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Business, Recht

Bauern wollen Schadenersatz bei Spritzmitteln mit Taylor Wessing

Stefan Horn ©Clemens Mayer / Taylor Wessing

Dortmund. Landwirte fordern Schadensersatz von Pflanzenschutzmittel-Großhändlern wegen Preisabsprachen: Es geht um 200 Mio. Euro, so Kanzlei Taylor Wessing. Mehr als eine halbe Million Rechnungen wurden ausgewertet.

Landwirte aus ganz Deutschland fordern vor Gericht Schadensersatz von Pflanzenschutzmittel-Großhändlern wegen illegaler Preisabsprachen, so eine Aussendung: Das unilegion Bauernbündnis Pflanzenschutz hat Klage bei der Kartellkammer des Landgerichts Dortmund eingereicht und fordert Ersatz für Schäden in Höhe von über 200 Millionen Euro, so die beratende Kanzlei Taylor Wessing.

Hinter der Initiative haben sich laut den Angaben rund 3.200 landwirtschaftliche Betriebe versammelt. Hintergrund des Rechtsstreits sei ein von deutschen Großhändlern jahrelang betriebenes Preiskartell. Es handelt sich um eines der größten Kartellschadensersatzverfahren in Deutschland, wobei unilegion von Taylor Wessing vertreten wird.

Ein Rechtsdienstleister übernimmt das Risiko

Die unilegion Pflanzenschutz GmbH ist ein Tochterunternehmen der unilegion GmbH mit Sitz in München (Slogan auf der Website: „Sammelklagen. Europäisch. Unabhängig.“) und als Rechtsdienstleistungsunternehmen beim deutschen Bundesamt für Justiz registriert: unilegion habe sich auf Sammelklagen wegen Kartellrechtsverstößen in der EU spezialisiert und bereits im Fall des europäischen Lkw-Kartells eine der größten europäischen Sammelklagen organisiert (derzeit gerichtsanhängig), heißt es dazu.

Die Risiken der Durchsetzung der Ansprüche werden laut den Angaben durch das Bauernbündnis Pflanzenschutz getragen. Nur im Erfolgsfall erhalte das Bauernbündnis aus dem erzielten Erlös eine Kostenerstattung und eine erfolgsbasierte Kommission. Durch eine Bußgeldentscheidung des Bundeskartellamts sei klar, dass es ein illegales Preiskartell gab, so Stefan Horn von Taylor Wessing, der das Bauernbündnis berät: „Die Kartellanten müssten sich im Verfahren damit verteidigen, ihr Kartell habe nicht zu überhöhten Preisen geführt.“ Es stelle sich dann aber die Frage, warum sie ein angeblich wirkungsloses Preiskartell über mehr als 17 Jahre betrieben haben sollten.

Die Datensammlung

Für die Teilnahme an der Sammelklage mussten die Landwirte ihre Einkäufe von Pflanzenschutzmitteln im Kartellzeitraum mit Einkaufsrechnungen belegen: unilegion habe über 600.000 solcher Rechnungen erhalten und alle darin enthaltenen Einkaufsposten ausgewertet. In Summe haben die in der Klage vertretenen Landwirte in den relevanten Jahren über eine Milliarde Euro für vom Kartell betroffene Pflanzenschutzmittel ausgegeben, heißt es: „Für jeden einzelnen dieser Einkäufe haben unsere Teilnehmer einen zu hohen Preis gezahlt, während sie als Landwirte insgesamt einem hohen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt waren“, so Katharina Fröhlich, Geschäftsführerin der unilegion Pflanzenschutz GmbH.

Eine Auswertung der erhobenen Einkaufsdaten durch das auf die Bezifferung von Kartellschäden spezialisierte wettbewerbsökonomische Beratungsunternehmen RIWACON Economics habe dann eben den Schaden von 200 Millionen Euro inklusive Zinsen ergeben. „Die Berechnung von Kartellschäden setzt eine sorgfältige Anwendung komplexer statistischer Methoden und ein umfangreiches Verständnis der Marktgegebenheiten voraus. Es war ein erheblicher Vorteil, dass uns eine enorme Menge an Einkaufsdaten der Landwirte für unsere Analysen zur Verfügung stand“, so Fabian Rinnen von RIWACON.

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