Österreich. Im 1. Halbjahr 2023 gab es laut Creditreform rund 5.000 Pleiten von Privatpersonen, ein Anstieg um 5 Prozent. Im Vorjahr lag der Zuwachs noch bei 19 Prozent.
Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die Privatinsolvenzen für das 1. Halbjahr 2023 in Österreich auf Basis der endgültigen Zahlen analysiert. Die Gesamtzahl der Privatinsolvenzen stieg demnach um rund 5% auf knapp 5.000 Verfahren an: Angesichts der zahlreichen Krisen sei dies durchaus moderat. Das Vor-Pandemie-Niveau ist damit noch nicht erreicht.
Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist dabei um 4,5% auf rund 4.500, die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen um starke 16% auf 442 Verfahren angestiegen. In jedem 10. Fall drohe somit der „ewige Konkurs“ und den Gläubigern ein Totalausfall ihrer Forderungen.
Der Anstieg schwächt sich ab
Stiegen die Privatinsolvenzen im vergangenen Jahr um 19%, so habe sich dieser Trend aktuell stark abgeschwächt. Der Fachkräftemangel und der stabile Arbeitsmarkt verhindern die größte Insolvenzursache: den Verlust des Jobs und die dadurch bedingte Zahlungsunfähigkeit. Die Inflation trifft viele, wird aber auch breitflächig durch Gehaltserhöhungen, Teuerungsausgleich, Energiekostenzuschuss, Schulstartgeld u.v.m. abgefedert. Zudem beginnen immer mehr Menschen zu sparen, beim Stromverbrauch, im Gasthaus oder zum Leidwesen des Handels bei allgemeinen Konsumausgaben, heißt es bei Creditreform.
Zu erwarten sei ein weiterhin moderater Anstieg der Privatinsolvenzen, sodass das Vor-Pandemie-Niveau von 2019 wahrscheinlich knapp verfehlt wird. Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer: „Für das Gesamtjahr 2023 ist mit 9.000 bis 10.000 Privatinsolvenzen zu rechnen. Selbst im Fall einer Rezession wird die Zahl der Arbeitslosen und der dadurch von einer Insolvenz bedrohten Personen nicht stark ansteigen, da der Fachkräftemangel ein langfristiges, da demographisches Problem ist.“
Die Gründe für eine Privatinsolvenz bestehen aus einer toxischen Mischung vieler Probleme, die sich über eine längere Zeit aufgebaut haben: Verlust des Arbeitsplatzes, gescheiterte Selbständigkeit, Krankheit. Gemeinsam sei den meisten Insolvenzfällen aber der generell sorglose Umgang mit Geld. Ein Drittel der Schuldner sind gescheiterte Selbständige. Die Durchschnittsverschulden liegt bei rund 61.000 Euro.
Der Bundesländervergleich
Der Bundesländer-Vergleich zeigt den stärksten Zuwachs in Vorarlberg (+37,1%), gefolgt von Salzburg (+24,2%) und Kärnten (+22,7%). In einem einzigen Bundesland, der Steiermark, sinken die Insolvenzen (minus 12,2%).
Traditionell ereignen sich ein Drittel aller Privatinsolvenzen in der Bundeshauptstadt. Wien ist sowohl Spitzenreiter bei der absoluten Zahl an Insolvenzen (1.629 Fälle) als auch bei der relativen Insolvenzbetroffenheit: 12 von 10.000 erwachsene Wiener schreiten zum Insolvenzgericht. Allerdings verzeichnete Wien zuletzt neben Niederösterreich (+0,6%) den zweitgeringsten Anstieg (+1,5%).