Mattighofen. Die KTM AG hat ein Sanierungsverfahren beantragt, die Passiva liegen bei 1,8 Mrd. Euro. Damit ist die Pleite mehr als neunmal größer als der bisherige Landes-Rekordhalter.
Am 29.11.2024 wurde über das Vermögen von Motorradhersteller KTM AG aus Mattighofen (OÖ) wie erwartet ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung am Landesgericht Ried beantragt, so der KSV1870 in einer Veröffentlichung. Von der Pleite sind 2.380 Beschäftigte und 1.624 Gläubiger betroffen.
Die Höhe der Passiva liegt bei rund 1,824 Milliarden Euro (zu Fortführungswerten) bzw. rund 2,150 Milliarden Euro (zu Liquidationswerten, also im Falle einer Gesamtschließung und Verwertung), so der KSV1870, der auch einen Vergleich bisheriger Pleiten in Oberösterreich mitliefert: KTM ist demnach rund neunmal größer als der bisherige Rekordhalter, Tap Dayli aus dem Jahr 2013, mit 198 Mio. Euro. Bei der Zahl der betroffenen Dienstnehmer war die Tap Dayli-Insolvenz allerdings größer.
Die Gründe für die Pleite
Das für KTM so wichtige Motorradgeschäft war bis Ende 2023 von stetig gesteigerten Produktions- und Absatzmengen gekennzeichnet, wobei es zu einem starken Wholesale-Umsatz (Umsatz aus Verkäufen an externe Vertragshändler) kam. Deshalb wurden die Produktionskapazitäten laufend gesteigert. Da aber die Retailabsätze (Verkäufe der Vertragshändler an die Endkunden) im Jahr 2023 nicht im selben Ausmaß wie die Wholesale-Umsätze gesteigert werden konnten, kam es zu einem angespannt hohen Händlerlagerbestand, lautet laut den Angaben die Vorgeschichte der Insolvenz.
Obwohl 2024 rund 265.000 Motorräder verkauft wurden, erwiesen sich die Lagerbestände schlussendlich als zu hoch, heißt es: Der Motorrad-Überbestand liege aktuell bei rund 130.000 Stück. Probleme verursachte demnach insbesondere der für die Schuldnerin so wichtige Markt in den USA, einerseits aufgrund der rückläufigen Nachfrage für Motorräder, andererseits wegen der hohen Produktionskosten in Österreich, so die Schuldnerin laut KSV1870.
Aus diesen Gründen legte man Mitte November 2024 im Rahmen der pflichtgemäß durchgeführten Prüfung der Möglichkeiten einer außergerichtlichen Sanierung einen notwendigen Bedarf an frischem Geld im Umfang von rund 650 Millionen Euro offen. Da die Verhandlungen mit wesentlichen Stakeholdern nicht innerhalb der kurzen zur Verfügung stehenden Frist umgesetzt werden konnten, entschied man sich zum gegenständlichen Insolvenzantrag, heißt es.
Warten auf den Sanierungsplan
„Inwieweit es zu weiteren Kündigungen in defizitären Unternehmensbereichen kommen wird, wird nach Verfahrenseröffnung vom noch zu bestellenden Sanierungsverwalter mit der Schuldnerin zu klären sein“, so Alexander Meinschad vom KSV1870, der die Gläubiger vertritt.
Es ist geplant das Unternehmen zu reorganisieren, um den Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig zu sichern. Ein Sanierungsplan mit einer Quote von 30%, zahlbar binnen 2 Jahren ab Annahme des Sanierungsplanes werde den Gläubigern angeboten. Gläubigerforderungen können laut den Angaben bis 16.01.2025 angemeldet werden, wobei der KSV1870 und die weiteren Gläubigerschützer wie AKV oder Creditreform behilflich sind.