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WU-Studie: Unternehmen unterschätzen ihre Klimawandel-Kosten

©WU Wien

Wien. Forscher der WU Wien haben eine neue Methode entwickelt, um finanzielle Risiken durch den Klimawandel zu prognostizieren. Sie zeigt, dass die Kosten von den Unternehmen oft deutlich zu niedrig angesetzt werden.

Durch das Fortschreiten des Klimawandels wird es immer wichtiger, Klimarisiken richtig abzuschätzen. Damit sind einerseits akute Risiken durch häufigere Extremwetter-Ereignisse gemeint, andererseits die chronischen Auswirkungen steigender Temperaturen und der damit einhergehenden Probleme, heißt es in einer Aussendung der WU Wien. Auch bei der Bewertung von Unternehmen spielen Klimarisiken demnach eine wichtige Rolle: Investoren müssen wissen, ob Firmen für die Zukunft mit höheren Temperaturen und mehr Extremwetterereignissen gewappnet sind, heißt es.

„Das Problem ist, dass die Bewertung von Klimarisiken auf kommerziellen Methoden beruht, die nicht transparent sind und sich schwer reproduzieren lassen“, so Giacomo Bressan vom WU Institute for Ecological Economics. „Bei weltweit tätigen Unternehmen kommt hinzu, dass die Produktionsstandorte oft in ganz anderen Weltgegenden sind als die Firmenzentrale – doch je nach Ort können die Risiken sich stark unterscheiden.“

Neue Methodologie

Um diese Forschungslücke zu schließen, haben Giacomo Bressan und Irene Monasterolo gemeinsam mit Forschern von der Uni Utrecht, der Uni Zürich und der Ca‘ Foscari Uni Venedig eine neue Methodologie entwickelt, um die Klimarisiken von Unternehmen einzuschätzen. Das zugehörige Paper haben sie kürzlich in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

„Im Unterschied zu anderen Methoden setzt unsere Analyse bei den exakten Betriebsstandorten eines Unternehmens an – auch wenn sie weltweit verteilt sind – und bringt sie in Verbindung mit den Klimafolgen, die für genau diese Standorte prognostiziert werden“, so Co-Autorin Irene Monasterolo von der Uni Utrecht, die derzeit als Gastforscherin an der WU tätig ist.

Dadurch können die Forscher laut den Angaben das finanzielle Risiko durch den Klimawandel weit genauer abschätzen als bisher: Es zeigte sich demnach, dass die Verluste für Anleger um bis zu 70 % unterschätzt werden, wenn die Analyse auf Ebene der Betriebsstandorte unterbleibt – und sogar um bis zu 82 %, wenn akute Extremereignisse nicht einberechnet werden, so die Autoren.

Mexiko als Musterbeispiel

Um ihre Methodologie auszuarbeiten, haben sich die Forscher auf Mexiko als Beispielland konzentriert: „Mexiko war für uns einerseits interessant, weil es dort viele Direktinvestitionen und Produktionsstandorte von europäischen Unternehmen gibt“, so Irene Monasterolo. „Andererseits gibt es viele Risiken durch den Klimawandel, etwa durch die steigende Anzahl von tropischen Zyklonen.“

Monasterolo und ihre Kollegen haben ihre neue Methodologie auf 177 Unternehmen angewandt, die 1.820 Betriebsstandorte in Mexiko unterhalten. Dabei wurde auch berücksichtigt, um welche Arten von Standorten es sich handelt: In einem Dienstleistungsunternehmen werden durch einen Sturm wahrscheinlich weniger Betriebsmittel zerstört als in einem Kraftwerk oder einem Agrarbetrieb.

Je nach genauer Lage kann in Mexiko das Risiko, einen tropischen Sturm zu erleben, deutlich variieren, so die Forscher. Darum haben diese die genaue geographische Position jedes Betriebsstandorts mit historischen und prognostizierten Daten zu tropischen Zyklonen verglichen. Am Beispiel von Mexiko kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die neue Methodologie sehr genaue Ergebnisse liefert und unwahrscheinliche, aber auf lange Zeit erwartbare Extremereignisse abdeckt, heißt es in einer Aussendung. „Diese Methode lässt sich nun auf die unterschiedlichsten Weltregionen anwenden und liefert robustere Ergebnisse als bisherige Analysen“, so Co-Autor Giacomo Bressan.

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