St. Pölten. Die insolvente Möbelhandelskette Kika/Leiner hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Der NÖ-Anwalt Volker Leitner wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.
Nachdem die insolvente Möbelhandelskette Leiner & kika Möbelhandels GmbH gestern den Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung am Landesgericht St. Pölten eingebracht hat, wurde wie erwartet heute das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet, heißt es in einer Veröffentlichung des KSV1870.
Die Kika/Leiner-Insolvenz gilt als größte Insolvenz der letzten 10 Jahre, zumindest gemessen an der Beschäftigtenzahl von 3.300, so der AKV. Die Passiva belaufen sich auf 132 Millionen Euro, es sind rund 400 Gläubiger betroffen. Zum Insolvenzverwalter wurde der St. Pöltner Rechtsanwalt Volker Leitner von Kanzlei GPLS bestellt, der u.a. bereits Masseverwalter bei der Pleite von Autozubehörkette Forstinger vor einigen Jahren war.
Der weitere Ablauf
Die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV sammeln aktuell Kika/Leiner-Gläubigerinnen und Gläubiger: Die betroffenen Gläubiger können ihre Forderungen bis 8. August bei Gericht anmelden. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde vom Landesgericht St. Pölten für den 21.08.2023 anberaumt. Die entscheidende Sanierungsplantagsatzung findet am 25.09.2023 statt, so die Gläubigerschützer.
Grundsätzlich macht sich ein Insolvenzverwalter bis zur Berichts- und Prüfungstagsatzung ein Bild von der Sanierbarkeit des Unternehmens, was nicht nur vom Geschäftsgang, sondern vor allem auch von den angemeldeten Forderungen und den vorhandenen Aktiva abhängt. Bei der Sanierungsplantagsatzung stimmen die Gläubiger dann darüber ab, ob sie den Sanierungsplan annehmen. Aktuell bietet das Möbelhaus den Gläubigern eine Quote von 20 Prozent ihrer Forderungen, zahlbar binnen zwei Jahren. „Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sanierungsbestrebungen tatsächlich aufrechterhalten werden können“, so Brigitte Dostal vom KSV1870.
Pleite kurz nach Verkauf
Unterdessen ist eine heftige Diskussion darüber entbrannt, dass kurz nach dem Verkauf durch Signa 23 der insgesamt 40 Filialen geschlossen und 1.900 Stellen gestrichen werden sollen. Mehrere Akteure – von Gläubigerschützern über die Politik bis zur Finanzprokuratur – haben angekündigt, sich die Geldflüsse in den Monaten vor der Insolvenz genau ansehen zu wollen. Einer der Hauptgläubiger ist die Republik Österreich (mit ausständigen Beiträgen und Abgaben). „Der gesamte kika/Leiner-Deal muss rückabgewickelt werden“, fordert gar GPA-Vorsitzende Barbara Teiber in einer Aussendung.