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Börsegänge: Indien boomt und China schrumpft kräftig

Martina Geisler ©EY / Michael Kobler

Finanzmärkte. Im vierten Quartal 2024 gingen weltweit 343 Unternehmen an die Börse – sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Während der chinesische IPO-Markt einbricht, boomt Indien.

Auch im vierten Quartal 2024 war der globale IPO-Markt von sehr divergenten Entwicklungen geprägt, so eine Aussendung von EY:

  • Insgesamt gingen in Q4 weltweit zwar nur 343 Unternehmen an die Börse – sieben Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres 2023.
  • Das Emissionsvolumen stieg allerdings deutlich um 70 Prozent auf 43 Milliarden US-Dollar.
  • Auf das Gesamtjahr bezogen ergibt sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der IPOs sank weltweit um zehn Prozent auf 1.215 (Vorjahr. 1.351), das Emissionsvolumen schrumpfte um vier Prozent auf rund 121,2 Milliarden US-Dollar.

„Im Jahr 2024 präsentierten sich die IPO-Märkte höchst unterschiedlich: Während in Europa und den USA deutlich mehr Kapital in neue Börsengänge investiert wurde, verzeichnete Asien einen markanten Rückgang der Aktivitäten. Somit spiegelten die IPO-Märkte erneut die globalen makroökonomischen Strömungen wider“, so Martina Geisler, Partnerin und Leiterin des Bereichs IPO bei EY Österreich.

Wenngleich die Leitzinssenkungen westlicher Notenbanken sowie steigende Aktienmärkte eine prozyklische Wirkung entfalteten, wirkten sich die zunehmenden Deglobalisierungstendenzen besonders hemmend auf die asiatischen Märkte aus, heißt es weiter. Zudem führte die Vielzahl an Wahlen in großen Ländern, allen voran die US-Wahl, zu spürbarer Zurückhaltung bei Investor:innen.

Weltweit größter Börsengang des Jahres war die US-Firma Lineage, die beim IPO im Juli rund 5,1 Milliarden US-Dollar erlöste. Größter Börsengang des Jahres in Europa war im Mai die Erstnotiz des spanischen Konsumanbieters Puig Brands mit rund 2,9 Milliarden US-Dollar.

Indien auf dem Vormarsch

  • Der US-Markt wuchs 2024 deutlich auf 183 Transaktionen (nach 127 im Vorjahr), das Gesamtvolumen stieg von 22,2 Milliarden auf 32,7 Milliarden US-Dollar.
  • Ebenfalls positiv war die Entwicklung in Europa, wo zwar die absolute Zahl um 15,5 Prozent auf 125 zurückging (148 im Vorjahr), zugleich aber das Emissionsvolumen auf 19,1 Milliarden US-Dollar anstieg (plus 41 Prozent, 13,5 Milliarden im Vorjahr).
  • Der indische IPO-Markt entwickelte sich 2024 deutlich dynamischer als andere Regionen: Die Transaktionen stiegen um 36 Prozent von 242 auf 330. Das Emissionsvolumen verzeichnete einen Anstieg von 150 Prozent von 7,9 auf fast 20 Milliarden US-Dollar. Ein Beispiel ist der Börsengang von Hyundai Motor India, der mit 3,3 Milliarden US-Dollar der größte in der Geschichte des Landes ist, und zu den Top 3 der Börsengänge weltweit dieses Jahr zählt.
  • In China (einschließlich Hongkong) wurden 170 Neuemissionen (Vorjahr 387) gezählt mit einem Gesamtwert von 19,8 Milliarden US-Dollar (Vorjahr 57,2 Milliarden) – der größte Rückgang unter allen relevanten Börsenplätzen.

Beim Blick auf die Branchen dominierten weiterhin Technologieunternehmen, dicht gefolgt von Firmen aus dem Sektor Advanced Manufacturing. Erstere kamen auf eine Zahl von 211 mit einem Emissionsvolumen von knapp 23,6 Milliarden US-Dollar, letztere auf 174 mit einem Volumen von 9,2 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2024 lag der Anteil der Börsengänge von Unternehmen aus den Portfolios von Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds weltweit bei zwölf Prozent aller IPOs und 46 Prozent beim Platzierungsvolumen.

Die Aussichten

„Auch im kommenden Jahr werden drei zentrale Faktoren den IPO-Markt maßgeblich prägen und somit bestimmen, wie effektiv sich der Börsengang als Finanzierungsinstrument nutzen lässt“, erwartet Geisler: „Neben der allgemeinen Konjunkturentwicklung stehen vor allem die sich bietenden Wachstumschancen durch digitale und grüne Transformation sowie die geopolitischen Rahmenbedingungen im Vordergrund.“

Die derzeitige Jahresendrally an vielen Börsen sowie das aktuell geringe Maß an Volatilität stimmen Geisler insgesamt zuversichtlich für das IPO-Jahr 2025: „Die angekündigte Deregulierung in den USA dürfte dort zusätzlichen Rückenwind verleihen, während mögliche Handelszölle als bremsender Faktor wirken könnten.“

Wiener Börse boomt weiter – bei Anleihen

Auch am Finanzplatz Wien gibt es Neues: Nach dem Listing der MWB AG im direct market plus Mitte des Jahres sind nun auch die ReGuest S.p.A., ein Südtiroler Anbieter von CRM-Lösungen für Hotels, und die UKO Microshops AG, die auf Verkaufsautomaten spezialisiert ist, im Segment für KMU handelbar. 2024 hat mit über 12.500 Notierungen das bisherige Rekordjahr 2023 (8.311) in Bezug auf Anleihen-Listings zudem bereits übertroffen.

Als Highlight sieht EY den ersten Green Bond eines europäischen Stahlunternehmens, begeben durch die voestalpine AG (500 Mio. Euro). Seit dem 9. Dezember ermöglicht die Wiener Börse mit Midpoint Trading eine neue Funktionalität im Handel mit österreichischen Aktien. Dabei können Aktien zu einem Mittepreis aus besten Kauf- und Verkauflimits in einem separaten Midpoint-Orderbuch gehandelt werden.

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