Business & Regulatorik. LLB Bank AG, Uni Salzburg, IV Salzburg, PwC, KSV1870 und AON luden zu den „Wirtschaftsgesprächen Edmundsburg“. Dabei wurde das Thema Governance als Teil von ESG behandelt.
Unlängst fanden die „Wirtschaftsgespräche Edmundsburg“ am Salzburger Mönchsberg statt. Organisiert wurden diese von der Liechtensteinischen Landesbank Österreich (LLB Bank AG), dem Fachbereich BWL der Paris Lodron Uni Salzburg, der Industriellenvereinigung Salzburg, PwC Österreich, dem KSV1870 und AON. In Vorträgen und Diskussionen wurde dabei das Thema Governance als Teil von ESG (Environmental, Social & Governance) analysiert.
Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, referierte zu Beginn über die aktuelle wirtschaftliche Lage in Österreich: „Vom Prinzip her können wir auf eine gute wirtschaftliche Grundlage bauen, aber was fehlt, ist eine klar strukturierte Industriepolitik in Österreich und in Europa. Leistung muss sich wieder lohnen und Schulden dürfen nicht zum Selbstzweck gemacht werden, sondern um Innovation voranzutreiben. Wir dürfen Staatsmittel nicht weiterhin mit der Gießkanne an alle verteilen, sondern sollten diese gezielt zur Weiterentwicklung des Standortes einsetzen. Unsere Unternehmen werden mit strategischer Weitsicht geführt. In diesem Zusammenhang ist Governance ein wichtiger Puzzlestein für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.“
Sabine Urnik, Professorin für Rechnungslegung und Steuerlehre an der Paris Lodron Uni Salzburg, sprach im Anschluss über die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich. Sie hält eine Regulierung für wichtig, sieht jedoch mehrere Herausforderungen, unter anderem „zu viele Neuerungen in zu kurzer Zeit“, Redundanzen und „inhaltlich zu weit gehende Regelungen“. Die Universitätsprofessorin geht davon aus, dass die Berichtspflichten noch zurückgefahren werden: „Es gibt einige Bereiche, die vor allem für kleine Unternehmen schwer abzudecken sind. Ich bin mir sicher, dass es gerade für KMU noch Erleichterungen geben wird.“
„Governance hat einen Vermögenseffekt“
Bernhard Schmitt, Leiter des Equity Research Nachhaltigkeit bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB Vaduz), erklärte, dass Governance für Vermögensverwalter wichtig ist. Es gehe um einen Mehrwert für die Anleger: „Die Berichterstattung hat einen Vermögenseffekt und ist ein guter Rückenwind für die langfristige Vermögensentwicklung. Die Betrachtung der ESG-Scores hat somit große Auswirkungen auf den Investmentbereich.“ Die alleinige Betrachtung von Governance reiche nicht aus.
Schmitt hält auch das Eingreifen im Rahmen von „Stewardship“ für wichtig. Durch Voting können etwa Aktionäre positiven Einfluss auf Unternehmen nehmen. Schmitt verwies auf ein vordefiniertes Regelset bei der LLB, das die Entscheidungsfindung im Sinne von Best Practices stützt. Beispielsweise wird die Wiederernennung von Rechnungsprüfern in den meisten Fällen unterstützt und ein Veto befürwortet, wenn Vorstandsmitglieder in zu vielen Vorständen tätig sind.
Anna Kraus, Steuerberaterin und Managerin bei PwC Österreich, erklärte den Zusammenhang zwischen Steuern und Nachhaltigkeit. „Ich halte es für unglaubwürdig, wenn Unternehmen sich für absolut nachhaltig verkaufen, aber versuchen in Richtung null Prozent Steuern zu gehen“, so Kraus. Sie empfahl Unternehmen Steuertransparenz zu schaffen und so dem „Interesse von Gesetzgebern, Investoren und Ratingagenturen sowie der Öffentlichkeit“ nachzukommen. PwC hat in der jüngsten „Global Tax Transparency and Tax Sustainability Reporting Study“ insgesamt 21 Länder untersucht. Dort landete Spanien auf Platz eins. Kraus begründete dies mit der „traditionellen Regulatorik, die streng zur Offenlegung verpflichtet“. Am transparentesten sei es, nicht nur die Ertragssteuern, sondern die Gesamtheit der Steuern zu erheben. Nur das ergebe einen vollständigen Steuer-Fußabdruck. Diese „Total Tax Contribution“ gebe Aufschluss darüber, welchen Impact ein Unternehmen auf die Gesellschaft hat, so Kraus.
Probleme bei IT-Sicherheit
Alexander Mitter, Geschäftsführer der Nimbusec Deutschland GmbH, einer Tochter des KSV1870, sprach über den Governance-Aspekt Cybersicherheit: „Wir haben ein massives Problem mit IT-Sicherheit. Wir haben die Kontrolle abgegeben, und versuchen diese wiederzuerlangen.“ Hier habe Österreich ähnliche Probleme wie Deutschland: „Durch einen Hacker-Angriff auf Modems am 24. Februar 2022 wurde die Fernsteuerung von 5.800 Windkraftwerken lahmgelegt. Vorfälle wie diesen gilt es zu verhindern“, so Mitter.
In Österreich besteht laut KSV Cyber Risk Rating bei 16.000 Unternehmen ein IT-Risiko. Gründe für die Missstände ortet Mitter in fehlenden Standards, fehlendem Bewusstsein sowie Selbstüberschätzung. Auf regulatorischer Ebene soll die noch nicht in nationales Recht umgesetzte Richtlinie NIS2 als Nachfolger von NIS1, von dem nur rund 100 Unternehmen in Österreich betroffen sind, das Sicherheitsniveau heben und für eine Vereinheitlichung sorgen. Bereits in Kraft ist die auf den Finanzbereich zugeschnittene Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act). Ihre Umsetzung stelle viele Unternehmen vor Herausforderungen, denn sie fordert Transparenz bis zum letzten relevanten Sublieferanten. Das heißt: Mit der Auslagerung von IT-Risiken wird die Verantwortung nicht abgegeben, sondern verbleibt beim Auftraggeber, so Mitter.