Interview. Sind Österreichs Immobilien in einer Zeit höherer Zinsen ein gutes Investment? Re/Max-Chef Bernhard Reikersdorfer spricht über die Trends am Markt (aus dem neuen eBook Immobilien für Einsteiger von Extrajournal.Net).
Extrajournal.Net: Das gestiegene Zinsniveau hat die Immobilienmärkte deutlich gebremst. Wie sehen Sie aktuell die Situation in Österreich, wie entwickeln sich die Marktsegmente?
Bernhard Reikersdorfer: Die aktuelle Marktentwicklung bei Wohnimmobilien, die steigende Nachfrage und die Rückmeldungen von Markt lassen darauf schließen, dass der Tiefpunkt durchschritten ist und es langsam wieder aufwärts geht. Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind durchwegs positiv: Die Inflation geht weiter zurück, die Zinsentwicklung ist konstant bzw. zeigt nach unten und auch die Maßnahmen der Politik sind grundsätzlich positiv zu bewerten. In Summe werden diese Entwicklungen dazu beitragen, dass wieder mehr Menschen ihren Traum vom Eigentum verwirklichen können.
„Nach vielen Jahren erstmals sinkende Preise“
Sogar auf dem österreichischen Wohnungsmarkt gibt es mancherorts Abwärtsdruck bei den Preisen. Ist das eine anhaltende Entwicklung? Wann ist für private Wohnungskäufer, die ein Wohnobjekt als Investment betrachten, die Zeit zum Einstieg gekommen?
Bernhard Reikersdorfer: Im Jahr 2023 gab es für gebrauchte Wohnimmobilen – über ganz Österreich gesehen – nach vielen Jahren erstmals wieder sinkende Preise. Einfamilienhäuser haben 2023 im Jahresvergleich im Schnitt um 4 % nachgegeben und die Preise für Eigentumswohnungen sind um 3,5 gesunken. Für das Jahr 2024 ist noch mit konstanten bzw. leicht fallenden Preisen für gebrauchte Wohnimmobilien zu rechnen. Derzeit ist sicher ein guter Zeitpunkt, um eine Wohnung zu kaufen. Das Angebot ist wesentlich größer als noch in den Jahren 2021 und 2022, die Nachfrage liegt deutlich darunter und die Preise haben leicht nachgegeben. Die Verhandlungsposition für Käufer hat sich spürbar verbessert.
Um die Bereitwilligkeit der Banken, Immo-Kredite zu gewähren – bzw. um die Bonitätsregeln, die die Vergabe regeln – gab es eine heftige Debatte. Wie sieht es derzeit aus, gibt es ausreichend Finanzierungen am Markt?
Bernhard Reikersdorfer: Die Situation hat sich leicht gebessert, aber die Zinsen in Kombination mit den strengeren Kreditvergaberichtlinien (KIM-Verordnung) waren bzw. sind noch immer eine gewisse Herausforderung. Eine Lockerung der Kreditvergaberichtlinien wäre definitiv angebracht. Die Schaffung von Eigentum während der Berufszeit wäre sehr wichtig, um in der Pension mehr frei verfügbares Einkommen zu haben.
Im Interview
Bernhard Reikersdorfer, MBA ist Geschäftsführer von RE/MAX Austria.