Forschung & Förderung. Der ERP-Fonds hat seine Jahresberichte für 2022 und 2023 vorgelegt. Der Ausblick zeigt einen drastischen Rückgang bei der Anzahl der geförderten Projekte 2024.
Aufgabe des ERP-Fonds (ERP = European Recovery Program) ist es, den Ausbau, die Rationalisierung und die Produktivität der österreichischen Wirtschaft zu fördern. Zielgruppe der Förderungen sind Industrie, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen sowie Unternehmen der Tourismusbranche und der Land- und Forstwirtschaft. Konkret werden niedrig verzinste Kredite mit mehrjährigen tilgungsfreien Zeiträumen vergeben. Als strategische Handlungsfelder des ERP-Fonds wurden für das Jahr 2023 die Stärkung der Konjunktur und der Innovationsfähigkeit von KMU, der Green Deal sowie die Digitalisierung festgelegt, so die Parlamentskorrespondenz.
Die bisherige Lage
Aktuell liegen dem Wirtschaftsausschuss des Nationalrats die Jahresberichte zum ERP-Fonds für 2022 sowie für 2023 von der damit verflochtenen Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) sowie die Public Corporate Governance-Berichte für die beiden Jahre vor.
- 1.025 finanzierte Projekte im Wirtschaftsjahr 2022 (2023: 811) wurden demnach mit 492 Mio. € an vergebenen aws ERP-Krediten unterstützt (2023: 491 Mio. €).
- Die finanzierten Investitionen betrugen 2022 781 Mio. € (2023: 890 Mio. €).
- Für 2022 werden im Bericht 1.926 finanzierte neue Arbeitsplätze (2023: 1.784) sowie 19.490 gesicherte Arbeitsplätze (2023: 24.167) geltend gemacht. An KMU gingen demnach 2022 98% der Zusagen und 90,1% der Finanzierungsleistung (2023: 96,9% der Zusagen und 81,6% der Finanzierungsleistung).
Die Forderungen an Kund:innen in Form von Kreditaushaftungen und sonstigen Ausleihungen sind 2023 dem Bericht zufolge von 1,83 Mrd. € auf 1,80 Mrd. € leicht zurückgegangen. Darüber hinaus wurde laut Bericht 2023 bilanziell Vorsorge getroffen, dass aus den Zinserträgen von 2023 im Jahr 2024 19,5 Mio. € an die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung überwiesen werden können.
Das schwierige Jahr 2023
Durch das Zusammentreffen mehrerer Faktoren sei es Anfang des Jahres 2023 zu einer angespannten Situation in der Liquidität des ERP-Fonds gekommen, so der Bericht. Die Gründe hätten zum einen im wesentlich höheren Stundungsbedarf durch die Corona-Krise sowie dem Ukraine-Krieg und zum anderen im „völlig veränderten“ frühzeitigen Mittelabruf der Kund:innen bei Kreditzuzählungen aufgrund des rasanten Zinsanstieges gelegen. Als Folge davon seien im Jahr 2023 Zusagen für aws ERP-Kredite nur mit einer deutlich späteren Ausnützungsmöglichkeit erfolgt. Gerade für kleinere Finanzierungen bis zu 1 Mio. € habe der aws ERP-Kredit dadurch an Attraktivität verloren.
Im zweiten Halbjahr seien vor allem im Tourismussektor die Antragszahlen stark zurückgegangen, ebenso jene bei Finanzierungen unter 1 Mio. €. Bei diesen Finanzierungen spiele zusätzlich der Liquiditätsengpass aufgrund der verspäteten Mittelbereitstellungsmöglichkeit eine besondere Rolle. Im letzten Quartal 2023 haben sich dem Bericht zufolge jedoch zunehmend die Zinserwartungen der Unternehmen gedreht. Im Bereich der zehnjährigen Finanzierungslaufzeiten seien starke Anzeichen der beginnenden Zinswende zu beobachten gewesen. Noch vor der EZB habe der ERP-Fonds bereits im November eine erste angemessene Zinssenkung durchgeführt und damit einen Anstoß für die Einreichung zahlreicher neuer Projekte gegeben.
Das herausfordernde Jahr 2024
Darüber hinaus werden in den Berichten auch die wirtschaftliche Lage des ERP-Fonds sowie finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren im Detail dargestellt. Für das Geschäftsjahr 2024 sei der Bundesregierung ein deutlich reduziertes Jahresprogramm in Höhe von 430 Mio. € vorgelegt worden. Die Liquiditätssituation, die zu Beginn des Jahres 2023 noch stark angespannt gewesen sei, habe sich durch die getroffenen Steuerungsmaßnahmen allerdings deutlich entspannt und sämtliche zugesagten Kreditmittel können laut Bericht bis auf weiteres wieder zum gewünschten Zeitpunkt bereitgestellt werden.
Das gegenüber den Vorjahren stark verringerte Volumen des Jahresprogramms 2024 stelle allerdings die Erfüllung des Förderungsauftrags des ERP-Fonds in diesem Jahr vor besondere Herausforderungen. Die Kombination aus aufeinanderfolgenden Krisen und der damit verbundenen steigenden Inflation sowie den seit vielen Jahren gleichbleibenden Mitteln aus dem Eigenblock führe zu einem stark reduzierten Volumen des Jahresprogramms, so der Bericht. Der ERP-Fonds könne damit nur mehr eine um 40% verringerte Anzahl an innovativen Projekten finanzieren, heißt es wörtlich.