Open menu
Recht

Studie: Gemischte Gefühle in der europäischen Immobilienbranche

©ejn

Frankfurt am Main. Laut einer aktuellen Umfrage von Urban Land Institute (ULI) und PwC ist die aktuelle Stimmung auf dem europäischen Immobilien-Sektor durchwachsen. Optimismus trifft auf Sorgenfalten.

Die Aussichten für den europäischen Immobilienmarkt sind trotz zunehmender geopolitischer Unsicherheit und Bedenken hinsichtlich des Wirtschaftswachstums vorsichtig optimistisch, wobei London, Madrid und Paris am besten abschneiden, so eine Studie von PwC und dem Urban Land Institute (ULI).

80 % der Befragten gehen davon aus, dass die Gewinne im Jahr 2025 gleich bleiben oder steigen werden. Dieser allgemeine Optimismus ist jedoch mit starken Vorbehalten behaftet, und die Stimmung unter den 1.143 Befragten bleibe getrübt.

Geopolitik verunsichert Branche

Neben der Sorge um das Wirtschaftswachstum wird auch eine wachsende geopolitische Unsicherheit befürchtet:

  • 85 % der Befragten nannten politische Instabilität (gegenüber 74 % im Vorjahr) und
  • 83 % die Konflikte in Europa und im Nahen Osten als Ursache für Sorgen.

Die Stimmung auf dem europäischen Immobilienmarkt wird laut der Umfrage zu einem großen Teil von der Zinspolitik in den USA und im eigenen Land sowie von der politischen Ordnung in Asien beeinflusst.

Aufschwung könnte länger dauern

Einige Immobilienexperten gehen davon aus, dass der Aufschwung länger dauern könnte als vorhergesagt und rechnen mit einer Erholung innerhalb von drei bis fünf Jahren. Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI für Deutschland, Österreich und die Schweiz: „Der diesjährige Bericht hält einer Branche den Spiegel vor, die trotz ihres dringend benötigten Optimismus nach den letzten drei Jahren immer noch mit einem komplexen und unbeständigen Umfeld konfrontiert ist, in dem fragile Wachstumsaussichten und geopolitische Turbulenzen das Vertrauen der Unternehmen und die Frage, ob die Akteure in der Lage sein werden, die sich bietenden Chancen zu nutzen, weiterhin beeinträchtigen dürften.“

Die Branche stehe weiterhin „am Anfang einer vielschichtigen Transformation“, so Thomas Veith, Head of Real Estate PwC Deutschland: „Die Marktteilnehmer, die die Trends bei den Nutzungsarten, ESG und Innovation aktiv als Chance nutzen, werden am Ende die Gewinner sein. Dazu gehört auch, sich ´operativen´ Immobilien zu öffnen, um zusätzliche Wertschöpfungspotenziale zu erschließen. Ganz wichtig wird in Zukunft die Versicherbarkeit von Immobilien. Global sehen wir heute schon Objekte, die keine Versicherung mehr haben will.“

Regulierung als große Sorge

Neben der unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Lage sind es vor allem die Auswirkungen der zunehmenden Regulierung, die die Entwicklung der Immobilienbranche hemmen:

  • Mit 74 % der Befragten ist dies die größte Sorge der Immobilienbranche in der EMEA-Region, während
  • Baukosten und die Verfügbarkeit von Ressourcen mit 70 % die zweitgrößte Sorge darstellen.

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass eine geringere Mieternachfrage für 44 % der Befragten weiterhin ein Problem darstellt, obwohl diese Zahl von 48 % im letzten Jahr gesunken ist, und 42 % der Befragten erwarten weiterhin Herausforderungen für die Vermietungsmärkte, selbst nach einer drei- bis fünfjährigen Erholungsphase.

ESG bleibt Herausforderung

ESG bleibt sowohl kurz- als auch langfristig eine der größten Herausforderungen für die Immobilienbranche:

  • Mehr als 70 % der Befragten zeigen sich für 2025 besorgt über Nachhaltigkeitsthemen, und
  • 72 % gaben an, dass dies ein Thema für die nächsten fünf Jahre sein wird.

