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Wo die Österreicher auf erneuerbare Energie umsteigen wollen

Christina Khinast ©EY / Christina Häusler

Studie. Die Kärntner Bevölkerung stimmte am Wochenende mehrheitlich gegen weitere Windkraft-Anlagen. Insgesamt ist die Bereitschaft, bei grünen Energien auszubauen, zuletzt aber gestiegen, so EY.

Am Wochenende haben sich in einer von FPÖ und Team Kärnten initiierten Volksbefragung 51,55 Prozent der Kärntnerinnen und Kärntner (Wahlbeteiligung knapp 35 %) gegen weitere Windkraft-Anlagen ausgesprochen. Argumentiert wurde dabei vor allem mit dem Schutz des Landschaftsbildes. Die Volksbefragung ist nicht bindend, setzt die Landesregierung aber für die Zukunft unter Zugzwang; unmittelbare Auswirkungen auf bereits genehmigte Projekte dürfte es freilich keine geben.

Im übrigen werde bloß die Windkraftnutzung in bestimmten Regionen eingeschränkt: Wie diese definiert werden, sei nun Sache der Landesregierung, so eine Aussendung des Energieriesen Verbund, der sich über das Ergebnis der Abstimmung enttäuscht zeigt: Kärntens Landesregierung werde „abwägen müssen, in wie weit Kärnten die Chancen als Wirtschaftsstandort aufs Spiel setzen will“, so die Aussendung wörtlich.

Nicht mehr Windkraft, aber weniger Öl und Gas?

Jedenfalls zeigt das Ergebnis, das grüne Energie nicht in jedem Fall akzeptiert wird. Insgesamt ist die Bereitschaft der Österreicher, auf alternative Energien umzusteigen, in letzter Zeit aber gestiegen. Das sind jedenfalls die Ergebnisse des Green Energy Index 2024 des Beratungsunternehmens EY, für den 1.000 Österreicher von 18 bis 65 Jahren befragt wurden – und bei dem es vor allem um private Haushalte ging.

  • Laut Studie planen 42,9 % der Haushalte, innerhalb der nächsten fünf Jahre von Öl auf eine nachhaltige Alternative zu wechseln.
  • Auch beim Heizen mit Gas gibt es Bewegung: 22,4 % der Haushalte ziehen einen Wechsel zu erneuerbaren Energiequellen in Betracht.

Als Hauptgründe nennen die Befragten:

  • schwankende bzw. steigende Preise,
  • die Reduzierung von CO₂-Emissionen zum Klimaschutz und den
  • Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Ressourcen.

Christina Khinast-Sittenthaler, Partnerin und Leiterin der Fachgruppe Energie bei EY Österreich: „Die steigende Bereitschaft, auf erneuerbare Energien umzusteigen, zeigt, dass die österreichische Bevölkerung die Dringlichkeit der Energiewende erkannt hat. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach nachhaltigen und sicheren Energiequellen, auf der anderen Seite jedoch die klare Erwartung, dass diese auch wirtschaftlich tragfähig sein müssen. Hier braucht es mehr Transparenz und Aufklärung, um Vertrauen in erneuerbare Energielösungen zu stärken.“

Traditionelle Heizformen wieder leicht gestiegen

Traditionelle Energieträger wie Öl, Gas und Holz sind insbesondere in älteren Gebäuden nach wie vor weit verbreitet:

  • 22,7 % der österreichischen Haushalte nutzen Gas (Vorjahr: 24,5 %).
  • Die Nutzung von Ölheizungen ist sogar um knapp zwei Prozentpunkte von 8,7 % auf 10,5 % gestiegen.
  • Bei Pellets- und Holzheizungen zeigt sich ebenfalls ein Anstieg von 20,4 % auf 22,2 %.

Doch die Bereitschaft, auf alternative Energiequellen umzusteigen, wächst:

  • Laut der Studie planen 42,9 % der Haushalte mit Ölheizung, innerhalb der nächsten fünf Jahre auf eine nachhaltigere Alternative zu wechseln.
  • Ein Viertel (25,5 %) hat den Umstieg noch nicht geplant, würde aber zu alternativen Energiequellen wechseln.
  • Nur jeder Zehnte (10,2 %) möchte auch weiterhin Öl zum Heizen nutzen.

