Oslo. Der Norwegische Staatsfonds hat 2023 sein bestes Jahr erzielt: 16 Prozent Rendite. Er ist nun 1.400 Milliarden Euro schwer, schildert eine Steiermärkische-Analyse. Das sind 259.000 Euro pro Kopf.
Der Norwegische Staatsfonds erzielte im Jahr 2023 das beste Ergebnis in seiner Geschichte. Die Rendite des „Government Pension Fund Global“ betrug 16,1 Prozent oder in absoluten Zahlen rund 200 Milliarden Euro. Das ist der Zugewinn, nicht der Gesamtwert, wohlgemerkt: Der Wert des Staatsfonds war per Ende 2023 auf sagenhafte 1,4 Billionen Euro gestiegen, zeigt sich die Steiermärkische Sparkasse in einer Aussendung beeindruckt. In den Staatsfonds steckt das Land bekanntlich seit Jahrzehnten die Gewinne aus der Öl- und Gasförderung in der Nordsee – und der Staatsfonds investiert es in Aktien, Anleihen, Immobilien u.a.
Dem fulminanten Rekordergebnis 2023 steht der größte Anlageverlust in der Geschichte im Vorjahr gegenüber: 2022 lag das Ergebnis bei minus 14 Prozent. Die höchsten Renditen folgten also auf herbe Verluste, eine hohe Volatilität wird dabei in Kauf genommen. Die Norweger denken betont strategisch und nutzen jede Baisse, um besonders viele Aktien zu kaufen. Sie investieren antizyklisch und vertrauen darauf, dass es auf Dauer an den Märkten wieder aufwärts geht.
5,4 Mio. Einwohner und 1.400 Milliarden Euro
Mit dieser Strategie – und dank des klimaschädlichen fossilen Energiesegens natürlich – hat das Land schwindelerregende finanzielle Dimensionen erreicht. Eine Rechnung zur Illustration: Norwegen hat bloß 5,4 Millionen Einwohner. Das macht pro Kopf einen Vermögensstand von rund 259.000 Euro, den die Bewohner des skandinavischen Landes in ihrem Staatsfonds liegen haben.
Der Fonds gilt mit seiner langfristigen Anlagestrategie und einer hohen Aktienquote vielen Investoren als Vorbild, schreibt die Steiermärkische weiter. 70,9 Prozent waren zuletzt in Aktien investiert, 27,1 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere, 1,9 Prozent in nicht börsennotierte Immobilien und 0,1 Prozent in nicht börsennotierte Infrastruktur für erneuerbare Energien.
Plus 20% mit Aktien erzielt
Die Rendite der Aktienanlagen lag 2023 bei 21,3 Prozent, jene der Anleihen bei 6,1 Prozent, während die Anlagen in nicht börsennotierten Immobilien bei minus 12,4 Prozent lagen. Die Rendite der nicht börsennotierten Infrastruktur für erneuerbare Energien betrug 3,7 Prozent. Die Anlagestrategie des norwegischen Staatsfonds ist – grob skizziert – ebenso einfach wie bestechend, heißt es weiter (man muss allerdings sowohl über die Portokasse wie die Ausdauer verfügen, um sie sich leisten zu können):
- Aktienseitig kauft der Fonds breit gestreut Anteile von rund 9.000 Unternehmen, und zwar weltweit, keineswegs nur in Norwegen.
- Auch die festverzinslichen Anlagen werden weltweit gestreut – hauptsächlich in Staats- und Unternehmensanleihen.
- Das Immobilienportfolio umfasse überwiegend hochwertige Immobilien in einer begrenzten Anzahl von Großstädten, während im Bereich Infrastruktur in erneuerbare Energien in Form von Wind- und Solarprojekte in Europa und Nordamerika investiert wird.
Einnahmen aus Gas- und Ölreichtum
Die Fondsverwalter aus Oslo verwalten die Einnahmen aus der norwegischen Gas- und Ölförderung, um diesen Reichtum sowohl den heutigen als auch den künftigen Generationen zugutekommen zu lassen. Verantwortlich für die allgemeine Anlagestrategie ist das norwegische Finanzministerium. Wesentliche Änderungen bedürfen der Zustimmung des Storting, des norwegischen Parlaments.
Die Strategie wird der zuständigen Norges Bank in einem Mandat für das operative Management des Fonds mitgeteilt. Das Mandat legt fest, wo investiert wird, wie die Ergebnisse zu messen sind und welche Anforderungen an die Verwaltung des Fonds gestellt werden. Außerdem gelte in Norwegen die Regel, dass sich die Regierung höchstens 3 Prozent vom Wert des Fonds auszahlen darf, um ihren Haushalt auszugleichen.