Versorger & Budget. Laut einer Studie der BBH-Gruppe braucht die kommunale Wasserwirtschaft in Deutschland in den nächsten 20 Jahren jährlich 40 Milliarden Euro für die Instandhaltung der Infrastruktur.
Die deutsche Anwaltskanzlei Becker Büttner Held der BBH-Gruppe hat im Auftrag des Verbandes kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) eine Studie zum Investitionsbedarf der kommunalen Wasserwirtschaft in Deutschland durchgeführt.
Die Ergebnisse: Bis 2045 sind Investitionen in Höhe von insgesamt 800 Milliarden Euro erforderlich um die Sicherheit der Wasserver- und Abwasserentsorgung aufrechtzuerhalten, so die Kanzlei.
Vervierfachung der jährlichen Ausgaben
Derzeit investiert die Branche laut einer Aussendung jährlich rund 10 Milliarden Euro in die Instandhaltung und Anpassung der Netze und Anlagen. Die Studie kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass dieser Betrag auf durchschnittlich 40 Milliarden Euro pro Jahr steigen muss.
Von der Gesamtsumme entfallen demnach etwa 65 Prozent auf die Abwasserentsorgung und 35 Prozent auf die Trinkwasserversorgung. Allein für die beschleunigte Klimaanpassung werden zusätzliche Investitionen von 10 bis 15 Prozent der Gesamtsumme veranschlagt.
10.000 Euro pro Kopf
Der theoretische Investitionsbedarf entspricht laut der Studie 10.000 Euro pro Kopf in den nächsten 20 Jahren. Diese Kosten werden jedoch laut BBH über die Nutzungsdauer der Anlagen und Netze verteilt und von allen Nutzern der Infrastruktur getragen. Angesichts dessen fordert der von der BBH-Gruppe begleitete Verband VKU die Aufnahme von Wasser und Abwasser in das Sondervermögen Infrastruktur Bund/Länder/Kommunen.
Zudem seien gezielte Förderinstrumente und kostendämpfende Maßnahmen erforderlich, darunter die Absenkung der Mehrwertsteuer für Trinkwasser, die Rückführung von Wasserentnahmeentgelten und Abwasserabgaben in die Infrastruktur, die Etablierung der Herstellerverantwortung im Bereich der Trinkwasserversorgung sowie eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, so die Kanzlei.
Thomas Straßer, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Partner bei BBH: „Die Ergebnisse unserer Studie unterstreichen die Notwendigkeit erheblicher Investitionen in die Wasserinfrastruktur. Nur durch rechtzeitige und angemessene finanzielle Mittel können wir die Versorgungssicherheit und Qualität langfristig gewährleisten.“
„Neben der finanziellen Dimension ist es entscheidend, dass rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine effiziente Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen ermöglichen. Dazu zählen insbesondere die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren“, so Daniel Schiebold, Rechtsanwalt und Partner bei BBH. In der Medienberichterstattung zieht man auch schon weitergehende Schlüsse: „Auf die Kunden kommen wohl höhere Gebühren zu“, schreibt etwa die FAZ.