Neue Pleiten. Die Zahl der Firmen-Insolvenzen hat heuer deutlich zugelegt und übersteigt bereits das Vorkrisenniveau von 2019. Bei den Privatinsolvenzen ist es dagegen noch ruhig, so der KSV.
Laut aktueller KSV1870 Hochrechnung sind im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 2.600 Unternehmen (+10,9% gegenüber 2022) von einer Insolvenz betroffen. Den größten Zuwachs verzeichnet Kärnten (+61,7%), den deutlichsten Rückgang meldet das Burgenland (-5,2%). Weiters haben sich die vorläufigen Passiva um 26 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro erhöht.
Kika / Leiner treibt die Pleite-Statistik an
Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die Leiner & kika Möbelhandels GmbH mit geschätzten Passiva von 132 Mio. Euro. Zudem ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 11.600 Personen (+65,7%) und jene der betroffenen Gläubiger auf 21.000 Geschädigte (+53,3%) angewachsen. Mit Blickrichtung Jahresende werden bis zu 5.300 Firmenpleiten erwartet, so der KSV in einer Aussendung weiter.
Im Vergleich zum Jahr 2019, dem letzten „Normaljahr“ vor der Corona-Krise, gab es seit Jänner 2023 um rund 40 insolvente Unternehmen mehr. Weiters sind auch die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle um 11,3 Prozent auf 1.067 Fälle gestiegen.
Ist bei abgewiesenen Fällen mehr zu holen?
Der KSV1870 plädiert nun dafür, darüber nachzudenken, ob in Zukunft auch bis dato mangels Kostendeckung abgewiesene Fälle eröffnet werden sollen. Denn es komme nicht selten vor, verwertbare Assets zu finden, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten. „Es muss verhindert werden, dass finanziell gesunde Unternehmen aufgrund eines insolventen Geschäftspartners selbst ins Straucheln geraten. Dazu zählt unserer Meinung auch, etwaige Assets der nichteröffneten Fälle genau unter die Lupe zu nehmen. Passiert das nicht, verlieren die Betriebe noch mehr Geld als das ohnehin schon der Fall ist“, so Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.
Zahl der Privatkonkurse steigt nur leicht
Laut KSV wurden im ersten Halbjahr 2023 in Österreich 4.456 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren (Privatkonkurse) gezählt, also 25 Fälle pro Tag. Das entspricht einem Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Den größten Zuwachs (+42,6%) verzeichnet Vorarlberg, den deutlichsten Rückgang (-14,5%) vermeldet die Steiermark.
Gleichzeitig sind die vorläufigen Passiva* um 12,7 Prozent auf 419 Mio. Euro gesunken. Das bedeutet eine durchschnittliche Schuldenhöhe von rund 94.000 Euro pro Schuldner. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es noch 111.000 Euro. „Auch wenn der aktuelle Anstieg im Rahmen ist, braucht es zielgerichtete Lösungen, um die Menschen in Österreich nachhaltig zu entlasten. Vor allem für jene Menschen, die bereits vor der Teuerungswelle Probleme hatten, finanziell über die Runden zu kommen. Andernfalls wird die Rechnung nicht mehr allzu lange aufgehen und die Zahl der Privatkonkurse deutlich steigen“, so Götze.