Österreich. Philipp Rath, Präsident der Steuerberater-Vereinigung VWT, fordert von der künftigen Regierung Entbürokratisierung, Digitalisierung und Steuersenkungen. Bei den Steuerberatern stehen im April Kammerwahlen an.
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer stehen in engem Austausch mit den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), so eine Aussendung: Diese Betriebe machen über 99 Prozent der österreichischen Unternehmenslandschaft aus und stellen rund zwei Drittel aller heimischen Beschäftigten, in Summe rund 3,5 Millionen Arbeitsplätze, erinnert die Vereinigung österreichischer Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (VWT). Sie ist eine der Fraktionen in der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen (KSW), bei der im April 2025 Kammertagswahlen anstehen.
VWT-Präsident Philipp Rath: „Wir Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind tagtäglich in direktem Kontakt mit KMU, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden. Genau deshalb wissen wir, wo der Schuh drückt. Es ist hoch an der Zeit, zentrale Reformen zügig anzupacken: Steuersenkungen, Entbürokratisierung und Digitalisierung müssen absolute Priorität haben.“
Die Forderungen
Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage betont Rath in der Aussendung die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Entlastung von Unternehmen und Bürgern. „Mit dem Progressionsanpassungsgesetz ist ein erster Schritt gelungen, aber das reicht nicht aus. Es muss jedenfalls etwas passieren bei den Lohnnebenkosten, damit vom Brutto mehr Netto bleibt“, fordert Rath. Er spricht sich zudem für eine Reform der Kommunalsteuer aus: „Ein Splitting von 2,5 Prozent fix und 0,5 Prozent im Ermessen der Gemeinden würde Wettbewerb unter den Gemeinden schaffen und innovative Lösungen fördern. Zudem könnte auch die Wiener U-Bahn-Abgabe gleich ersatzlos abgeschafft werden. Auch könnte die Wirtschaftskammer bei der Senkung der Lohnnebenkosten voran gehen, und die Kammerumlage auf die Personalkosten (DZ – Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag) reduzieren.“
Ein zentraler Punkt auf der Agenda bleibe auch die Reduktion von Bürokratie. Noch immer stehen nicht alle Formulare digital zur Verfügung, und es sollte möglich sein, mehr mit digitaler Signatur zu arbeiten, heißt es. FinanzOnline, das zentrale Portal für Steuerangelegenheiten, müsse weiter verbessert und der Einsatz von KI stärker vorangetrieben werden: „KI kann uns dabei helfen, unsystematische Buchungen zu erkennen und Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten“, so Rath. Zusätzlich plädiert er für eine Reduktion der Kollektivverträge und fordert ein einheitliches Rahmenrecht in ganz Österreich, um den Verwaltungsaufwand für die Unternehmen zu verringern.
Nachhaltigkeitsberichterstattung erleichtern
Rath spricht sich für eine pragmatische Umsetzung der EU- Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung aus. „Die Grenzen für die Anwendung sollten schrittweise gesenkt werden und schließlich bei Unternehmen mit 2.000 Mitarbeitern enden. Viele Betriebe können sich in der aktuellen wirtschaftlichen Situation die umfangreiche und extrem detaillierte Dokumentation schlicht nicht leisten“, betont er.
Besonders die Belastung durch Scope-3-Bestimmungen, welche die Emissionen in den Lieferketten betreffen, sieht er kritisch: „Diese Anforderungen gibt es in den USA nicht, und wir erhalten Zahlen, die wir nicht einmal prüfen können.“
Appell an eine neue Regierung
Rath fordert entschlossenes Handeln von der Politik: „Das Haushaltsdefizit muss in den Griff bekommen werden. Parallel dazu brauchen wir eine Entbürokratisierung und gezielte Reformen. Nur so kann Österreich wieder wettbewerbsfähiger und damit zukunftssicher werden.“ Dabei betont Rath die Stärke der Standesvertretung: „Wir Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind nah dran am wirtschaftlichen Geschehen und verstehen die Herausforderungen der Unternehmen genau. Wir werden uns in Zukunft noch stärker einbringen, um gemeinsam mit der neuen Bundesregierung Lösungen zu entwickeln und für die heimischen Unternehmen die bestmöglichen Bedingungen in einem härter werdenden Wirtschaftsumfeld zu schaffen.“