Viele stimmten zu, dass sie Schwierigkeiten haben, konkurrierende Umweltbelange weiterhin weit oben auf der Agenda zu priorisieren. Die Befragungen zeigen auch, dass es in der Branche einen gewissen Widerstand gegen ESG-Themen gibt.

Künstliche Intelligenz setzt sich durch

Dominant ist auch das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI):

  • Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer haben im vergangenen Jahr KI eingesetzt.
  • Die überwiegende Mehrheit erwartet, dass KI und maschinelles Lernen in den nächsten fünf Jahren Auswirkungen auf alle Bereiche der Immobilienbranche haben werden.

Digitale Risiken sind jedoch damit auch ein Sorgenpunkt der Branche:

  • 59 % der Befragten nannten die Cybersicherheit als wichtigstes zu berücksichtigendes Risiko. Der Aspekt rangiert damit auf Platz vier, während die
  • digitale Transformation (42 %) und
  • KI (35 %) ebenfalls zu den wichtigsten Anliegen der Branche gehören.
  • Über einen Zeitraum von fünf Jahren steigt dieses Risiko für 63 % der Befragten zur Priorität und wird zum zweitwichtigsten Geschäftsthema.

Datenzentren an erster Stelle

Unter den Sektoren, die es zu beobachten gilt, rangieren Datenzentren an erster Stelle der allgemeinen Investitions- und Entwicklungsaussichten für europäische Immobilien, gefolgt von Energieinfrastruktureinrichtungen, Studentenwohnen und Logistik.

Dies spiegelt wider, dass sich die Investoren weiterhin auf wichtige Trends wie Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung konzentrieren und die Immobilienbranche neue Horizonte anpeilt. Der Mangel an geeigneten Beständen sei jedoch in vielen Sektoren, darunter Logistik, Lagerung und verschiedene Wohnformen, nach wie vor ein Problem, und einige befürchten, dass die Preise durch zu optimistische Wachstumsannahmen überhöht sind.

Schließlich bleiben die Aussichten für Büro- und Einzelhandelsinvestitionen aufgrund der anhaltenden Vorsicht hinsichtlich der Auswirkungen des Strukturwandels, gedämpft, so die Studie.

London, Madrid und Paris dominieren

London und Paris dominieren weiterhin die europäischen Immobilieninvestitionen und belegen bei den Gesamtaussichten für 2025 den ersten bzw. dritten Platz. Madrid steigt auf den zweiten Platz auf. Positiv für die deutschen Immobilienmärkte und ihre Akteure ist der Aufstieg der deutschen Städte München (5), Frankfurt (8) und Hamburg (9) in der Rangliste wobei Berlin sich auf dem 4. Rang etablieren konnte.

Die diesjährige Rangliste setzt sich somit wie folgt zusammen:

  1. London
  2. Madrid
  3. Paris
  4. Berlin
  5. München
  6. Amsterdam
  7. Mailand
  8. Frankfurt
  9. Hamburg
  10. Lissabon

„Während geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten weiterhin die Diskussionen dominieren, ist es ermutigend zu sehen, dass auf dem europäischen Immobilienmarkt ein vorsichtiger Optimismus zurückkehrt. Dennoch muss sich die Branche mit erheblichen Herausforderungen auseinandersetzen, von anhaltender Instabilität und regulatorischen Belastungen bis hin zu ESG-Anforderungen und der Zunahme digitaler Risiken. Der Erfolg wird denjenigen gehören, die sich anpassen, innovativ sein und neue Technologien und nachhaltige Praktiken nutzen können“, so Harald Heim, German Head of Real Estate Deals & Construction bei PwC.

Weitere Meldungen:

  1. Neue Chefs bei Toyota in D/A/CH: Mario Köhler und Cédric Borremans
  2. Cerha Hempel berät HeldYn bei Finanzierung durch Weilburg Family Office
  3. Florian Prändl ist neuer Anwalt bei Kanzlei Gassauer-Fleissner
  4. Kommentar zum neuen Informationsfreiheitsgesetz erschienen