Digitalisierung. Der Finanzdienstleistungssektor verlangt nach klareren und verhältnismäßigeren Regulierungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG), so eine DLA Piper-Studie.
Neue Umfragedaten der globalen Wirtschaftskanzlei DLA Piper zeigen, dass der Finanzdienstleistungssektor nach klareren und verhältnismäßigeren Regulierungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) verlangt, um die damit verbundenen Chancen vollständig ausschöpfen zu können. DLA Piper Wien betrachtet anlässlich der Veröffentlichung der Studie in einer Aussendung auch die Entwicklungen in Österreich.
Große Herausforderung Regulierung
Gemäß dem kürzlich veröffentlichten globalen Bericht „Financial Futures: Disruption in global financial services“ stellt der Mangel an Klarheit in Bezug auf ESG- und KI-Regulierungen eine zentrale Herausforderung für Finanzdienstleistungsorganisationen dar, um die Vorteile von Technologie und Innovation zu realisieren, heißt es.
So betrachten 58 Prozent der befragten Unternehmen die Komplexität der Technologie-Regulierungen als eine der größten globalen Herausforderungen und fast drei Viertel berichten, dass aktuelle Vorschriften ihre Innovationsbemühungen hemmen. Darüber hinaus setzen Unternehmen auch trotz des Erkennens der Geschäftsmöglichkeiten durch KI eher auf externe Anbieter als auf die Rekrutierung interner Spezialisten, was das Risiko birgt, in Zukunft den Anschluss zu verlieren.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zeigen demnach, dass die Finanzdienstleistungsbranche (80 Prozent der Befragten) weltweit optimistisch auf die nächsten ein bis zwei Jahre blickt. Die höchste Zuversicht sei in Großbritannien und den USA sowie unter Banken zu verzeichnen. Das hohe Maß an Optimismus wird vor allem auf die voraussichtlichen Auswirkungen der Digitalisierung und KI, die Chancen im Zusammenhang mit neuen Produkten und Dienstleistungen sowie die Vorteile der Nachhaltigkeits- und ESG-Agenda zurückgeführt. Im Gegensatz dazu seien die Befragten von globalen FinTech-Unternehmen weniger zuversichtlich (72 Prozent).
DLA Piper hat für die Studie Coleman Parkes Research mit der Befragung von Entscheidungsträgern in globalen Finanzdienstleistungsorganisationen in den Regionen EMEA, APAC und Nordamerika beauftragt. Im März und April 2024 wurden laut den Angaben fast 800 Online-Interviews mit Führungskräften in Unternehmen aus den Bereichen Banken, Fonds und Fondsmanager, Fintech und Finanzmarktinfrastruktur mit 1 Mio. Dollar Umsatz aufwärts durchgeführt.
Ein klarer Plan ist nötig
Während die Mehrheit der Befragten glaubt, dass die fortschreitende Digitalisierung und KI in den nächsten zwei Jahren einen transformativen Einfluss auf die Finanzdienstleistungen haben werden, sieht die Hälfte KI als eine der größten Herausforderungen. Trotzdem planen nur vier von zehn Unternehmen, KI-Expertinnen und Experten einzustellen und Governance- bzw. Aufsichtsstrukturen zu implementieren, um die damit verbundenen Chancen bestmöglich zu nutzen.
Zudem verfügt die Hälfte der befragten Unternehmen über keine internen Spezialisten und setzt stattdessen auf externe Fachleute. Für Unternehmen sei jedoch entscheidend, weiter in die Planung hinsichtlich Ressourcen und regulatorischer Vorausschau zu investieren, um die Chancen, die KI und andere neue Technologien bieten, effektiv zu nutzen. Grundsätzlich herrsche allgemeine Besorgnis über eine übermäßige Regulierung und die Mehrheit (73 Prozent) ist der Ansicht, dass die Regulierung die Innovation im Sektor hemmt.
Bedeutung von ESG nicht unterschätzen
Während sich Unternehmen mit den sich verändernden ESG-Vorschriften innerhalb verschiedener Jurisdiktionen auseinandersetzen, haben fast die Hälfte der Organisationen weltweit (46 Prozent) das Ziel, sich als führend und innovativ im Bereich Nachhaltigkeit und ESG zu positionieren und wahrgenommen zu werden.
Das Bestreben, die ESG-Agenda voranzutreiben, ist deutlich, doch Unternehmen äußern Bedenken hinsichtlich der Erreichung ihrer Ziele und beschreiben die ESG-Agenda als eine der größten Herausforderungen in den kommenden zwei Jahren, so die DLA Piper-Studie: Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) wünscht sich mehr ESG-Regulierungen, um sie bei der Erfüllung ihrer Ziele zu unterstützen. Knapp die Hälfte möchte die bestehenden Vorschriften besser verstehen.
Die befragten Unternehmen scheinen sich über die ESG-Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, im Klaren zu sein. Die Hälfte gibt an, dass das Reputationsrisiko im Zusammenhang mit ihrer ESG-Positionierung ihre größte Herausforderung darstellt, gefolgt von der Integration von ESG in das gesamte Unternehmen (47 Prozent). Auch die genaue Berichterstattung wird als ein zentrales Thema angesehen, das viele Unternehmen nur schwer meistern können.
Das externe Reputationsrisiko bei Nichteinhaltung der Vorschriften und die Notwendigkeit, diese einzuhalten, sind die Haupttreiber für Unternehmen, sich mit ESG-Aktivitäten zu befassen. Der Druck seitens Aktionären und Top-Management werde hingegen nur von ungefähr einem Drittel der Befragten als treibende Kraft angesehen.
„Chancen und Herausforderungen“
„Regulierung, Digitalisierung, KI und ESG werden auch in Österreich bedeutende Veränderungen im Finanzsektor mit sich bringen, wobei keine Branche oder Aktivität ausgenommen bleibt. Diese Entwicklungen betreffen sowohl interne Abläufe als auch die Art und Weise, wie Transaktionen durchgeführt werden. Das bedeutet große Chancen, aber auch Herausforderungen. Stakeholder müssen die Komplexitäten erfassen und strategisch vorgehen. Wir bei DLA Piper sind aufgrund unserer globalen Reichweite in einer einzigartigen Position, um umfassend zu beraten und bei der Planung und Umsetzung von Projekten in allen relevanten Geschäftsbereichen des gesamten Sektors zu unterstützen“, so Marcell M. Németh, Partner und Head der Finance-Gruppe bei DLA Piper Österreich.
Jasna Zwitter-Tehovnik, Partnerin in der Finance-Gruppe und Mitglied des praxisübergreifenden ESG-Kernteams bei DLA Piper Österreich sowie zertifizierte ESG-Expertin für Banking & Finance: „In den letzten Jahren hat die ESG-Regulierung weltweit erheblich zugenommen. In den meisten Fällen umfasste die Umsetzung eine Übergangsfrist zur Anpassung an die neuen Verpflichtungen, schrittweise steht nunmehr die Durchsetzung im Mittelpunkt.“