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Business, Recht

Horváth-Studie: Industrieunternehmen wachsen nur im Ausland

Christoph Kopp ©Horváth

Konjunktur & Industrie. Laut Managementberatung Horváth setzen die große Industrieunternehmen Österreichs wie Deutschlands auf Investitionen in den USA, Asien und Indien. Zuhause wird gespart.

Die strukturelle Optimierung der Kosten und Profitabilität steht für große Industrieunternehmen in diesem Jahr ganz oben auf der Managementagenda. Für zwei Drittel der Vorstände haben die beiden Themen größte Bedeutung, so die Ergebnisse der 5. jährlichen Studie „CxO Priorities“ der Managementberatung Horváth.

Für die Studie wurden laut den Angaben rund 770 Vorstände und Geschäftsführungsmitglieder großer Unternehmen mit mehrheitlich mindestens 1.000 Mitarbeitenden und 1 Milliarde Euro Jahresumsatz befragt, darunter mehr als 440 produzierende Unternehmen. Die Hälfte der untersuchten Industrieunternehmen hat ihren Hauptstandort in Deutschland, heißt es.

Die Strategie

66 Prozent der im Zuge der diesjährigen „CxO Priorities“-Studie befragten Manager bezeichnen die Verbesserung von Kosten- und Erlösstrukturen als „sehr wichtig“. 2023 lag dieses Thema noch an dritter Stelle.

Im Zuge dessen setzt sich die Deglobalisierung der Unternehmen fort: Aus Exportweltmeistern werden transnationale Organisationen, so die Studie. Investiert wird nämlich vor allem in die Wertschöpfungshubs Nordamerika, Asien (insbesondere China, Indien) und auch in Osteuropa, heißt es. In Österreich wie Deutschland planen Unternehmen unterm Strich einen Abbau der Arbeitsplätze in den kommenden fünf Jahren, so die Ergebnisse der Umfrage.

„Aufschwung sieht anders aus“

„Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Der Fokus auf Kostenmanagement – und auch Liquiditätsmanagement ist vor allem angesichts der steigenden Personalkosten, Energiekosten sowie gestiegenen Zinsen in der Priorität gestiegen. Aktuell sehen wir aber, dass Vorstände und Geschäftsführer zunehmend wieder zu Wachstum umschwenken. Die Unternehmen bedienen die Märkte zunehmend direkt aus den Regionen mit eigenen Standorten heraus und denken damit stärker regional als global“, so Christoph Kopp, Associate Partner bei Horváth.

Für den Standort Österreich müsse man aber sagen: Aufschwung sieht anders aus. „Denn das Wachstum findet im Ausland statt, die Wertschöpfung wird dezentraler – sowohl aus Kostengründen, Nähe zum Kunden als auch aufgrund der Regulatorik und potenzieller Handelshemmnisse. Das ist Erfolgsfaktor, aber auch Herausforderung: Die Unternehmen müssen ihre Organisationsstrukturen dahingehend anpassen, dass die Regionen autonomer vom Headquarter agieren können“, so Kopp.

Frust über Rahmenbedingungen

Über die sich verschlechternden Standortbedingungen in Österreich besteht Kopp zufolge großer Unmut und Unverständnis bei den Top-Entscheidern, selbiges gilt für den großen Nachbarn Deutschland, Österreichs wichtigsten Handelspartner und Wirtschaftsraum.

„Industriekonzerne mit Hauptstandort in Österreich und Deutschland investieren zwar noch immer die Hälfte ihrer Kapitalaufwendungen für Ersatz und neue Produktionen in der Heimat. Doch das bedeutet auch: die Hälfte der Investitionen fließen ins Ausland, und zwar die Wachstumsinvestitionen“, so Kopp.

Ein starker Fokus der österreichischen aber auch der deutschen Produzenten liegt in den USA. „Nicht nur die Kostenstrukturen und Marktchancen sind hier attraktiv – das ökonomische Mindset ist ein ganz anderes. Die Industrie hat volle politische Rückendeckung und Unterstützung, Wachstum und Unternehmensansiedlungen werden gezielt gefördert“, so Kopp.

Doch die Unternehmen stellen sich resilient auf und setzen nicht alle Karten auf den US-Markt, sondern orientieren sich beispielsweise auch weiterhin verstärkt nach Asien, insbesondere China und Indien. „Die Unternehmen betreiben globales Derisking, aber das heißt nicht, dass sie aus China rausgehen – im Gegenteil“, so Kopp.

Organisatorischer Umbruch steht bevor

Während die Wertschöpfungskette bereits umstrukturiert und dezentralisiert ist, sind es die Organisationsstrukturen der Horváth-Studie zufolge häufig noch nicht – oder nicht konsequent genug. „Kosten reduzieren reicht nicht, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Die Unternehmen müssen Strukturen entwickeln, die den Regionen ein autonomeres Agieren ermöglicht. ,Decentral Empowerment‘ ist hier das Stichwort“, so Kopp.

In international verzweigten Produktions- und Vertriebsstrukturen gelte es, die Zusammenarbeit dezentraler, agiler und kollaborativer zu gestalten, weniger hierarchisch und vom Headquarter gesteuert. „Die Daten- und IT-Infrastruktur dafür ist vorhanden – jetzt gilt es, den Kulturwandel in passenden Strukturen abzubilden.“

Die Neuordnung von Organisationsstrukturen wird von drei Viertel der produzierenden Unternehmen als relevantes Managementthema betrachtet – die Priorität ist im Vergleich zu 2023 um zwei Plätze im Ranking gestiegen.

Nachhaltigkeit weiterhin Top-Thema

Gleichzeit zeigt die Horváth-Studie, dass Nachhaltigkeit als auch digitale Transformation ganz weit oben und mit steigender Priorität auf der Agenda der österreichischen Industrie-Kapitäne stehen.

„Der Blick auf Nachhaltigkeit hat sich bei den Unternehmen gewandelt. War früher der Fokus stärker auf der Frage, wie man das eigene Unternehmen nachhaltiger gestalten kann, hat sich der Blick geweitet: Zusätzlich wird die Frage gestellt, wie kann ich bestmöglich zur Nachhaltigkeit meines Kunden beitragen und für ihn damit Mehrwert schaffen.“, so Kopp.

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