Pionier-Projekt. Österreich ist eine wichtige Urlaubsdestination – aber mögen die Österreicher den Tourismus überhaupt? Die Regierung lässt die Akzeptanz jetzt dauerhaft erheben.
Der Tourismusakzeptanz in Österreich widmete sich der Tourismusausschuss des Nationalrats jetzt in einer aktuellen Aussprache mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, wie die Parlamentskorrespondenz berichtet. Zwei Expert:innen der Statistik Austria zu diesem Thema, Peter Laimer und Rebecca Daul, berichteten über ihre methodische Vorgehensweise dazu. Demnach stelle die Erhebung der Tourismusakzeptanz in Österreich ein Vorzeigeprojekt für andere Länder dar.
Kraus-Winkler unterstrich, dass nach einem durchgeführten Pilotprojekt nunmehr die Tourismusakzeptanz dauerhaft durch die Statistik Austria erhoben werde. Befragt werden sollen demnach etwa 12.000 Personen pro Jahr, die ersten Erhebungen durch die Statistik Austria seien bereits gestartet.
„Tourismusakzeptanz ist Zukunftsthema“
Staatssekretärin Kraus-Winkler gab eingangs einen Einblick in aktuelle Tourismuszahlen und Projekte. Laut den Daten für die vergangene Wintersaison bis Februar stehe man bei rund 50 Mio. Nächtigungen bzw. einem Plus von 4,9% zum Vorjahr. Im Ausblick auf die Sommersaison bleibe unter anderem abzuwarten, wie sich die geopolitische Situation entwickle. Betreffend Innovation etwa im Hinblick auf den Klimawandel müsse man sich ebenso wie mit dem Winter auch mit dem Sommer auseinandersetzten, so Kraus-Winkler.
Die Tourismusakzeptanz sei jedenfalls ein Zukunftsthema und die nunmehr dauerhafte Erhebung eines der wichtigsten Projekte, um ein ausbalanciertes Miteinander auch in Zukunft im Tourismus gut bewältigen zu können, hob sie hervor. Die Akzeptanz befinde sich mit 75 von 100 Punkten in Österreich weiterhin auf einem guten Niveau, auch wenn ein schleichendes Sinken zu erkennen sei. Umso mehr sei erfreulich, dass das Projekt der Erhebung jetzt institutionalisiert und dauerhaft abgesichert worden sei. Der Bericht zur Tourismusakzeptanz für 2024 werde bereits von der Statistik Austria erfolgen, so die Staatssekretärin.
Broschüre für Problem-Regionen
Für jene Regionen, wo es Probleme mit dem ausbalancierten Tourismus gebe, seien in ihrem Bereich als erste Maßnahmen etwa bereits eine Broschüre als Orientierungshilfe für Lösungswege sowie ein neuer Fördercall umgesetzt, wenn es etwa Expertenwissen oder Workshops brauche. Österreich befinde sich jedenfalls mit der Erhebung der Akzeptanz bei der Statistik „an vorderster Front“.
Der politische Wille für die Erhebung der Tourismusakzeptanz ergebe sich etwa aus dem Regierungsprogramm und einer einstimmigen Entschließung der Abgeordneten, erwähnte Peter Laimer. Der entsprechende Bericht soll jährlich erfolgen, erörterte er gegenüber Barbara Neßler (Grüne). Zu beachten gelte es in der Befragung unter anderem, welche Saison oder Region die Daten betreffen, aber auch, ob die befragte Person finanziell vom Tourismus abhängig sei, wofür sich etwa auch Josef Schellhorn (NEOS) interessierte. Kleinräumige Aussagen würden allerdings eher nicht gemacht werden können, so Laimer.
Kraus-Winkler zufolge geht es in den Erhebungen um eine Basis für die Tourismuspolitik auf allen Ebenen. Auf Fragen von Elisabeth Götze (Grüne) und Rosa Ecker (FPÖ) erörterte sie, dass von den Regionen teilweise Zusatzauswertungen durchgeführt würden. Der Plan sei aber auch, regionale Fragen in Zukunft ebenfalls mit der Statistik Austria auszubauen.
Ergebnisse sollen bis Mitte 2025 vorliegen
Rebecca Daul ergänzte, dass in der Befragung Synergien in der Erhebung des Reiseverhaltens mit jener der Tourismusakzeptanz genützt werden könnten. Aus ihrer Sicht würden sich etwa 12.000 Befragungen pro Berichtsjahr zur Tourismusakzeptanz ergeben. Man sei bereits im April gestartet, die Ergebnisse für 2024 seien für das zweite Quartal 2025 zu erwarten.
Kritisch merkten Melanie Erasim (SPÖ) sowie Rosa Ecker und Vorsitzender Gerald Hauser (beide FPÖ) an, dass die Befragungen nur online und nicht etwa auch telefonisch erfolgen sollen. Laimer meinte dazu, dass auch ältere Personen immer affiner mit Online-Befragungen würden. Kraus-Winkler zufolge wurde auch beim Pilotprojekt nur online befragt. Sie verstehe aber die Bedenken hinsichtlich etwaiger Diskriminierung und werde das Thema mitnehmen.
Aktuelle Maßnahmen und Themen im Tourismus
An weiteren Maßnahmen für die Branche erwähnte Staatssekretärin Kraus-Winkler auf Nachfragen von Elisabeth Götze (Grüne) Details zum neunen „Grünen Tourismuskredit“ mit Fokus auf ökologische Investitionen. Bei den Krediten der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank habe man das Mindestvolumen gesenkt, um auch neue bzw. kleinteiligere Segmente wie etwa Landgasthäuser anzusprechen.
Zur Frage von Rebecca Kirchbaumer (ÖVP), ob es einen Bettenrückgang durch Corona gegeben habe, berichtete die Staatssekretärin unter anderem von einem Bettenzuwachs seit 2012 von 7,4%. Der stärkste Zuwachs sei dabei im Campingbereich zu verzeichnen.
Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt würde die Beschäftigtenanzahl im Tourismus Monat für Monat im Vergleich weiter anwachsen. Seit der Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte seien auch im Tourismus die Anträge stark gestiegen. Präsentiert worden sei jetzt auch die Rot-Weiß-Rot-Karte Plus, etwa um Beschäftigten aus der Ukraine weiter Rechtssicherheit garantieren zu können. Den Vorschlag von Josef Schellhorn (NEOS), für gezielte Zuwanderung auch die Außenhandelsstellen als Anlaufstellen für die Rot-Weiß-Rot-Karte miteinzubeziehen, halte sie für eine gute Idee, das würde aber der Wirtschaftskammer obliegen.
Für ein digitales Gästeblatt werde intensiv an der Umsetzung gearbeitet. Voraussetzung sei das Beherbergungsregister, für das es sowohl Gesetzesinitiativen der Länder als auch des Bundes brauche. Es wäre aber Kraus-Winkler zufolge eines der wichtigsten Werkzeuge zur Steuerung und für eine Kontrollmöglichkeit, etwa auch hinsichtlich Airbnb, das Christoph Matznetter und Reinhold Einwallner (beide SPÖ) angesprochen hatten. Derzeit würde versucht, alle Vorbereitungen für ein solches Beherbergungsregister zu treffen, so die Staatssekretärin.