Interview. Alvarez & Marsal Managing Director Bernhard Engel sieht viel Arbeit in D/A/CH: Von Restrukturierung & Immos bis Banken-Retailgeschäft.
Restrukturierungs- und Transaktionsberater Alvarez & Marsal sieht viel Arbeit in D/A/CH, sagt Bernhard Engel, neuer Managing Director für Österreich & CEE, im Interview: Von Restrukturierung bei Immos bis zum Banken-Retailgeschäft.
Die Marktposition
Managing Director Engel leitet das Österreich- und CEE-Geschäft von Alvarez & Marsal (A&M) in Wien, wo er auch die Financial Industry Advisory Services-Praxis (FIAS) des Unternehmens in der DACH-Region mitverantwortet. Die strategische Besetzung für das Geschäft von A&M in Österreich und CEE zeuge von der wachsenden Bedeutung dieser Märkte für A&M, sagt Engel: Alvarez & Marsal sieht sich als Spezialist für Restrukturierung und Optimierung, nicht als reinen Sparmeister: Restrukturierungsberatung mache in der Praxis rund 20 Prozent des Geschäfts aus, der Rest entfalle auf Optimierung sowie auf Interim Management in unterschiedlichen Situationen.
Die Wachstumspläne
In allen diesen Sparten soll im DACH-Raum nun kräftig ausgebaut werden: Weltweit hat A&M aktuell rund 8.000 Beschäftigte, davon 2.000 in Europa – und von diesen wieder die Hälfte in London. Nun soll also die Beschäftigtenzahl in D/A/CH in nächster Zeit merklich steigen. Allerdings werde man am neuen Wiener Sitz von A&M (Herrengasse 1-3, der frühere Sitz von Branchenkollege McKinsey Österreich) weniger „Junior Staff“ und dafür mehr erfahrene Beratungsprofis antreffen, sagt Engel: Die Technologie mache es möglich, auf einiges Personal zu verzichten, A&M setze daher eher auf große Datenräume statt auf eine große Zahl von Beschäftigten.
Sehr wohl will A&M aber nach Möglichkeit nah am Kunden sein: Auch in CEE setzt man auf Präsenz vor Ort und hat beispielsweise Büros in Polen, Tschechien, Rumänien oder der Ukraine, wo in der Zukunft irgendwann die Betreuung der Aufbauarbeit an die Stelle der aktuellen Krisenarbeit aufgrund des Kriegs treten werde. Der hoffentlich größte Restrukturierungsfall der jüngeren Geschichte im positiven Sinn, sagt Engel. Die Expansion ist für A&M, das nicht börsenotiert ist, sondern im Eigentum der Gründer und des Managements (der Partner) steht, ein strategisches Investment, heißt es: Man erwarte sich hier stark wachsenden Beratungsbedarf gerade in den angestammten Märkten der Restrukturierungsberatung.
Die spannenden Baustellen
Zu den kommenden großen Aufgaben in D/A/CH zählt Engel die Immobilien- und Energiebranche: Erstere leide unter der aktuellen Zinssituation und werde viel Bedarf an Restrukturierungs-, Spar- und Optimierungshilfe haben. Auch sei man zum Beispiel für die Banken tätig, um gezielt bestimmte Marktsegmente zu optimieren.
Wenn Alvarez & Marsal in dieser Form als Problemlöser auftritt, dann tue man das – im Gegensatz zu vielen anderen am Markt – gern auf Erfolgsbasis. „Wir haben beispielsweise ein Produkt für Banken gestartet, bei dem wir pro Privatkunden der Geschäftseinheit, die wir bearbeiten, zumindest 10 Euro höheren Umsatz erreicht haben. Dies ist bei Banken mit mehreren Millionen Privatkunden ein dreistelliger Millionenbetrag mehr Umsatz pro Jahr. Das war ein Novum am Markt und wir haben es schon 100-mal global verkauft“, sagt Engel.