Startups & Finanzierung. Im Jahr 2024 ging das frische Geld für Startups um 17 Prozent auf 578 Millionen Euro zurück. Einziger Wachstumsbereich sind Unternehmen mit KI im Geschäftsplan.
2024 war erneut ein herausforderndes Jahr für Startups in Österreich und auf der ganzen Welt, so eine Aussendung von Beratungsmulti EY. Nachdem es 2021 und 2022 Rekorde gab, erlebte das heimische Startup-Ökosystem 2024 wie auch schon 2023 aufgrund von wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen, höheren Zinsen, geopolitischen Unsicherheiten, wenig Exit-Aktivitäten und einer generellen Zurückhaltung seitens der Investor:innen deutliche Rückgange bei den Finanzierungsvolumina.
Rückgänge bei Gesamtsumme und Kapitalrunden
Konkret sank der Gesamtwert gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent bzw. 117 Millionen Euro von 695 auf 578 Millionen Euro: Das bedeutet den niedrigsten Wert seit 2020. Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden ging im Vergleich zur Rekordzahl des Vorjahres um 19 Prozent bzw. 35 Abschlüsse zurück, lag mit 149 Deals jedoch auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den Jahren 2020 und 2022. Das höchste Finanzierungsvolumen wurde mit gut 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2021 realisiert, allerdings wurden damals vier Abschlüsse im Wert von jeweils mehr als 100 Millionen Euro realisiert, während es 2024 keine einzige Finanzierungsrunde in dieser Größenordnung zu verzeichnen gab.
Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers Österreich von EY. Berücksichtigt wurden laut den Angaben Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.
Es wird (hoffentlich) 2025 besser
„Vor allem für Scale-ups bleibt die Situation kritisch: Große Anschlussfinanzierungen im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich sind kaum realisierbar, was die Umsetzung langfristiger Wachstumspläne massiv erschwert. Gerade in einem überschaubaren Markt wie Österreich machen wenige große Runden über 100 Millionen Euro den Unterschied. Während es in den Boom-Jahren mehrere solcher Finanzierungen gab, erreichte 2024 erstmals keine einzige Runde diese Größenordnung“, so Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich.
Trotzdem habe sich das österreichische Startup-Ökosystem in den vergangenen zehn Jahren von einem niedrigen Niveau aus stark professionalisiert und weiterentwickelt. Viele heimische Startups und Scale-ups haben sich international etabliert, die Förderlandschaft sei weiterhin eine der besten weltweit, und im Frühphasenbereich bieten Business Angels anhaltend gute Unterstützung, so Haas. Er zeigt sich überzeugt, dass 2024 die Talsohle durchschritten wurde und 2025 ein Jahr des Aufschwungs für die Startups wird.
KI bringt jungen Unternehmen Geld
Aktuell wirkt freilich einzig und allein der KI-Boom beschleunigend auf die Investment-Aktivitäten: Mehr als jede vierte in 2024 registrierte Finanzierungsrunde (28 %) betraf ein Startup mit KI-Schwerpunkt. Insgesamt wurden 42 solcher Runden gezählt, das sind acht mehr als im Vorjahr, als aber die Gesamtzahl der Runden deutlich höher lag.
Noch eindrücklicher ist die Entwicklung in Bezug auf das investierte Kapital: 2024 wurden 168 Millionen Euro in österreichische Startups investiert, die KI als integralen Bestandteil des eigenen Geschäftsmodells haben – 2023 war es, trotz des insgesamt deutlich höheren Finanzierungsvolumens, mit 77 Millionen Euro ein nicht einmal halb so hoher Betrag. Dieser klare Fokus der Investor:innen zeige, dass KI nicht nur ein Hype ist, sondern als Schlüsseltechnologie mit enormem Potenzial wahrgenommen wird, so Haas: „Weltweit sehen wir, dass KI-Start-ups weiterhin mit sehr hohen Bewertungen gehandelt werden. Für 2025 erwarte ich, dass die Dynamik im KI-Bereich ungebremst bleibt und KI von einem Hype zur Normalität wird. Dadurch wird weiterhin viel Kapital in diese Start-ups fließen, allerdings zu moderateren Bewertungen.“
Mittelfristig werde der Anteil der KI-Startups an den Gesamtinvestments weiter steigen, da KI zunehmend ein integraler Bestandteil von Geschäftsmodellen wird und branchenübergreifend enormes Innovationspotenzial entfalte, so Haas.
Die Rekordhalter
Wie schon im Vorjahr ging die größte Finanzierungsrunde des Jahres mit rund 100 Millionen Euro an das österreichisch-deutsche PropTech Gropyus mit rund 100 Millionen Euro. Dahinter folgen das auf Headless CMS spezialisierte Linzer Scale-up Storyblok mit 74 Millionen Euro und der Lieferketten-Spezialist Prewave mit 63 Millionen Euro. Von den Startups mit den elf größten Finanzierungsrunden des Jahres – Platz zehn geht ex aequo an zwei Unternehmen – haben sieben ihren Sitz in Wien, zwei in Oberösterreich und je eines in Tirol und Vorarlberg.