Wien. Erstmals gibt es in Österreich mehr Steuerberaterinnen als Steuerberater: 3.228 Frauen und 3.219 Männer. In der Wirtschaftsprüfung liegt der Frauenanteil dagegen bloß bei 31 Prozent, so die Interessenvertretung VWT.
Der berufliche Nachwuchs ist schon seit einiger Zeit mehrheitlich weiblich, nun ist auch bei den bereits zugelassenen Steuerberater:innen die 50-Prozent-Grenze überschritten: Im Oktober 2024 war es soweit, teilt die Vereinigung der österreichischen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (VWT) in einer Aussendung mit. Von insgesamt 6.447 österreichischen Steuerberatern sind demnach erstmals mehr Frauen als Männer tätig, nämlich 3.228 Frauen gegenüber 3.219 Männern. Die VWT ist eine der Fraktionen in der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW), bei der übrigens 2025 Kammerwahlen anstehen.
Bei den Wirtschaftsprüfern dominieren die Männer
In der Steuerberatung stellen Frauen seit Oktober nun erstmals die Mehrheit, so VWT-Präsident Philipp Rath: Dies zeige, dass der Beruf für Frauen attraktiv sei, wobei die flexiblen Arbeitszeitmodelle in der Steuerberatung „eine zentrale Rolle“ spielen, so Rath: „Diese Entwicklung unterstreicht, wie stark sich die Branche in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat und welche Chancen sich für alle Interessierte bietet, ihre Karrierepläne mit individuellen Lebensentwürfen zu verbinden.“
Die Wirtschaftsprüfung ist dagegen noch deutlich männlich dominiert. Von 2.053 Wirtschaftsprüfern per Ende Oktober sind nur 641 weiblich – ein Anteil von rund 31,2 Prozent. „Die Wirtschaftsprüfung hat mit anderen Herausforderungen zu kämpfen“, so Rath: „Die Altersstruktur ist traditionell höher, und der Beruf war bis vor kurzem stark durch starke Reisetätigkeit geprägt, die längere Abwesenheiten erfordert.“ Die Pandemie habe hier jedoch einen Wandel eingeleitet: „Viele Prüfungen können heute durch Tagesreisen oder sogar digitale Lösungen abgewickelt werden. Das macht den Beruf künftig attraktiver für jene, die am Abend zu Hause sein wollen“, so Rath.
Auf Partner-Level eine Frage der Zeit
Auch bei den Führungspositionen in der Branche zeichne sich ein positiver Wandel ab. „Der Männeranteil ist historisch bedingt noch hoch, was vor allem auf die Altersstruktur zurückzuführen ist“, so Rath: „In der jüngeren Generation sehen wir jedoch bereits ein ausgeglichenes Verhältnis von 50:50 – ein klares Zeichen dafür, dass Frauen zunehmend in diesen wichtigen Beruf einsteigen, der Genauigkeit, Flexibilität und Intelligenz verlangt. In den kommenden Jahren könnten wir sogar ein Verhältnis von 60:40 zugunsten der Frauen erreichen, da die jüngeren, weiblichen Fachkräfte in Führungsrollen nachrücken – und diese sind sehr gut ausgebildet und leistungsbereit.“
Darüber hinaus investieren große Beratungsunternehmen zunehmend in Diversitätsprogramme und Maßnahmen zur Gleichstellung, um den Frauenanteil in Führungsrollen zu erhöhen, wie es heißt. Die Branche erkenne den hohen Wert von Diversität und arbeite aktiv daran, diese zu fördern, so der VWT-Präsident.