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Misstrauen bei Kunden und Belegschaft lässt jeden 2. Familienbetrieb zittern

Rudolf Krickl ©PwC Österreich

Wien. Die Hälfte der Familienunternehmen in der DACH-Region fürchtet einen Vertrauensverlust bei den wichtigsten Stakeholdern, so eine PwC-Studie. ESG-Themen sind außen vor.

Familienunternehmen in der DACH-Region fürchten einen Vertrauensverlust – ausgerechnet bei den zwei Stakeholder-Gruppen, von deren Vertrauen sie am stärksten abhängig sind. Oder anders ausgedrückt: Lediglich etwa die Hälfte der befragten Familienunternehmen ist sich sicher, dass sie das Vertrauen von Mitarbeitenden (49%) sowie Konsument:innen (54%) besitzen. Das sind jedenfalls die Ergebnisse der 11. Global Family Business Survey „Der Wert des Vertrauens“ von PwC. Für die Studie wurden laut den Angaben rund 2.000 Familienunternehmen aus 82 Ländern befragt, darunter 172 aus dem DACH-Raum.

Die befragten Unternehmen sehen durchaus Handlungsbedarf: Sie haben die Kundenzufriedenheit und die Gewinnung sowie Bindung von Talenten zu ihren Top-Zielen erklärt – noch vor der langfristigen Wertgenerierung für Gesellschafter:innen oder der kurzfristigen Gewinnmaximierung, heißt es weiter.

ESG interessiert Familienunternehmen herzlich wenig

Gerade bei wichtigen Zukunftsthemen haben Familienunternehmen in der DACH-Region Nachholbedarf, so PwC: Insbesondere die Schwerpunkte Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gewinnen unter den Stakeholdern – vor allem unter den jüngeren Konsument:innen und Mitarbeiter:innen – an Bedeutung, haben in den Unternehmen aber noch nicht die nötige Priorität erlangt, so die Studienautor:innen. In Zahlen:

  • Das Thema ESG (Environmental, Social, and Governance) haben lediglich sechs Prozent der Unternehmen im deutschsprachigen Raum zur Top-Priorität erklärt, während es weltweit immerhin zehn Prozent sind.
  • In dieses Bild passe auch, dass nur 14 Prozent der Befragten im DACH-Raum über eine klare ESG-Strategie verfügen.
  • Überraschend sei allerdings, dass rund zwei Drittel (66%) der DACH-Familienunternehmen grundsätzlich davon überzeugt sind, dass sie bei ESG-Themen grundsätzlich eine Vorreiterrolle einnehmen können.

„Familienunternehmen sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, engagieren sich für ihre Region und denken generationenübergreifend. Nachhaltigkeit ist daher in ihrer DNA. Jetzt geht es aber darum, ESG in das Kerngeschäft zu integrieren. Denn: Nachhaltig ist das neue Profitabel“, meint Rudolf Krickl, CEO und Family Business Leader von PwC Österreich, in einer Aussendung.

Ein wachsendes Imageproblem

Um das Vertrauen ihrer Kund:innen und Mitarbeiter:innen zu stärken, sollten sich Familienunternehmen mehr auf Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung konzentrieren und ihre Aktivitäten offensiver nach außen kommunizieren, rät Big Four-Multi PwC. Auch bei wichtigen gesellschaftlichen Themen seien die Unternehmen zu zurückhaltend: Lediglich 15 Prozent beziehen öffentlich Stellung.

„Das Prinzip ,Tue Gutes und rede darüber‘ haben Familienunternehmen noch nicht verinnerlicht. Von Unternehmern wird heutzutage eine klare und offensive Positionierung zu gesellschaftlich wichtigen Themen erwartet. Dadurch können sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und einem Glaubwürdigkeitsverlust entgegenwirken, der momentan auch andere Institutionen betrifft. Das ist aus unserer Sicht der Weg aus der Vertrauenskrise. Hidden war gestern – heute braucht es Proaktivität und Offenheit“, so Krickl.

Die Aussichten

Aus wirtschaftlicher Sicht blicken die befragten Familienunternehmen aus der DACH-Region durchaus zufrieden auf das vergangene Geschäftsjahr: Rund drei Viertel (77%) können ein Wachstum verzeichnen – davon 39 Prozent sogar im zweistelligen Bereich – und liegen damit über dem globalen Schnitt (71%).

Der Blick in die Zukunft falle allerdings spürbar pessimistischer aus. Für die kommenden zwei Jahre rechnen nur noch rund zwei Drittel (66%) der Familienunternehmen mit einem Wachstum und 33 Prozent mit einer Konsolidierung.

Um ihre Aussichten zu verbessern, setzen die DACH-Unternehmen in erster Linie auf den Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten – das geben fast zwei Drittel (62%) von ihnen an. Weltweit hat das nur für 44 Prozent der Familienunternehmen höchste Priorität. Denn Familienunternehmen haben noch immer Nachholbedarf in puncto Digitalisierung, heißt es.

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