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Tool zeigt Flächenversiegelung für jede einzelne Gemeinde

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Österreich. Die Website www.flaechenversiegelung.at zeigt jetzt Daten zur Flächennutzung und Flächenversiegelung auf Gemeindeebene, so Kreutzer Fischer & Partner.

In den letzten Jahren nahm die Diskussion über Flächenverbrauch und Bodenversiegelung an Fahrt auf. Unternehmen wie die Hagelversicherung warnen vehement davor und die Reduzierung des Bodenverbrauchs ist mittlerweile erklärtes Ziel der Politik.

Plakative Vergleiche wie „acht Fußballfelder täglich“ sollen dabei den Bodenverbrauch durch Bebauung usw. illustrieren. Alles relativ, meint das Berater-Netzwerk Kreutzer Fischer & Partner – und will nun „einen Beitrag zur Objektivierung des Diskurses und zur Einordnung der publizierten Zahlen und Analysen“ leisten, wie es in einer Aussendung heißt. Auf der Website www.flaechenversiegelung.at sind demnach ab sofort Daten zur Flächennutzung und Flächenversiegelung auf Gemeindeebene abrufbar.

Alles gar nicht so schlimm?

Auf Bundesebene lautet die Rechnung laut den Angaben so:

  • Die Staatsfläche Österreichs umfasst 83.883 Quadratkilometer. Im Jahr 2022 war knapp die Hälfte davon (46 Prozent) mit Wäldern (inkl. Forststraßen und Krummholzflächen) bedeckt.
  • Weitere 29 Prozent entfielen auf landwirtschaftliche Flächen und 19 Prozent auf alpines Ödland.
  • Für Gebäude-, Verkehrs-, Freizeit- und Abbauflächen wurden insgesamt 5.833 Quadratkilometer genutzt.

Der Anteil der Flächeninanspruchnahme betrug somit sieben Prozent der Staatsfläche. Die Flächeninanspruchnahme sei allerdings nicht gleichzusetzen mit der versiegelten Fläche. Denn als versiegelt gelten Böden nur dann, wenn sie mit einer wasserundurchlässigen Schicht abgedeckt sind. In der Praxis werden daher nur überbaute, zubetonierte oder asphaltierte Flächen gezählt.

Zuletzt galten österreichweit insgesamt 2.411 Quadratkilometer oder 41 Prozent der beanspruchten Flächen als versiegelt. Bezogen auf die österreichische Staatsfläche waren dass 2,9 Prozent der Böden. Im Vergleich dazu sind etwa in Deutschland 6,4 Prozent der Landesfläche tatsächlich versiegelt. Allerdings sei in Deutschland ein vergleichsweise größerer Anteil der Staatsfläche potentiell besiedelbar, sodass für einen faireren Vergleich der Dauersiedlungsraum (Landesfläche abzüglich Wälder, Gewässer und Ödland)) herangezogen werden sollte, heißt es. Doch auch diesbezüglich zeige sich Österreich „grüner“. Bezogen auf den Dauersiedlungsraum betrug der Versiegelungsgrad in Österreich zuletzt 7,4 Prozent, in Deutschland 9,8 Prozent.

Auf Basis dieser Annäherungsweise kommt das neue Tool zu teilweise recht verblüffenden Ergebnissen. Wer beispielsweise glaubt, dass Wien sozusagen als versiegeltes Gebiet zu gelten habe, der liegt völlig daneben: Von der Gesamtfläche von knapp 415 Quadratkilometern sind demnach 40 Prozent Grünland: Lainzer Tiergarten, Stadtrand, Parks, usw. Etwa ein Drittel ist zwar „in Anspruch genommene Fläche“, aber nicht versiegelt im Sinne der Definition. Nur rund 26 Prozent des Gebiets der Bundeshauptstadt weist das Tool als versiegelt aus.

Zersiedelung ist nicht gleich Bodenverbrauch

Von der reinen Flächenversiegelung zu trennen ist allerdings das Problem der Zersiedelung: In Österreich war lange Zeit eine sehr lockere Verbauung erlaubt, was mancherorts zu weit verstreuten Siedlungsgebieten geführt hat – zum Nachteil der Natur, aber auch der Gemeindefinanzen (wegen höherer Infrastruktur-Kosten). Nun will etwa Niederösterreich im Rahmen einer neuen Raumordnung 500.000 Hektar Fläche zusätzlich gegen Verbauung schützen.

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