Open menu
Business, Finanz, Recht, Steuer, Tools

KI als Schlachtfeld zwischen den Reichen und ihren Assetmanagern

Thomas Steinbauer ©PwC Österreich

Finanzmärkte & Tools. Eine PwC-Studie zeigt wiedersprüchliche Wünsche an den KI-Hype: Vermögensverwalter erwarten sich von KI mehr Umsatz – doch die Vermögenden wollen damit am Asset Manager sparen.

Grundsätzlich ist Künstliche Intelligenz in den Augen der befragten Marktteilnehmer aus der Finanzbranche ein Wachstumstreiber: Vier Fünftel (80%) der befragten Vermögensverwalter:innen erwarten durch neue Technologien einen Umsatzschub, 84% gehen zudem von einer gesteigerten betrieblichen Effizienz aus.

Insbesondere Unternehmen, die frühzeitig auf Tech-as-a-Service-Angebote für Vertrieb, Portfoliomanagement sowie Risiko- und Datenanalysen setzen, könnten Prognosen zufolge bis 2028 eine zusätzliche Umsatzsteigerung von 12% erzielen, so die aktuelle „PwC Global Asset & Wealth Management Survey“. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC befragte hierfür laut den Angaben 264 Vermögensverwalter:innen und 257 institutionelle Investoren aus 29 Ländern.

Disruptive Technologien als Innovationsmotor

Die Vermögensverwaltungsbranche stehe damit vor einem tiefgreifenden Wandel: Sieben von zehn Befragten sehen disruptive Technologien als wesentlichen Treiber für Produkt- und Dienstleistungsinnovationen. KI, generative KI, Cloud-Infrastrukturen, Big Data und Blockchain-Technologien gewinnen nicht nur in Middle- und Back-Office-Funktionen an Bedeutung, sondern verändern auch die Kundeninteraktionen grundlegend. Um in diesem technologiegetriebenen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen Vermögensverwalter:innen verstärkt auf strategische Partnerschaften: 81% erwägen Fusionen, Übernahmen oder Kooperationen, um technologische Fähigkeiten zu erweitern und digitale Vertriebskanäle auszubauen, so PwC. Gleichzeitig zeige die Studie eine Diskrepanz zwischen Ambition und Investition: 68% der Vermögensverwalter:innen geben an, weniger als ein Sechstel ihres Budgets für transformative Technologien einzuplanen.

„Disruptive Technologien transformieren das Asset- und Wealth-Management grundlegend. Sie steigern Umsatz, Produktivität und Effizienz und erfordern zugleich strategische Neuausrichtungen. Der Aufbau technologiegetriebener Ökosysteme, die Integration von KI und die gezielte Weiterbildung der Mitarbeitenden sind entscheidend, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Thomas Steinbauer, COO und Asset & Wealth Management Leader von PwC Österreich.

Mehr Autonomie für institutionelle Investoren

Auch institutionelle Investoren hinterfragen ihre Abhängigkeit von klassischen Vermögensverwaltungen: 59% der befragten Investoren – darunter Versicherungsgesellschaften, Pensionsfonds und Stiftungen – erwarten, dass disruptive Technologien den Zugang zu Anlagemöglichkeiten erleichtern und ihnen mehr Eigenständigkeit verschaffen.

Zudem steigen die Anforderungen an technologisch gestützte Investmentstrategien: Sechs von zehn Investoren sprechen regelmäßig mit ihren Vermögensverwalter:innen über die Integration neuer Technologien in ihre Portfolios. Besonders im Fokus stehen Echtzeit-Risikoüberwachung, fortschrittliche Marktanalysen und effizientes Portfolio-Rebalancing, hat die Befragung ergeben.

Wer wird gewinnen?

Es gibt also einerseits zahlreiche Vermögensverwalter, die sich von KI mehr Umsatz erhoffen – und andererseits hofft die Mehrheit der institutionellen Investoren, ihre Abhängigkeit von klassischen Vermögensverwaltungen zu reduzieren. Ein Wiederspruch der Markterwartungen? „Die Antwort lautet ja“, so Steinbauer gegenüber Extrajournal.Net: „Einerseits bietet KI den Anlegern neue Möglichkeiten, ihre Investmentstrategien und Portfolios stärker selbst zu managen bzw bestehende relativ schnell nachzubauen, andererseits eröffnet KI den professionellen Asset Managern, ebenfalls große Möglichkeiten, schneller, effizienter und dadurch kostengünstiger zu werden.“ Wer im konkreten Einzelfall punktet – und wie sich die Gewichte der beiden Lager eventuell verschieben könnten – bleibt also abzuwarten.

Tokenisierung als Wachstumstreiber

Die Bedeutung disruptiver Technologien zeigt sich laut PwC jedenfalls in den Zukunftsprognosen: Bis 2028 soll das global verwaltete Vermögen auf 171 Billionen US-Dollar steigen – eine jährliche Wachstumsrate von 5,9%. Besonders dynamisch entwickle sich der Bereich Tokenisierung, d.h. die Digitalisierung von Vermögenswerten. Hier wird ein Anstieg von 40 Milliarden auf über 317 Milliarden US-Dollar prognostiziert – eine jährliche Wachstumsrate von 51%. Diese Entwicklung könnte das Marktangebot diversifizieren und den Zugang zu Finanzmärkten demokratisieren. Dennoch bieten aktuell erst 18% der Vermögensverwalter:innen digitale Vermögenswerte an.

„Die Studie zeigt, dass die Asset- und Wealth-Management-Branche ihre Strategien grundlegend überdenken muss. Langfristige Wettbewerbsfähigkeit erfordert eine kontinuierliche Transformation der Geschäfts- und Betriebsmodelle – verbunden mit signifikanten Investitionen in Technologie und Innovation. Besonders im Hinblick auf jüngere Generationen als Anlegerzielgruppe wird die Nachfrage nach digitalen und effizienten Finanzlösungen weiter zunehmen“, so Steinbauer.

Weitere Meldungen:

  1. Organhaftung: Settlement bei Küchenhersteller ALNO mit Gleiss Lutz
  2. UNIQA ernennt Guido Friesacher zum Leiter Lebensversicherung
  3. Allianz, BlackRock und T&D steigen bei Viridium ein mit Hengeler Mueller
  4. Jahresabschluss 2024

Schreiben Sie einen Kommentar