Studie. 38% der Unternehmen sehen Cyber-Angriffe als größtes Geschäftsrisiko 2025, so eine Allianz-Studie. Auf Platz 2 liegen Betriebsunterbrechungen. Klimawandel-Schäden rücken erstmals auf Platz 5 vor.
Cyber-Attacken wie Datenlecks oder Ransomware-Angriffe sowie IT-Störungen wie der CrowdStrike-Vorfall bereiten im Jahr 2025 Unternehmen weltweit die größten Sorgen, so die jetzt veröffentlichte Studie „Allianz Risk Barometer“. Auf Platz 2 und 3 finden sich erneut Betriebsunterbrechungen sowie die Gefahr von Naturkatastrophen.
Währenddessen führen die Auswirkungen des US-Superwahljahres, nämlich steigende geopolitische Spannungen sowie das Potenzial für Handelskriege, dazu, dass Änderungen in der Gesetzgebung und Regulierung auf Platz 4 liegen. Der größte Aufsteiger ist laut Allianz der Klimawandel, der von Platz 7 auf Platz 5 rückt und damit ein Rekordhoch in den letzten 14 Jahren der Umfrage erreicht. Für die aktuelle Ausgabe wurden laut den Angaben mehr als 3.700 Risikoexpert:innen aus über 100 Ländern nach ihren Top-Unternehmensrisiken befragt.
Naturkatastrophen als wachsendes Risiko für Österreichs Unternehmen
Österreichische Studienteilnehmer:innen identifizieren für 2025 Betriebsunterbrechungen als Top-Risiko für heimische Unternehmen (2024: Platz 3). Den größten Sprung nach vorne machen aber Naturkatastrophen, die im Vorjahr noch auf Platz 6 lagen und nun Platz 2 erreichen. Der eng damit verbundene Klimawandel hingegen landet auf Platz 8 der größten Risiken und verliert sogar 3 Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Hier stehen die Unternehmen anscheinend stärker unter dem Eindruck der aktuten Bedrohungslage (z.B. Überschwemmungen im Herbst) als der allgemeinen Zunahme der Katastrophenwahrscheinlichkeit durch den Klimawandel (siehe unten). Cyber-Angriffe erreichen im Gegensatz zur globalen Stimmungslage in Österreich nur Platz 3, so die Allianz-Studie: 2024 lagen sie noch auf Platz 1.
„Die Extremwetterereignisse im September 2024 haben das Risiko, das von Naturkatastrophen ausgeht, deutlich ins Bewusstsein von Unternehmen gerückt und als reale Gefahr für Betriebe und deren Existenz sichtbar gemacht. Hier gilt es zum einen für Unternehmen entsprechende Vorkehrungen zu treffen und zum anderen an einer tragfähigen Versicherungslösung zu arbeiten, die eine gute Naturkatastrophendeckung ermöglicht“, so Daniel Matić, CEO der Allianz in Österreich.
Vanessa Maxwell, Chief Underwriting Officer von Allianz Commercial: „Die Vernetzung der Top-Risiken ist in diesem Jahr besonders auffällig, denn Klimawandel, neue Technologien, Regulierung und geopolitische Risiken sind zunehmend miteinander verflochten. Dies führt zu komplexen Zusammenhängen von Ursache und Wirkung. Unternehmen müssen Resilienz ganz oben auf ihre Agenda setzen, und sich konsequent um die Verbesserung ihres Risikomanagements und ihrer Widerstandsfähigkeit bemühen.“
Betriebsunterbrechungen sind eng mit anderen Risiken verbunden
Besondere Betrachtung erfordert etwa das Risiko von Betriebsunterbrechungen (BU): Sie rangieren seit zehn Jahren in jedem Allianz Risk Barometer entweder auf Platz 1 oder 2 und behalten auch 2025 mit 31% ihre Position auf Platz 2. BU sind in der Regel eine Folge von Ereignissen wie Naturkatastrophen, Cyberangriffen oder -ausfällen, Insolvenzen oder politischen Risiken wie Konflikten oder Unruhen, die alle die Fähigkeit eines Unternehmens, normal zu arbeiten, beeinträchtigen können.
