Österreich. Das erste Halbjahr 2023 brachte einen deutlichen Rückgang bei der Anzahl der Übernahmen. Das Volumen vervierfachte sich – zumindest was die veröffentlichten Deals betrifft.
Investor:innen und Führungskräfte versuchen derzeit ihre langfristigen Unternehmensstrategien an die aktuellen Rahmenbedingungen und sich daraus ergebenden Risiken anzupassen und fahren auf Sicht. Aufgrund der steigenden Zinsen, Rückgänge der Aktienbewertungen oder der geopolitischen Spannungen habe auch der globale M&A-Markt einen deutlichen Dämpfer erlitten: So fasst Prüfungs- und Beratungsmulti EY die Ergebnisse des österreichischen M&A-Index zusammen. Für die Analyse untersucht EY halbjährlich alle veröffentlichten Transaktionen mit österreichischer Mehrheits- und Minderheitsbeteiligung.
Die Entwicklung
Auf dem österreichischen Markt macht sich der rückläufige globale Trend bemerkbar: Im ersten Halbjahr 2023 gab es 132 Unternehmenskäufe mit österreichischer Beteiligung und damit um 14 weniger als im ersten Halbjahr 2022 – dies entspricht einem Rückgang um 9,6 Prozent. Insbesondere der Immobiliensektor zeichnet durch ein Minus von zwölf Deals im Vergleich zur Vorperiode für diesen rückläufigen Trend verantwortlich.
In den übrigen Sektoren erwies sich der österreichische M&A-Markt als überraschend robust, so EY. Das Transaktionsvolumen vervierfachte sich beinahe von 1,1 Mrd. Euro auf 4,0 Mrd. Euro (plus 263,6%), getrieben von einigen Veröffentlichungen der Transaktionsvolumina, insbesondere bei Deals von ausländischen Investor:innen in Österreich. Dennoch stehen Angaben zum Volumen unter dem Vorbehalt, dass im ersten Halbjahr 2023 nur bei rund jedem sechsten Deal das Volumen bekannt gegeben wurde. Am meisten Geld floss bei Inbound Deals, im Zuge derer rund 2,9 Mrd. Euro investiert wurden – um 2,3 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr.
Die größten Übernahmen
Das Volumen wurde im Wesentlichen von den Top-5-Deals getrieben:
- die Übernahme von cargo-partner GmbH durch Nippon Express um 1,4 Mrd. Euro (inkl. Earn-Out-Komponente),
- der anteilige Kauf von 20 Prozent an der IMS Nanofabrication GmbH durch Bain Capital um 785 Millionen Euro,
- der Kauf von 25,1 Prozent an der Energie Steiermark AG durch das Land Steiermark um 525 Millionen Euro,
- die Übernahme von K-Businesscom AG durch Cancom SE um 165 Millionen Euro sowie
- das öffentliche Angebot zum Kauf von 29,9 Prozent von RHI Magnesita N.V. durch Rhône Capital.
„Weltweit hat sich der M&A-Markt nach einem sehr schwachen ersten Quartal in den letzten Monaten etwas stabilisiert. Das wirtschaftlich herausfordernde Umfeld ist aber weiterhin stark spürbar. Wesentliche Treiber für die weitere Entwicklung sind die Industriekonsolidierung, die digitale Transformation, aber auch die Zunahme an Distressed Situationen“, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin der Strategie- und Transaktionsberatung (Strategy and Transactions) bei EY Österreich.