Wien. Die globale Besteuerung großer Unternehmen rückt immer näher: Bei der Präsentation des neuen „Handbuchs zur Globalen Steuerreform“ (Facultas) gaben die Herausgeberinnen und Herausgeber jetzt einen Ausblick.
Konkret sind das:
- Univ.-Prof. Dr. Daniela Hohenwarter, LL.M. (stv. Vorständin des Instituts für Recht der Wirtschaft an der Universität Wien)
- Univ.-Prof. Dr. Sabine Kirchmayr (Vorständin des Instituts für Finanzrecht an der Universität Wien und Steuerberaterin in Wien)
- Mag. Dr. Ralf Kronberger (Abteilungsleiter in der Wirtschaftskammer Österreich, Abteilung für Finanz- und Steuerpolitik und Lehrbeauftragter an der WU)
- Univ.-Prof. DDr. Gunter Mayr (Sektionschef für Steuerpolitik und Steuerrecht im BMF und lehrt an der Universität Wien)
Nach der Begrüßung der Gäste in der Wirtschaftskammer Österreich durch die Herausgeber Ralf Kronberger und Sabine Kirchmayr-Schliesselberger berichtete Gunter Mayr, wie herausfordernd es ist, eine neue Steuer gemeinsam mit 140 Ländern zu erarbeiten und wie wichtig es ist, relevante Wirtschaftspartner mittels Kompromissen ins Boot zu holen. Martin Riedler informierte, dass Pillar 2 bereits in der Umsetzung weiter fortgeschritten ist als Pillar 1 und die Detailverhandlungen in diesen Tagen stattfinden. Christoph Marchgraber veranschaulichte die praktischen Auswirkungen der neuen Steuer auf österreichische Unternehmen und dass so manches Problem zur Berechnung noch nicht optimal gelöst ist.
Digitalriesen erwirtschaften 2 Milliarden Euro in Österreich
Die Veranstaltung liefert vielsagende Ausblicke in die Zukunft des Steuerwesens, heißt es bei Veranstalter Facultas. Und sie illustriert auch, wie bedeutsam die Frage ist: So wird die österreichische Digitalsteuer in Höhe von 5 Prozent auf Online-Werbevolumen – die es vor allem deshalb gibt, weil eben noch kein globales Steuerwesen hierfür existiert – heuer voraussichtlich 100 Milllionen Euro an Einnahmen für den Staat erwirtschaften. Zum Start budgetiert wurden dagegen bloß 25 Mio. Euro. Das bedeutet, dass das besteuerte Werbevolumen der internationalen digitalen Riesen wie Google oder Facebook in Österreich heuer 2 Milliarden Euro erreichen wird. Ein großer Wirtschaftsbereich agiert damit großteils globalisiert, und es bedarf spezieller Lösungen, um eine entsprechende Besteuerung zu erzielen.
Das digitale Geschäft als Auslöser
Tatsächlich war die Frage der Besteuerung der digitalen Wirtschaft auch der Auslöser der Pläne zur globalen Steuerreform. Auf OECD-Ebene wurde die Diskussion aber rasch möglichst breit angelegt und mit über 140 Staaten weltweit die Konzeption einer globalen Steuerreform erarbeitet. Im Jahr 2019 wurde sodann eine „Zweisäulenstrategie“, Pillar One & Pillar Two, präsentiert. Während sich Pillar One weiterhin an der digitalen Wirtschaft orientiert, sieht Pillar Two eine globale Mindestbesteuerung von 15% vor.

Zur globalen Mindestbesteuerung wurde im Dezember 2022 schließlich eine EU-Richtlinie verabschiedet, die es bis Ende 2023 auch in Österreich umzusetzen gilt. Das aktuelle Facultas-Handbuch entstand aus einer Kooperation der Universität Wien mit der Wirtschaftskammer Österreich und beleuchtet die globale Steuerreform aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Beiträge von Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft, der Wirtschaftskammer, der Finanzverwaltung und Beratungspraxis behandeln dabei umfassend Pillar One und die Zukunft der österreichischen Digitalsteuer, sowie die Konzeption und die Umsetzungsüberlegungen zu Pillar Two. Auch die Aufkommenseffekte der globalen Steuerreform sowie die österreichische KöSt im internationalen Vergleich werden in der Neuerscheinung von Facultas / Uni Wien / Wirtschaftskammer Österreich beleuchtet.