterschiedlichen Karrierestufen individuell zu unterstützen und zu fördern.

PwC liefert aktuelle Zahlen

Kein Interview, aber aktuelle Zahlen zum eigenen Haus gibt es bei PwC Österreich: Demnach gibt es in der PwC Österreich GmbH (ohne weitere Gesellschaften) aktuell 17 einzelzeichnungsberechtigte Geschäftsführer*innen, davon sind drei weiblich. Bei der PwC Advisory Services GmbH (also der Beratungssparte) sind es insgesamt 27 Equity & Salaried Partners, davon sind aktuell 22 männlich.

Beide Chefetagen sind also im Vergleich zur Situation Ende 2021 nach Köpfen insgesamt um rund 10 Prozent gewachsen, der Anteil der Frauen hielt damit freilich nicht Schritt. In den obersten Führungsebenen (ab Manager) besteht heute insgesamt aber ein 40-prozentiger Frauenanteil, so PwC. Seit 2021 gibt es ein hauseigenes Mentoring-Programm, weiters das “PwC Women Network“ und man setze auch auf diverse Teams, sagte damals Barbara Redlein, Partnerin bei PwC Österreich, im Interview.

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