Startup & Insolvenz. Das Flugtaxi-Startup Lilium hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung für seine Töchter beantragt. Wirtschaftskanzlei Görg ist behilflich.
Das Flugtaxi-Startup Lilium hat beim zuständigen Amtsgericht Weilheim einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für die Tochtergesellschaften Lilium GmbH und Lilium eAircraft GmbH beantragt. Diese beiden Unternehmen sind die wichtigsten hundertprozentigen deutschen Tochtergesellschaften der niederländischen Lilium N.V., die an der Technologiebörse Nasdaq gelistet ist.
Das Gericht hat den Anträgen zugestimmt und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Prof. Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg von Kanzlei Görg wurden zur Unterstützung des Managements in die Geschäftsführung berufen, so eine Aussendung: In beiden Verfahren wurde Ivo-Meinert Willrodt von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Sachwalter bestellt.
Doch kein Geld vom Bund für Flugtaxis
Der Antrag wurde erforderlich, da die zur weiteren Finanzierung des Geschäftsbetriebs notwendigen Finanzmittel nicht mehr gesichert sind: Der Haushaltsausschuss des Bundestags der Bundesrepublik Deutschland hat einer 50-Millionen-Euro-Garantie für eine geplante 100-Millionen-Euro-Wandelanleihe der KfW für Lilium nicht zugestimmt, obgleich eine Zusage des Freistaates Bayern für die verbleibenden 50 Millionen Euro vorlag.
Trotz seiner anhaltenden Fundraising-Initiativen war das Unternehmen somit zuletzt nicht in der Lage, in der Kürze der Zeit ausreichende Mittel aufzubringen, um die Entwicklung ihres vollelektrischen Flugtaxis fortzusetzen, heißt es. Die Geschäftsführung des 2015 gegründeten Unternehmens habe daher die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt.
2025 soll es in die Lüfte gehen
Ziel des Eigenverwaltungsverfahrens ist es laut den Angaben, die Investorensuche fortzuführen, mögliche Verzögerungen bis zu dem bisher für das erste Quartal geplanten bemannten Erstflug des „Lilium Jets“ so kurz wie möglich zu halten und die Entwicklung schnellstmöglich fortzusetzen.
Dabei sollen auch Partner helfen: Es werde unmittelbar mit einem M&A-Prozess gestartet und bereits begonnene Investorengespräche fortgesetzt, heißt es bei Görg. Der Geschäftsbetrieb an den Standorten Gauting (Verwaltungssitz) und am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen bei München mit rund 1.200 Mitarbeitern bleibe einstweilen aufrechterhalten.
Das Team
Die Görg-Insolvenzprofis Hölzle und Bieg waren zuletzt u.a. bei Senvion und The Social Chain AG tätig. Im Team ist u.a. auch Rechtsanwalt Dominik König aus München.
Zum vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Weilheilm Rechtsanwalt Ivo-Meinert Willrodt, Managing Partner bei Pluta, bestellt, der das Verfahren gemeinsam mit seinem Partner Rechtsanwalt Mirko Möllen begleitet. Willrodt war u.a. bereits als Sachwalter des Solarauto-Startups Sono Motors und des Drohnenherstellers EMT tätig.