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KI-Projekt der Uni Graz analysiert historische Stellenanzeigen

Historische Jobinserate Projekt Uni Graz Extrajournal.net
Stellenanzeigen werden von KI analysiert (© Jörn Kleinert / Uni Graz, beigestellt)

Graz. Die Analyse von Jobinseraten liefert Rückschlüsse auf die Entwicklung des Arbeitsmarkts. Ein Projekt der Uni Graz durchleuchtet sie.

Jobinserate sind heute vorwiegend im Internet zu finden – doch auch das klassische Inserat in der Zeitung kann wertvolle Rückschlüsse liefern. Ein Forschungsteam der Universität Graz entwickelt derzeit eine KI-gestützte Technologie, um historische Stellenanzeigen in österreichischen Zeitungen zu analysieren. Ziel des Projekts ist es, die Entwicklung des Arbeitsmarktes von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu dokumentieren. Unterstützt wird das Vorhaben vom Wissenschaftsfonds FWF und der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB).

Das Projekt trägt den Namen „Die Entstehung des ausdifferenzierten Arbeitsmarktes“ und wird von Jörn Kleinert, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Graz, geleitet. Es ist Teil des Netzwerks „Human Factor in Digital Transformation“ und wird mit rund 400.000 Euro gefördert. Kleinert untersucht insbesondere die Rolle von Spezialisierung und Heterogenität als Triebkräfte wirtschaftlicher Entwicklung.

Technologie und Methodik

Die Grundlage des Forschungsprojekts bildet die historische Zeitungsdatenbank ANNO der ÖNB, die acht Millionen digitalisierte Seiten umfasst. Mit Hilfe eines Optical-Character-Recognition-Algorithmus (OCR) sollen Stellenanzeigen automatisiert erkannt und in maschinenlesbare Texte umgewandelt werden. Die Herausforderung dabei liegt in der Vielfalt der Anzeigenformate (wie im Bild oben zu sehen): Unterschiedliche Schriftarten, Layouts und Textstrukturen erfordern nämlich ein umfangreiches Training der KI. Genau dafür wurden 35 Zeitungen aus dem Archiv ausgewählt, deren Inserate händisch geprüft und aufbereitet wurden. Insgesamt umfasst der Trainingsdatensatz etwa 12.500 Anzeigen.

Historische Einblicke in Jobinserate

Das Projekt beleuchtet die Entstehung eines differenzierten Arbeitsmarktes in Österreich. Während es um 1850 nur rund 100 Berufe gab, hat sich diese Zahl bis heute auf etwa 3.700 erhöht. Historische Stellenanzeigen, wie jene einer „englischen Lady“ aus dem Jahr 1870, die Englischunterricht im Austausch für Unterkunft angeboten hat, zeigen die damaligen Arbeitsverhältnisse. Sogar eine Annonce von Johann Strauss aus demselben Jahr, in der ein Klarinettist gesucht wurde, ist Teil der Forschung.

Es gibt auch schon erste Ergebnisse des Forschungsprojekts: Die bisher ausgewerteten Daten zeigen die zunehmende Spezialisierung von Berufen im Laufe der Jahrzehnte. Neue Berufsbilder wie Typistinnen oder Zahntechniker bzw. Zahntechnikerinnen tauchten erstmals in den 1920er-Jahren auf. Außerdem untersucht das Team soziale und wirtschaftliche Aspekte des Arbeitsmarktes, darunter die Entwicklung von Gehältern. Bis zum Projektabschluss Ende dieses Jahres sollen rund 1,3 Millionen Stellenanzeigen in maschinenlesbares Format überführt worden sein.

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