Die Beweggründe zum Umstieg sind vielfältig. Neben der Reduktion von CO₂-Emissionen und einem gestiegenen Umweltbewusstsein (34,3 %) spielen vor allem finanzielle Überlegungen eine wichtige Rolle: Stark schwankende Ölpreise (41,8 %) und staatliche Anreize für den Umstieg auf erneuerbare Energien (46,3 %) sowie die Unabhängigkeit von Öl (46,3 %) motivieren viele Haushalte, in neue Heizsysteme zu investieren.

Vor allem in Neubauten setzen immer mehr Haushalte auf Wärmepumpen (2024: 11,8 %; 2022: 8,9%). Ein Viertel der Österreicher (26,1 %) verwendet Fernwärme (2022: 26,2 %).

Städtische Infrastruktur als Herausforderung

Anders als beim Heizöl zeigt sich beim Gas ein langsamerer Wandel. Gasheizungen sind vor allem in städtischen Gebieten weit verbreitet, wo Alternativen wie Fernwärme oder Wärmepumpen nicht immer sofort umsetzbar sind.

  • Dennoch planen 22,4 % der befragten österreichischen Haushalte, innerhalb der nächsten Jahre von Gas auf alternative Energien umzusteigen.
  • Knapp ein Drittel (31,5 %) hat bis jetzt noch keinen Umstieg geplant, würde dies aber in Betracht ziehen.
  • Jeder Vierte (20,5 %) plant keinen Wechsel.

Auch hier sind wirtschaftliche und finanzielle Gründe vorrangig für einen Umstieg:

  • Sechs von zehn Befragten (59,1 %) wollen mit einem Wechsel unabhängig von Gas werden,
  • die Hälfte (50,4 %) nennt die Preisentwicklung als Faktor und
  • für 43,1 % spielt der Klimaschutz eine wichtige Rolle.

„Vor allem in Großstädten wie Wien, wo viele Altbauten noch mit Gasheizungen ausgestattet sind, gestaltet sich der Umstieg auf nachhaltige Heizlösungen besonders schwierig. Die bestehende Infrastruktur ist oft auf Gas ausgelegt, und alternative Systeme wie Fernwärme oder Wärmepumpen sind nicht immer einfach umsetzbar“ so Khinast-Sittenthaler.

Mehrheit gegen Atomenergie

Die Produktion von Atomstrom hat in Österreich schon immer die Gemüter erhitzt. An dieser Einschätzung hat sich nichts verändert:

  • 60,7 % der Österreicher sind laut der Studie auch weiterhin gegen den Einsatz von Atomstrom.
  • 7,8 % würden Atomstrom auf jeden Fall einsetzen.
  • 15,0 % würden ihn „eher schon“ verwenden.

Auch ein Preisvorteil ändert nichts an der Einstellung der Österreicher. Auf die Frage, ob Atomstrom bezogen werden würde, wenn es dafür einen günstigeren Stromtarif gäbe, antworteten 30,5 % mit einem klaren Nein, ein weiteres Viertel (24,5 %) würde das eher nicht tun. Nur ein knappes Drittel könnte sich das eher schon (17,4 %) bzw. auf jeden Fall (13,7 %) vorstellen.

Photovoltaik-Anlagen innerhalb von zwei Jahren verdoppelt

Im Hinblick auf die Stromgewinnung ist alternativ zum Strombezug von Stromanbietern (80,8 %) vor allem der Einsatz von Photovoltaikanlagen in den letzten Jahren besonders stark angestiegen. Zudem fördern sinkende Installationskosten, staatliche Förderprogramme und das wachsende Bewusstsein für nachhaltige Energien den Ausbau, sowohl bei Privathaushalten als auch in der Industrie. 22,4 % der österreichischen Haushalte nutzen die Technologie zur Stromgewinnung. Dies ist im Vergleich zum Jahr 2022 eine Verdoppelung (10,0 %).

„Die steigende Nutzung von Lösungen zur Strom- und Wärmeproduktion in Eigenbetrieb zeigt, dass die Energiewende in Österreich zunehmend auf privater und lokaler Ebene vorangetrieben wird,“ so Khinast-Sittenthaler. „Insbesondere die Verdoppelung der Haushalte, die Photovoltaik einsetzen, verdeutlicht, dass sinkende Kosten und attraktive Förderprogramme wichtige Treiber sind. Damit der Ausbau von erneuerbaren Energien weiter an Dynamik gewinnt, muss die Politik klare Rahmenbedingungen und Anreize schaffen. Nur so kann Österreich seine ambitionierten Klimaziele erreichen und die Energiewende flächendeckend umsetzen.“

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