Mehrere Beispiele aus dem Jahr 2024 zeigen, warum Unternehmen Betriebsunterbrechungen immer noch als große Bedrohung für ihr Geschäftsmodell ansehen: Houthi-Angriffe im Roten Meer führten zu Unterbrechungen der Lieferkette aufgrund der Umleitung von Containerschiffen, während der Einsturz der Francis Scott Key Bridge in Baltimore auch direkte Auswirkungen auf globale und lokale Lieferketten hatte.
Laut einer Analyse von Circular Republic in Zusammenarbeit mit der Allianz und anderen Unternehmen kommt es etwa alle 1,4 Jahre zu Unterbrechungen der Lieferkette mit globalen Auswirkungen, Tendenz steigend. Diese Unterbrechungen verursachen erhebliche wirtschaftliche Schäden, die bis zu 5% bis 10% der Produktkosten ausmachen, und zusätzliche Ausfallzeiten.
Der Klimawandel steigt in der Risikowahrnehmung
2024 wird voraussichtlich das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Es war auch ein Jahr schrecklicher Naturkatastrophen mit extremen Hurrikanen und Stürmen in Nordamerika, verheerenden Überschwemmungen in Europa und Asien und Dürre in Afrika und Südamerika. Nachdem der Klimawandel in den Jahren der Pandemie in der Rangliste nach unten gerutscht war, da sich die Unternehmen mit unmittelbareren Herausforderungen auseinandersetzen mussten, rückt er 2025 um zwei Positionen nach oben in die Top 5 der globalen Risiken und erreicht mit Platz 5 seine bisher höchste Position, heißt es dazu. Zum fünften Mal in Folge überstiegen die versicherten Schäden im Jahr 2024 die Marke von 100 Milliarden US-Dollar.
Weltweit sind Naturkatastrophen das größte Risiko in Österreich, Kroatien, Griechenland, Hongkong, Japan, Rumänien, Slowenien, Spanien und der Türkei. In Mittel- und Osteuropa sowie in Spanien hatten Überschwemmungen dramatische Auswirkungen auf Menschen und Unternehmen. In Österreich betrugen die versicherten Schäden zuletzt jährlich rund eine Milliarde Euro. Aufgrund der Hochwasserkatastrophe im September geht die Versicherungswirtschaft für das Jahr 2024 von 1,6 bis zwei Milliarden Euro aus.
Geopolitik und Protektionismus bleiben auf dem Radar
Trotz anhaltender geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit im Nahen Osten, in der Ukraine und in Südostasien fallen politische Risiken und Gewalt im Jahresvergleich um einen Rang auf Platz 9 (14%). Die Angst vor Handelskriegen und Protektionismus nimmt allerdings zu, der Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident wirft seine Schatten voraus.
Die Exportbeschränkungen für kritische Rohstoffe seien bereits in den letzten zehn Jahren um das Fünffache gestiegen. Zölle und Protektionismus mögen ganz oben auf der Liste der neuen US-Regierung stehen, aber auf der anderen Seite bestehe auch die Gefahr eines „regulatorischen Wilden Westens“, insbesondere im Zusammenhang mit KI und Kryptowährungen. In Europa werden die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Jahr 2025 ganz oben auf der Tagesordnung stehen.
„Die Auswirkungen neuer Zölle werden ähnlich sein wie bei (Über-)Regulierung: steigende Kosten für alle betroffenen Unternehmen“, erklärt Ludovic Subran, Chefökonom bei der Allianz. „Nicht jede Regulierung ist von Natur aus ‚schlecht‘. In den meisten Fällen ist es die Umsetzung, die das Unternehmensleben erschwert. Nicht nur die Anzahl der Regeln, sondern auch eine effiziente Verwaltung sollte im Mittelpunkt stehen.“