Bildung & Jobs. Mit den Veränderungen unseres Klimas umgehen helfen sollen zwei neue Lehrberufe: Die Wiener Gärtner starten den „Klimagärtner“, die Energieversorger den „Fernwärmetechniker“.
Die Klimakrise bringt Herausforderungen, sie wird aber auch als Chance erblickt. Konkret entstehen derzeit buchstäblich neue „Green Jobs“ mit einschlägiger, instutionalisierter Ausbildung. So bieten Wiens Gartengestalter jetzt einen neuen Lehrberuf an – den Klimagärtner.
Herbert Eipeldauer, Innungsmeister der Wiener Gartengestalter und Floristen der Wirtschaftskammer Wien: „Wiens Gartengestalter sind die grünen Baumeister klimafitter Städte. Wir betreiben aktiven Klimaschutz im urbanen Raum. Der neue Lehrberuf des Klimagärtners ist ein Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft für unsere Gesellschaft.“
Klimagärtner wollen Fassaden und Dächer begrünen
Der Lehrberuf Klimagärtner ist laut einer Aussendung speziell auf die nachhaltige Begrünung und Klimaanpassung in städtischen Gebieten ausgerichtet. Ziel des Berufs sei es, urbane Räume durch die Gestaltung und Pflege von grünen Oasen zu verbessern. Klimagärtner setzen auf die Begrünung von Fassaden und Dächern, den Bau von Bewässerungssystemen und die Optimierung der Oberflächenversickerung.
Diese Maßnahmen tragen zur Schaffung von Schatten, zur Reduzierung von Temperatur und Lärm, zur Speicherung von Regenwasser und zur Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden bei, so Wiens Gärtner. Eipeldauer: „Wiens Gartengestalter schaffen nicht nur grüne Dächer und Fassaden, sondern bieten auch Lösungen wie begehbare Dächer für Urban Gardening oder die Nutzung von begrünten Dachflächen zur Imkerei oder Gemüsezucht.“
Dabei können begrünte Dächer auch erfolgreich mit Solaranlagen koexistieren, wird betont. „Die Kombination von Solaranlagen mit begrünten Dächern bietet zusätzliche Vorteile, einschließlich eines Mehrertrags an Solarstrom durch die Verdunstungskühlung der Pflanzen“, so Eipeldauer.
Neuer Lehrberuf „Fernwärmetechnik“
Auch die Energieversorger wollen neuen Herausforderungen durch neue Berufsfelder begegnen. Eine Strategie in der Energiewende ist bekanntlich der Ausbau der Fernwärme vor allem im städtischen Gebiet. Im heurigen Herbst ging nun der erste Jahrgang des neuen Lehrberufs „Fernwärmetechnik“ an den Start, so der Fachverband Gas Wärme (FGW) in einer Aussendung. In Niederösterreich (bei der EVN) werden demnach bereits die ersten Lehrlinge zu Fernwärme-Fachkräften ausgebildet.
Ab Herbst 2025 kommt der neue Lehrberuf auch nach Wien. Konkret haben die Wiener Netze angekündigt, ab Herbst 2025 den neuen Lehrberuf anzubieten und Fernwärmetechnik-Lehrlinge auszubilden. Zunächst werden vier Lehrstellen ausgeschrieben. Auch bei der Salzburg AG hat in diesem Jahr ein junger Flachgauer seine Doppellehre zum Fernwärmetechniker und Elektrotechniker begonnen.
All das zeige deutlich, dass „diese Fachausbildung am Markt gefehlt hat“, so Katalin Griessmair-Farkas, stv. Geschäftsführerin und Fernwärme-Expertin des Fachverband Gas Wärme. Über drei Jahre lang habe sich der FGW für den Lehrberuf Fernwärmetechnik eingesetzt, der nun seit Juli 2024 offiziell einer ist.
Partner des Fachverbandes ist dabei das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw). Die 3,5 Jahre dauernde Lehrausbildung für den/die Fernwärmetechniker:in vermittele eine fundierte Ausbildung in der Fernwärme- und Installationstechnik, Fernwärmeerzeugung und -verteilung sowie im Bereich Service und Wartung.